Die 3 größten Fehler beim Investieren in ETF-Sparpläne
Fehler 1: Korrelationen werden missachtet
Die Abbildung eines Indexes bietet den Vorteil, dass man bereits mit nur einem ETF eine große Diversifikation erreichen kann. Es besteht die Möglichkeit in ganze Länder, Kontinente und Wirtschaftssektoren über mehrere Asset-Klassen hinweg zu investieren.
So besteht beispielsweise der MSCI World Index (bzw. MSCI ACWI) aus 1639 (bzw. 2476) einzelnen Unternehmen. Und gerade weil es viele breitgefächerte Fonds gibt, besteht die Gefahr, dass ungewollte positive Korrelationen entstehen.
Das bedeutet, dass zwei ETFs in wechselseitiger Beziehung zueinander stehen. Es besteht eine Abhängigkeit, sodass sich beide ETFs mit einem gewissen Grad (Korrelationskoeffizient) ähnliche Kursentwicklungen widerspiegeln.
Das kann daran liegen, dass beide ETFs die gleichen Aktien beinhalten. Der MSCI World beinhaltet bereits eine ca. 60% USA-Gewichtung (ca. 980 USA-Aktien). Würde man in seinen Sparplan einen ETF auf den S&P 500 hinzufügen, hätte man zahlreiche Aktien doppelt abgebildet.
So sind die am höchsten gewichteten Unternehmen des S&P 500, wie bspw. Apple, Microsoft und Exxon Mobil, ebenso im MSCI World verstärkt gewichtet und es könnte zu einer unbewussten Verstärkung der einzelnen Gewichtungen im Gesamtportfolio kommen.
Selbiges Spiel hat man beispielsweise bei dem MSCI Emerging Market und einem ETF auf China oder bei einem EuroStoxx 600 und einem ETF auf den DAX oder auf Großbritanniens FTSE Index.
Somit sollten die ETF-Broschüren immer gründlich gelesen werden und mögliche Überschneidungen einkalkuliert werden, damit die definierte Anlagestrategie erfolgreich durchgeführt werden kann.
Fehler 2: Die Anlagestrategie ist nicht definiert
Für einen erfolgreichen Vermögensaufbau spielt die persönliche Anlagestrategie eine maßgebliche Rolle. Auch wenn es ein wichtiger Schritt ist überhaupt mit dem Vermögensaufbau anzufangen, sollte man nicht blauäugig von heute auf morgen mit dem Investieren beginnen.
Es wird eine Strategie benötigt, die zu euren persönlichen Anforderungen passt. Hierfür muss die eigene Risikobereitschaft eingeschätzt werden und die Asset-Allokation angepasst werden. Wie soll die Gewichtung zwischen beispielsweise Aktien, Anleihen, Rohstoffen und Immobilien ausfallen? Was für eine Rendite wird angestrebt?
Des Weiteren muss der Anlagehorizont festgelegt werden. Wie lange soll der ETF-Sparplan laufen? Muss das Geld in 5, 15 oder 30 Jahren wieder zur Verfügung stehen?
Soll ein Sektor besonders fokussiert werden oder ein möglichst breit-diversifiziertes Weltportfolio (nach Gerd Kommer) aufgebaut werden?
Die altbekannte Börsenweisheit, dass nicht alle Eier in einen Korb gelegt werden sollen, hat nicht an Aktualität verloren.
Kurzzeitige Trends und Marktgeschehnisse sollten einen nicht von seiner ursprünglichen Anlagestrategie abweichen lassen. Insbesondere das passive Investieren soll Zeit einsparen und somit ist ein täglicher Blick auf die Märkte sowie das eigene Depot überflüssig.
Lediglich ein regelmäßiges Rebalancing des Depots sollte angestrebt werden, um seine langfristige Strategie nicht aus den Augen zu verlieren.
Fehler 3: ETFs nur nach dem Total Expense Ratio (TER) aussuchen
Um Kosten zu sparen ist der Wechsel von aktiv gemanagten Fonds zu ETFs ein guter Schritt. Der zusätzliche Aufwand für das Stock Picking sowie Market Timing fällt bei einer Indexabbildung weg.
Die Total Expense Ratio gibt an, welche Kosten für einen Fond jährlich entstehen. Um langfristig höhere Gewinne zu realisieren, sollten diese möglichst gering sein, aber nicht allein ausschlaggebend für die Wahl des ETFs. Das TER des ETFs auf sehr beliebte Indizes, wie bspw. dem DAX, weichen in der Regel nicht stark voneinander ab (~0,07% bis 0.16%).
Es gilt andere Faktoren mit einzubeziehen in die Wahl des optimalen ETFs. Neben dem TER müssen die generellen Kaufkosten des ETFs verglichen werden. Welcher Broker bietet mir die besten Konditionen? Um das herauszufinden, kann ein ETF-Sparplan-Vergleich helfen.
Viele Online-Broker bieten mittlerweile dutzende sparplanfähige ETFs an, von denen zahlreiche ab einem geringen monatlichen Betrag sogar kostenlos bespart werden können.
Bei der Recherche für einen langfristigen Sparplan sollte jedoch berücksichtigt werden, dass es sich hierbei um Sonderkonditionen handelt, die zeitlich begrenzt sein können.
Günstige Sonderkonditionen können einen dazu verleiten, verschiedene ETFs von dem gleichen Emittenten zu wählen. Beispielsweise bietet der Broker ComDirect insbesondere ComStage ETFs an. Auch wenn ETFs als Sondervermögen gelten, besteht ein gewisses Kontrahentenrisiko durch Swap-ETFs.
Mit einer Erweiterung des Emittentenspektrums im Portfolio lässt sich dieses Risiko minimieren. Eine weitere wichtige Rolle neben dem TER spielt die Tracking Difference, also die Abweichung der Rendite eines ETFs zu seiner Benchmark. Dieser Wert kann positiv oder negativ ausfallen und stellt somit einen Indikator für die Replikationsqualität des ETFs dar. Ein Unterschied kann unter anderem dadurch entstehen, dass Transaktionskosten anfallen, die ein Index nicht zu tragen hat.
Selbstverständlich fallen auch bei ETFs Steuern an, wenn damit Gewinne realisiert werden. Auf den ersten Blick wirkt die Thematik nicht gerade übersichtlich, denn es muss nach mehreren Kriterien unterschieden werden.
Relevant ist das Fondsdomizil des Emittenten sowie die Art des ETFs. Ob ein ETF als steuereinfach oder steuerhässlich gilt, hängt unter anderem davon ab, ob der Fonds synthetisch oder physisch repliziert wird und ob er thesaurierend ist oder seine Erträge ausschüttet.
Um langfristig keine Fehler zu bereuen, ist es zwingend notwendig sich mit der Thematik zu beschäftigen, um eine mögliche Doppelbesteuerung zu vermeiden.
Kommentare (3)
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Dirk
sagt am 20. Juni 2018
Also nach einer einfachen Möglichkeit der Geldanlage hört sich auch ETF nicht an. Es ist und bleibt einfach dabei: Wer Geld anlegt, muss vorher seine Hausaufgaben gemacht haben. Egal, ob Aktien, Fonds oder andere Geldmarktprodukte. Einfach mal kaufen kann nach hinten losgehen.
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e-lyass
sagt am 25. April 2018
Wem es zu mühsam ist, die Tracking Difference selbst auszurechnen, kann ab jetzt auch auf http://www.trackingdifferences.com zurückgreifen. Macht einen guten Eindruck, und die Daten kann man notwendigenfalls auch selbst anhand der Fonds-Dokumente überprüfen.
F
Finanziell Frei mit 30 - Dominik
sagt am 19. Juni 2016
Ein wirklich guter Artikel. Häufig ist es kompliziert, was beim Investieren alles beachtet werden muss und ich denke, wenn diese drei Sachen beachtet werden, dann hast Du bereits sehr viel richtig gemacht. Ein ETF ist genauso wie ein Hammer ein Werkzeug. An sich ist aus diversen Gründen ein ETF einem aktiv gemanagten Fonds vorzuziehen. Dies bedeutet aber nicht automatisch, dass der Einzelanleger mit dem ETF besser abschneidet, als mit einem Fonds, da er mit dem ETF erstmal richtig umgehen muss. Durch einen ETF wird ein passiver Investmentansatz umgesetzt, doch viele Leute kaufen sich ETFs und fangen dann damit an aktiv zu handeln. Dadurch wird die Rendite in wahrscheinlich 90% der Fälle ruiniert. Schöne Grüße Dominik
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