8 finanzielle Fehler, die du vermeiden musst (Teil 1)
Fehler 1: Risikotoleranz falsch einschätzen
Zuallererst solltest du ehrlich zu dir sein und klar festlegen, wie risikobereit du bist. Viele Menschen schätzen ihre Risikobereitschaft falsch ein und treffen dann falsche Entscheidungen.
So geraten sie zum Beispiel nach einem Crash in Panik und verkaufen ihre Wertpapiere zu Tiefstpreisen, weil sie den Verlust im Depot mental nicht verkraften können. Das ist irrationales Handeln und einer der größten Fehler, den du als Anleger begehen kannst.
Dazu ein kleines Spiel:
Du hast die Wahl zwischen zwei Optionen.
- Bei Option A hast du eine 50 %-Chance, 100 Euro zu gewinnen und eine 50 %-Chance, 0 Euro zu gewinnen.
- Bei Option B gewinnst du 10 Euro mit einer Wahrscheinlichkeit von 100 %.
Wenn du sehr Risikoavers bist, entscheidest du dich für Option B, da du auf jeden Fall 10 Euro sicher hast. Denkst du jedoch rational, dann wählst du Option A, da dein erwarteter Gewinn 50 Euro (0,5 x 100 Euro + 0,5 x 0 Euro) beträgt. Da der Erwartungswert von Option A (50 Euro) höher ist als der von Option B (10 Euro), solltest du A wählen.
Wie sähe das Ganze jetzt aber aus, wenn die Zahlen größer werden?
- Bei Option A gewinnst du zu 50 % nichts und zu 50 % eine Summe von 100.000 Euro.
- Option B garantiert dir dagegen 10.000 Euro zu 100 %.
Hier ist es nicht verwunderlich, wenn du dich nicht mehr für A, sondern für B entscheidest. Werden nochmals ein paar Nullen angefügt und die Summen steigen auf 100 Millionen bei Option A und 10 Millionen bei Option B, dann wird sich kaum jemand mehr für A entscheiden.
Trotz des sicheren Gewinns von 10 Mio. Euro bleibt B eine irrationale Wahl, da der Erwartungswert weiterhin deutlich kleiner ist als bei A (50 Mio. Euro). Dennoch ist die Wahl für B nachvollziehbar, da die Einschätzung von Risiken stark mit dem persönlichen Wohlbefinden zusammenhängt.
Lege daher für dich selbst fest, wie viel Verlust du in deinem Depot maximal verkraften kannst. Kannst du trotz 50 % Verlust ruhig schlafen oder verkaufst du in diesem Fall panisch deine Wertpapiere?
Fehler 2: Börsenexperten glauben
Menschen tendieren dazu, sich zu sehr an den Rat von Autoritäten zu halten, ohne diesen zu Hinterfragen. Dieses Phänomen wird mit dem Ausdruck „Authority bias“ umschrieben.
Das trifft auch auf andere Bereiche zu, aber vor allem im Bereich der Geldanlage sind viele Privatanleger davon betroffen. Ein gutes Beispiel dafür sind die vielen Börsengurus, die irgendwann alle wieder von der Bildfläche verschwunden sind.
Die meisten sind populär geworden, weil sie entweder gutes Marketing der eigenen Person betrieben oder einen Börsencrash zu einem bestimmten Zeitpunkt vorhergesehen haben. Darunter zählt auch Dirk Müller, besser bekannt als „Mr. DAX“, der in sehr vielen Wirtschaftsmedien vertreten ist oder zitiert wird.
Aber auch dessen Prognosegenauigkeit ist nicht sehr hoch. Vergleiche dazu einfach mal, was Dirk Müller in der Vergangenheit gesagt hat und was davon auch wirklich eingetroffen ist.
Die Liste von anderen Gurus, Money-Experten und Börsenprofis lässt sich fast unendlich lang fortsetzen. Und trotzdem sind viele Menschen deren Aussagen verfallen.
Grund ist das immer wieder angewandte Prinzip der Börsengurus, richtig getroffene Aussagen einfach zu wiederholen. Die vielen Prognosen, die sich als falsch erwiesen haben, werden dagegen nicht erwähnt.
Sei Experten daher immer skeptisch gegenüber eingestellt. Das gilt für TV-Börsen-Gurus genauso wie für deinen Bankberater oder EZB-Chef Mario Draghi. Die Wirtschaft und Finanzmärkte sind einfach viel zu komplex, dass einzelne Person sie analysieren, komplett verstehen und vorhersagen können.
Auch große Investmentbanken liegen bei ihren Prognosen, welchen Stand ein bestimmter Aktienindex zum Jahresende haben wird, häufig daneben. Zu entsprechenden Themen solltest du dich daher immer selbst informieren und letztendlich eine eigene Meinung bilden.
Fehler 3: Prognosen Gehör schenken
Wie oft hast du folgende Aussagen schon gehört?
- „Der Euro wird auseinanderfallen und die Gemeinschaftswährung wird es bald nicht mehr geben.“
- „Griechenland steht kurz vor dem Staatsbankrott und wird aus dem Euro austreten. Portugal, Irland und Italien wird dasselbe Schicksal widerfahren.“
- „Der Welt geht das Öl aus! Und das birgt die Gefahr eines dritten Weltkrieges.“
Privatanleger lassen sich oft durch solche Prognosen leiten und investieren aus Angst kein Geld mehr ‒ schon gar nicht an der „teuflischen“ Börse. Oder sie legen ihr Kapital übermäßig oft in Rohstoffe wie Gold oder Silber an.
Um dieser Einstellung entgegenzuwirken, solltest du dir ein Zitat von Sir John Templeton verinnerlichen, dem Gründer der heute riesigen Kapitalverwaltungsgesellschaft Templeton Investments.
Seiner Meinung nach sind die vier gefährlichsten Wörter in der Geldanlage:
This time it‘s different. (Dieses Mal ist es anders)
Templeton hat frühzeitig erkannt, dass die Wirtschaft einem Zyklus unterliegt und es auch an den Börsen Auf- und Abwärtsphasen gibt. In Tiefphasen werden Menschen oft sehr pessimistisch und denken, dass die Welt „untergeht“, das Wirtschaftssystem nicht mehr funktioniert oder die Inflation übermäßig steigen wird. Du wirst erkennen, dass die meisten dieser Aussagen nicht eintreffen. Viele Anleger begehen jedoch diesen Fehler und schenken Prognosen zu viel Gehör.
In seinem 2009 erschienen Buch „Crashkurs“ empfahl Dirk „Mr. DAX“ Müller, in Krisenzeiten nicht in Aktien oder Aktienfonds zu investieren. In den Monaten nach der Veröffentlichung des Buches stieg der DAX um 23 %. Zwei Jahre danach war der Deutsche Aktienindex sogar mit 52 % im Plus. Die Empfehlung von „Mr. DAX“ hat sich eindeutig als falsch erwiesen.
Sei daher bei Prognosen immer skeptisch. Bilde dir auch hier selbst eine unabhängige Meinung, indem du dich umfassend zu Wirtschaftsthemen informierst. Hörst du nur auf andere, gehst du ein großes Risiko ein.
Ein aktuelles Beispiel ist der „Brexit“. Niemand kann genau vorhersagen, welche Auswirkung der Austritt Großbritanniens aus der EU auf die Wirtschaft Englands oder den Rest Europas haben wird.
Dennoch wird es Prognostiker geben, die mit ihren Aussagen zufällig richtig liegen. Diese werden sich dann wahrscheinlich wiederholt damit brüsten, dass sie mit ihren Prognosen recht behalten haben.
Fehler 4: Wichtige Finanzentscheidungen aufschieben
Vielen Menschen gilt das Thema Finanzen als lästig, weswegen sie sich auch nicht gerne darum kümmern. Teilweise ist diese Einstellung nachvollziehbar, weil dahinter oft schlechte Erfahrungen stehen. Hiobsbotschaften wie Finanzkrisen, einem betrügerischen Versicherungsvertreter, der durch den Abschluss nur eine hohe Provision erzielen will oder hohe Gebühren bei Banken sind nur einige Beispiele.
Ein solch negatives Umfeld hat einen schlechten Einfluss auf den Willen, seine eigenen Finanzen möglichst früh und effizient zu planen.
Es ist sehr wichtig, möglichst früh mit dem Sparen und Investieren zu beginnen.
Der Hauptgrund ist der Zinseszinseffekt: Je früher du mit der Geldanlage beginnst, desto länger wird dein Kapital exponentiell verzinst.
Obwohl es einige Zeit dauert, die Welt der Finanzen komplett zu verstehen, ergibt es keinen Sinn, so lange mit dem Investieren zu warten, bis du Finanzthemen komplett begriffen hast. Lerne parallel dazu und informiere dich vorher gründlich über die entsprechenden Finanzprodukte, in die du dein Geld anlegst.
Rechne damit, dass bei deiner Geldanlage nicht alles wie gewünscht funktioniert. Mit einigen Investments wirst du dir eventuell die „Finger verbrennen“, bei anderen hast du dagegen auch Glück.
Verabschiede dich vom Gedanken an ein perfektes Portfolio oder perfektes Investment, weil es nicht existiert. Beginne mit der Geldanlage, eigne dir Schritt für Schritt mehr Wissen an und lerne aus deinen Fehlern. Dein Portfolio kannst du so immer weiter optimieren.
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