Aktien fürs Alter? Wie das Ausland bei der Rente auf den Kapitalmarkt setzt
Ein Problem, mit dem nicht nur Deutschland, sondern so gut wie alle Industriestaaten umgehen müssen, die in den vergangenen 100 Jahren einen rasanten wirtschaftlichen Aufschwung hingelegt haben. Der Unterschied ist: Vielerorts hat man bereits um die Jahrtausendwende auf den demographischen Wandel reagiert und das Rentensystem angepasst. Länder wie Schweden, Norwegen, die Niederlande und England investieren die Rentenbeiträge ihrer Bürger inzwischen auch am Kapitalmarkt, sprich: Nicht die gesamten Einzahlungen gehen unmittelbar auf das Rentenkonto eines anderen - ein Teil davon wird ebenfalls in einen Fonds gesteckt, der Aktien und andere gewinnträchtige Wertpapiere kauft. Mancherorts wird die Altersvorsorge mit Aktien dagegen zumindest steuerlich stark gefördert. Deutschland könne sich davon eine Scheibe abschneiden, heißt es immer wieder. Aber welche Optionen gibt es hier genau? Wir haben uns die Rentensysteme anderer Länder genauer angesehen.
Wer nicht widerspricht, investiert: Das schwedische Modell
Das schwedische Rentensystem wird gern als eines der fortschrittlichsten weltweit gelobt. Grundlegend ist es erst einmal aufgebaut wie das deutsche und basiert ebenfalls auf drei Säulen: Etwa 16% des Bruttogehalts fließen in die schwedische Rentenkasse - das sind knapp 2% weniger als in Deutschland. Auch in Schweden ist es also erst einmal so, dass die “Jungen” die “Alten” finanzieren. Neben der staatlichen Rente kann optional in eine Betriebsrente investiert werden - sofern eine solche denn vom Arbeitgeber angeboten wird. Anders macht es Schweden dann aber bei der dritten Säule, der privaten Vorsorge: Während der deutsche Staat den Bürgern steuerlich geförderte Formen wie die Riester- und Rürup-Rente anbietet, die vornehmlich in sichere und damit renditeschwache Anlagen investiert, investieren die Schwedinnen und Schweden jeden Monat 2,5% ihres Bruttogehalts automatisch in Aktien. Genauer: in den sogenannten AP7. Dabei handelt es sich um einen staatlichen Aktienfonds, der am Kapitalmarkt investiert. Wer absolut nicht möchte, dass ein Teil seines Bruttogehalts in den schwedischen AP7 investiert wird, hat die Möglichkeit, dem zu widersprechen. 2,5% vom Gehalt in eine private Altersvorsorge zu stecken, ist aber dennoch Pflicht - und so kann, wer möchte, zwischen etwa 800 weiteren privatwirtschaftlichen Vorsorgefonds wählen, um die eigene Altersvorsorge aufzubessern. Bis zu fünf verschiedene Produkte können sogar miteinander kombiniert werden. Wer jedoch gar nicht reagiert, zahlt automatisch jeden Monat in den AP7-Aktienfonds ein. So wie bereits 90% aller Schwedinnen und Schweden.
Für jeden Bürger und jede Bürgerin des Landes wird so ein Kapitalstock aufgebaut, der später einen Teil der monatlichen Rentenbeiträge finanzieren soll. Wie hoch die Rente letztendlich ausfällt, hängt einerseits von der Höhe der Einzahlungen ab, die sich wiederum nach der Höhe des Einkommens und dem Beginn der Rente richtet. Entscheidend ist aber vor allem, wie sich der Kurs des Fonds im Laufe der Jahre verändert. Die gesetzliche umlagefinanzierte Rente wird in Schweden also mithilfe des Kapitalmarktes aufgestockt. Und das mit Erfolg: Seit seiner Auflage im Jahr 2000 erwirtschaftete der AP7 eine durchschnittliche Rendite von 6% pro Jahr. Mehr als 75 Mrd. Euro stecken inzwischen in dem Fonds, der damit einer der größten Europas ist. Das Geld der Bürgerinnen und Bürger wird mit dem AP7 zu 95% in Aktien investiert, darunter vor allem Unternehmen aus Industrieländern, zu rund 20% aber auch aus Schwellenländern. Die restlichen 5% entfallen auf Unternehmens- und Staatsanleihen. Der AP7 ist mit etwa 0,1% jährlichen Verwaltungskosten sogar günstiger als manch ein ETF, was die hohe Durchschnittsrendite zum Teil erklärt.
1.600€ für jeden: Norwegen und sein Staatsfonds
Als Blaupause für den gesamten Kontinent wird auch immer wieder das norwegische Konzept in den hiesigen Wirtschaftsmedien gelobt. Schon in den 1990er Jahren richtete das dortige Finanzministerium einen staatlichen Pensionsfonds ähnlich dem schwedischen AP7 ein, in den seither die Einnahmen aus der norwegischen Ölindustrie und inzwischen auch die Sozialbeiträge der Norwegerinnen und Norweger fließen. Bis heute ist das Gesamtvermögen des Fonds auf mehr als eine Billion Dollar angewachsen, die der Staatsfonds unter anderem in über 9.000 Aktien investiert. Zusammen machen sie knapp 70% des Fonds aus, der Rest fließt in Immobilien und Anleihen. Auch der norwegische Pensionsfonds ist mit seiner Anlagestrategie ziemlich erfolgreich: Seit seiner Gründung 1998 konnte der Fonds im Schnitt rund 6% Rendite pro Jahr erzielen.
So garantiert der Pensionsfonds den Bürgerinnen Norwegens eine Mindestrente im Alter von circa 1.600€ monatlich. Um die staatliche Mindestrente aus dem Pensionsfonds zu erhalten, muss dagegen nicht einmal gearbeitet worden sein. Stattdessen erhält sie jeder, der mindestens 40 Jahre Mitglied der norwegischen Sozialversicherung war.
Darüber hinaus gibt es aber auch in Norwegen eine einkommensabhängige Rente. Wie hoch diese ausfällt, hängt also davon ab, wie hoch das Einkommen ist, das über die Lebensarbeitszeit erworben wurde. So kommt - zumindest für Angestellte - eine Zusatzrente auf die staatliche Pension obendrauf.
Rente, ohne je gearbeitet zu haben: Das niederländische System
Aktien kommen im niederländischen Modell bei der betrieblichen Altersvorsorge ins Spiel: Denn jeder Angestellte ist außerdem verpflichtet, zusammen mit seinem Arbeitgeber etwa zwei Prozent des Bruttolohns in einen kapitalgedeckten Pensionsfonds einzuzahlen, der wiederum schwerpunktmäßig in globale Aktien investiert. Rund 430 Mrd. Euro stecken beispielsweise in dem mittlerweile 100 Jahre alten staatlichen Pensionsfonds ABP - einem der größten Pensionsfonds des Landes, neben dem aber noch Hunderte weitere Produkte bestehen. Knapp 60% des Kapitals investiert der Staatsfonds in Aktien, 40% fließen in festverzinsliche Anlagen wie Anleihen. Zusammengestellt wird der Fonds von der Niederländischen Zentralbank DNB.
Schweiz unterstützt private Vorsorge mit Aktien
In der Schweiz ist die betriebliche Altersvorsorge ebenfalls obligatorisch. Zumindest für alle Angestellten, die mindestens 19.000€ brutto im Jahr verdienen. Was insofern Sinn ergibt, als dass die Grundsicherung in der Eidgenossenschaft tatsächlich gerade so ausreicht, den Lebensstandard zu sichern. Private beziehungsweise betriebliche Vorsorge spielt deswegen eine umso größere Rolle. Im ganzen Land verteilen sich mehrere Tausend private Vorsorgeeinrichtungen, die wiederum Fonds und Versicherungen anbieten, um das Ersparte der Kundinnen und Kunden gewinnbringend, aber dennoch sicher zu investieren. Der Aktienanteil der betrieblichen Fonds liegt liegt bei um die 30%. Was die Rendite betrifft, schneiden die Schweizer Pensionsfonds dadurch auch etwas schlechter ab als beispielsweise der schwedische AP7: Im Zeitraum von 2006 bis 2018 erzielten Schweizer Vorsorgemodelle mit 30% Aktienanteil laut des Deutschen Aktieninstituts knapp 2,7% Rendite pro Jahr - die Inflation ist hier noch nicht eingerechnet. Wie hoch die Beiträge zur betrieblichen Altersvorsorge sind, hängt nicht von der Höhe des Gehalts, sondern vom Alter des Versicherten ab. Hier gilt: Je älter die Person ist, desto höher fällt auch der Beitrag aus. Maximal beträgt er 18% des Bruttolohns, in der Regel teilen sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber die Summe.
Mindestens 19.500 Dollar steuerfrei anlegen: Die 401-k-Pläne der USA
Auch wenn die Vereinigten Staaten bezüglich ihres Kranken- und Sozialsystems nicht gerade den besten Ruf genießen, muss man dem dortigen “Social Security System”, also dem öffentlichen Rentensystem, doch zumindest so viel zugestehen: Was Aktien als Altersvorsorge betrifft, sind die USA etwas progressiver unterwegs. Denn dort können Arbeitnehmer in einen sogenannten 401k-Sparplan investieren, um privat fürs Alters vorzusorgen. Man kann sich darunter eine Mischung aus betrieblicher und privater Altersvorsorge vorstellen. Der Name kommt übrigens daher, dass das Vorsorgemodell im amerikanischen Steuergesetz (Internal Revenue Code) im Abschnitt 401(k) vermerkt ist. Knapp fünf Billionen Euro stecken aktuell in den US-amerikanischen Pensionsplänen. Und das Ganze funktioniert so: Jeden Monat wird ein Teil des Einkommens vom Bruttolohn einbehalten und in einen solchen Sparplan investiert. Also quasi “steuerfrei” - zumindest bis zu einer Grenze von maximal 19.500 USD im Jahr für Arbeitnehmer unter 50, und 26.000 USD für ältere Beschäftigte. Zu einem wirklich guten Geschäft für Arbeitnehmer kann so ein 401-k-Sparplan allerdings werden, wenn der Arbeitgeber mitzieht und die Mitarbeiter bei der Altersvorsorge unterstützt. Die meisten Unternehmen geben 50% dazu, einige verdoppeln aber auch die eingezahlte Summe. In welche Anlagen das Geld letztlich fließt, kann der Arbeitnehmer weitgehend selbst bestimmen. Grundsätzlich haben Beschäftigte hier die Auswahl zwischen verschiedenen Finanzprodukten wie Aktien- oder Mischfonds, sie können aber auch in Einzelwerte investieren. Das muss nicht zwingend von Vorteil sein, wie der Fall Enron 2001 gezeigt hat: Die Mitarbeiter des inzwischen insolventen Gashändlers hatten mitunter die Hälfte ihrer Ersparnisse allein in Aktien der eigenen Firma gesteckt. Ohne zu ahnen, dass diese kurze Zeit später pleite gehen und der Wert der Papiere von 80 USD auf ein paar Cent abstürzen würde. Einige Investoren hatten so ihre komplette private Altersvorsorge von einem auf den anderen Tag in den Sand gesetzt. Das Beispiel zeigt: Nicht immer schützt die vom Staat arrangierte Altersvorsorge vor dem Totalverlust. Sich mit dem Thema Geldanlage auseinanderzusetzen, ist also auch dann notwendig, wenn der Staat einen Aktien-Vorsorgeplan anbietet. Mit anderen Worten: Es obliegt nach wie vor den Anlegerinnen und Anlegern, dass ihr Kapital breit gestreut wird.
Wie auch in vielen anderen privaten Rentensystemen ist das in einen 401-k-Sparplan investierte Geld nicht liquide: Es kann frühestens mit 55 ausgeschüttet werden - was im Grunde keine schlechte Eigenschaft für einen Sparplan ist, der für die langfristige Anlage gedacht ist. Nur machen es einem die 401-k-Pläne besonders schwer: Wer vorher auf sein Kapital zugreifen möchte, zahlt eine Strafgebühr von zehn Prozent auf die gesamten Einzahlungen. Allein für einen Immobilienkauf macht der Staat eine Ausnahme und gewährt Zugriff.
Aktien-Investments mithilfe des Chefs: Die englische Rente
Wer die staatlichen Rentenzahlungen hierzulande für niedrig hält, kennt noch nicht das englische System. Die umlagefinanzierte Basisrente beträgt nämlich umgerechnet gerade einmal 750€ im Monat und damit nur etwa 16% des Durchschnittseinkommens eines Briten. Umso wichtiger sind die betriebliche und private Altersvorsorge im Vereinigten Königreich. In die Betriebsrente beispielsweise zahlt jeder Arbeitnehmer und jede Arbeitnehmerin automatisch ein - nur wer aktiv Widerspruch einlegt, kann sich von der Pflichtabgabe befreien. Eine Verpflichtung wie in den Niederlanden gibt es hier nicht. Jedoch wird der britische Staat nicht müde, seine Bevölkerung immer wieder auf die Altersvorsorge hinzuweisen. Wer widersprochen hat, wird regelmäßig erinnert, dass eine Einzahlung in die betriebliche Vorsorge möglich ist. Bei einem Jobwechsel finden sich jene Briten, die die “Opt-Out”-Möglichkeit genutzt haben, erneut automatisch in dem Vorsorgesystem wieder. Es müsste dann also noch einmal aktiv ausgetreten werden. Wird stattdessen überhaupt nicht reagiert, fließen jeden Monat 5% vom Bruttoeinkommen in die Betriebsrente, während das Unternehmen in der Regel 3% hinzu gibt. Die meisten Arbeitgeber entscheiden sich bei der Form der Betriebsrente für den sogenannten NEST-Fonds (National Employment Savings Trust). Bei der NEST handelt es sich um eine öffentlich-rechtliche Institution, die das Kapital der Arbeitnehmerinnen investiert - und dazu verpflichtet ist, “im besten Interesse” der Sparerinnen und Sparer zu handeln. Die Beschäftigten können sich zwischen hunderten von Fondsmodellen entscheiden, die Standardform aber sieht so aus: In den ersten Jahren der Ansparphase investiert der Fonds vor allem in risikofreie Anlagen, im Laufe der Jahre steigt der Anteil an Aktien aber kontinuierlich an und beträgt in seiner Höchstphase bis zu 65%. Zehn Jahre vor dem Renteneintritt wird der Anteil dann stetig auf etwa 20% verringert und das Kapital fließt vornehmlich in festverzinsliche Wertpapiere.
Die betriebliche und staatliche Rente sorgen zusammen dafür, dass mit Eintritt in den Ruhestand ein Rentenniveau von etwa 60% erreicht wird. Wer möchte, kann zusätzlich privat vorsorgen und in Rentenfonds investieren, die ebenfalls zum größten Teil in Aktien investieren.
Kanadischer Pensionsfonds mit 50% Aktien
Abgesehen von einer jährlichen Grundrente von maximal rund 4.700€ monatlich, die jedem Kanadier zusteht, dessen Jahreseinkommen nicht die Grenze von 83.000€ überschreitet, soll im Alter vor allem der Canada Pension Plan, kurz CPP, ein angemessenes Auskommen garantieren. Knapp 10% des Jahreseinkommens eines jeden angestellten Kanadiers fließen in den Pensionsfonds, zu gleichen Teilen von Arbeitgeber und Arbeitnehmer getragen. Wie der Fonds investiert, darüber entscheidet das Canada Pension Plan Investment Board (CPPIB), eine kanadische Non-Profit-Organisation. Als siebtgrößter Pensionsfonds der Welt verwaltet der CPP inzwischen umgerechnet mehr als 300 Mrd. Euro, die er zu gut 50% in Aktien, zu 10% in Immobilien und zu knapp 6% in Infrastrukturprojekte investiert. Etwa 30% fließen in sichere Anleihen.
Französische Anleger können steuerfrei vorsorgen
Vielleicht muss es nicht direkt die umfangreiche Rentenreform sein, um die private Vorsorge mit Aktien zu stärken. Die Bevölkerung zum Kauf von Aktien zu bewegen, kann auch über Steuerbegünstigungen funktionieren. In Frankreich beispielsweise dürfen Privatanleger bereits seit 1992 mit einem sogenannten “Plans d’Epargne en Action”, kurz PEA, steuerfrei Aktien handeln. Dabei handelt es sich um Wertpapierkonten, die jeder französische Staatsbürger eröffnen kann, um so in einen Aktiensparplan zu investieren. Dieser investiert jedoch ausschließlich in europäische Werte und damit beispielsweise nicht in US-amerikanische Papiere. Die Gewinne, die mit einem solchen Depot eingefahren werden, sind komplett von der Kapitalertragssteuer und der Einkommensteuer befreit - zumindest, wenn sie die Grenze von 150.000€ nicht überschreiten und frühestens nach fünf Jahren veräußert werden. Die Idee des französischen Staates war es damals, die Aktienkultur im eigenen Land zu folgen. Offensichtlich mit Erfolg: Bislang besparen rund 7 Mio. Franzosen einen PEA. Verwunderlich ist das nicht unbedingt, denn seit 2018 werden Gewinne aus Aktien und Aktienfonds vom französischen Staat mit pauschal 30% besteuert.
Eine Aktienrente für Deutschland?
Es ist wahr: Deutschland könnte sich an der ein oder anderen Stelle etwas vom Ausland abgucken, was den Umgang mit Aktien als langfristige Anlage zur Altersvorsorge betrifft - selbst wenn es im kleinen Rahmen wäre und beispielsweise die Einführung einer Spekulationsfrist für Aktien umfassen würde. Für Immobilien, die länger als zehn Jahre im Besitz des Käufers bleiben, ist das bereits Realität: Sie können verkauft werden, ohne dass von dem Gewinn etwas an den Fiskus abgegeben werden muss. Diese Regelung bestand bis 2009 auch für Aktiengeschäfte, sofern die Papiere mindestens ein Jahr gehalten wurden. Abgelöst wurde das Ganze damals aber von der Abgeltungssteuer, die Gewinne mit 25% pro Jahr besteuert, sobald diese die Grenze von 801€ übersteigen. Steuerfrei mithilfe von Aktien für die Rente vorzusorgen, ist - zumindest aktuell - in Deutschland noch nicht möglich.
Dabei findet selbst ein Großteil der deutschen Parteienlandschaft inzwischen, man solle sich an Ländern wie Schweden oder der Niederlande orientieren und die Bundesbürgerinnen möglicherweise sogar verpflichtend in Aktienfonds investieren lassen. So etwas wie einen staatlichen Pensionsfonds nach norwegischem oder schwedischem Vorbild zu etablieren, wird dabei immer wieder als Idee in den Raum geworfen. Und es ist vermutlich nicht die schlechteste. Zunächst einmal müsste jedoch ein Kapitalstock aufgebaut werden. Das könnte ähnlich wie in Schweden funktionieren, wo ein kleiner Teil (2-3%) vom Bruttolohn jährlich automatisch abgeführt und in den Rentenfonds investiert werden, der davon renditestarke Papiere wie Aktien kauft - global und in großer Zahl. So ein Verfahren würde entweder bedeuten, dass die Sozialversicherungsbeiträge für die Bundesbürger steigen. Denkbar wäre auch, dass im Gegenzug um die 2-3% jährlich weniger in die staatliche Rentenkasse fließen. Wobei sich dann wieder die Frage stellen würde, wie die Verluste in der Rentenkasse kompensiert werden sollen.
Letzten Endes ist es doch so: Hätten wir hierzulande ein Rentenmodell wie in Skandinavien, könnte das durchaus das Vertrauen der Deutschen zur Aktie stärken - und vermutlich würde es Millionen von Bürgerinnen dazu bringen, überhaupt Geld an der Börse zu investieren, weil sie sich privat nicht mit dem Thema beschäftigen würden. Im Umkehrschluss könnte so ein obligatorisches System aber auch viele Sparer davon abhalten, sich zusätzlich mit ihrer Altersvorsorge auseinander zu setzen und darüber hinaus langfristig in Aktien zu investieren. Wozu auch, wenn der Staat es ohnehin für einen regelt? Was dabei häufig vergessen wird, ist: Lediglich 2, 3 oder 5% vom Einkommen monatlich in einen Aktienfonds zu investieren, ist zwar schon einmal ein Schritt nach vorne, deswegen aber noch lange nicht ausreichend. Generell gilt: Um das eigene Auskommen im Alter zu sichern, sollten bestenfalls um die 30%, mindestens aber 10% des monatlichen Einkommens in renditestarke Papiere investiert werden. Und das gelingt dem einzelnen Kleinanleger genauso gut wie dem staatlichen Riesen-Fonds. Denn grundlegend tut ein solcher Vorsorgefonds auch nicht mehr, als breit gestreut und weltweit Aktien zu kaufen - und damit nichts, was du nicht auch selbst machen könntest, zum Beispiel mithilfe von ETFs. Die besten ETF-Sparplan-Angebote dafür findest du in unserem ETF-Sparplan-Vergleich.
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