Alleinverdiener: Reichte früher wirklich ein Gehalt?
Drei Etagen, zwei Autos, ein Gehalt: Früher, so kommt es einem heute manchmal vor, war Wohlstand so einfach. Beinahe wehmütig blicken junge Menschen in der ganzen Bundesrepublik mittlerweile auf die 80er, 90er und frühen 2000er, als es scheinbar genügte, wenn einer im Haushalt das Geld verdiente. Üblicherweise war das der Mann, während sich die Frau um Haushalt und Kinder kümmerte. Nur etwas mehr als die Hälfte aller Frauen zwischen 15 und 65 Jahren ging beispielsweise 1992 einer Erwerbsarbeit nach, heute liegt die Quote bei knapp 74%. Kein Wunder, könnte man nun einwerfen, können sich doch immer weniger Familien das Alleinernährer-Modell leisten. Während ein Durchschnittsgehalt früher für Miete, Urlaub und Lebensmittel zu reichen schien, kommt man heute selbst mit zwei Vollzeit-Gehältern gerade so über die Runden, der Traum vom Einfamilienhaus mit Garten scheint unerreichbar. Doch haben es junge Leute heute wirklich schwerer als ihre Eltern? Oder trügt der Schein und geht es ihnen in Wahrheit sogar besser?
Alleinverdiener-Familien eher von Armut bedroht
Wie gut können Familien heute noch von einem Gehalt leben? Für jeden Haushalt kann man das freilich nicht beantworten, es hängt schließlich von den individuellen Ausgaben und Einnahmen ab. Mit Durchschnittswerten lässt sich aber sehr wohl hantieren: Im Schnitt stehen Familien finanziell besser da, wenn beide einer Erwerbsarbeit nachgehen. Das fand die Bertelsmann-Stiftung 2018 heraus und bilanzierte Beunruhigendes: „Wenn Mütter nicht erwerbstätig sind, droht ihren Kindern Armut“, resümierten die Experten und verwiesen auf die Studie „Aufwachsen in Armutslagen“ des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Darin verglichen die Forscher die finanzielle Situation von Familien mit einem Alleinverdiener und solchen, in denen beide Eltern erwerbstätig waren. Während weniger als zwei Prozent der Kinder von erwerbstätigen Müttern (in Voll- oder Teilzeit) Erfahrung mit Armut machten, waren es in Familien, in denen die Mutter nicht erwerbstätig war, ganze 32%.
Daraus sollte man freilich nicht schließen, dass Familien mit nur einem Ernährer stets schlechter aufgestellt sind als solche, in denen beide Vollzeit arbeiten. Festhalten kann man aber: Das Risiko, in Armut zu geraten, ist mit dem Ein-Verdiener-Modell tendenziell höher. Als arm oder armutsgefährdet definiert die Bertelsmann-Stiftung Kinder und Jugendliche, deren Familien weniger als 60% des „mittleren äquivalenzgewichteten Haushaltseinkommens“ verdienen, also das Nettoeinkommen inklusiver staatlicher Transferleistungen. Im Jahr 2019 lag das nach Informationen des Ifo-Instituts in Deutschland bei 23.300€.
Zwei Gehälter, das kann man aus der Studie schließen, sind für einen nicht geringen Teil von Familien schlichtweg notwendig, um das Familienleben zu finanzieren. Die Frage ist: War das früher so anders? Kam man vor 30 Jahren tendenziell eher mit nur einem Gehalt hin als heute?
Gehälter verdoppelt seit Anfang der 1990er
Um das zu ermitteln, muss man den Blick auf zwei Variablen lenken: die durchschnittlichen Einkommen (nach Steuern) und die Preise. Zwischen 1992 und 2022 stiegen nach Daten des Sozioökonomischen Panels (SOEP) die Nettoeinkommen in Deutschland im Mittel (Median) von monatlich 905€ auf 2.000€. Anders gesagt: Der durchschnittliche Haushalt in Deutschland hat heute mehr als doppelt so viel Geld in der Tasche wie vor 30 Jahren. Nur können wir uns davon leider nicht doppelt so viel kaufen wie damals.
Waren und Dienstleistungen, Mieten, Lebensmittel, Urlaubsreisen, Kleidung und etliche andere Posten verteuerten sich seit 1992 ebenfalls. Wie stark, verrät einem der Verbraucherpreisindex, der die durchschnittliche Preisentwicklung aller Waren und Dienstleistungen im Zeitverlauf misst. 1992 stand der VPI noch bei 65 Punkten, im Jahr 2022 bei 110. Das heißt: Die Preise stiegen binnen 30 Jahren um 69% und damit schwächer als die Löhne. Erhebungen des SOEP, das seit den 1980ern deutsche Haushalte befragt, bestätigen das: Demnach stiegen die mittleren Einkommen nach Inflation, also real, zwischen 1992 und 2022 von 1.544€ auf 2.000€ netto im Monat und damit um knapp 30%. Mit anderen Worten: Der durchschnittliche Haushalt in Deutschland hat heute – trotz gestiegener Lebenshaltungskosten – ein Drittel mehr Geld zur Verfügung als Anfang der 1990er. Eigentlich müssten Familien also heute sehr viel besser mit einem Gehalt auskommen als damals.
22 Minuten arbeiten für ein Päckchen Butter
Dass wir uns im Schnitt mehr leisten können, kann man auch an der Kaufkraft ablesen, die das Statistische Bundesamt für die Jahre 1970 und 2022 gegenübergestellt hat: Während der Durchschnittsverdiener (mit Durchschnittsgehalt) für ein Kilo dunkles Mischbrot vor knapp 50 Jahren noch durchschnittlich 16 Minuten arbeiten musste, waren es 2022 nur noch zwölf Minuten. 250 Gramm Butter kosteten damals 22 Minuten Arbeitszeit, heute sind es nur noch sieben.
Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) blickte 2018 sogar noch weiter zurück, nämlich bis in die 1960er Jahre: „Musste man 1960 für einen einfachen Schwarz-Weiß-Fernseher noch mehr als 339 Stunden arbeiten“, schreibt der Statistiker Christoph Schröder in einem Kurzbericht, „bekommt man heute für den Einsatz von gut 24 Nettostundenverdiensten einen Smart-TV mit hochauflösendem 40-Zoll-Bildschirm.“ Auch wenn der Wohlstandszuwachs nicht für alle Güter und Dienstleistungen in gleichem Maße gilt (für einen Friseurbesuch muss man heute laut IW im Schnitt sogar eine halbe Stunde länger arbeiten als 1960), halten die Forscher fest: „Der Warenkorb, für den man 1960 noch eine Stunde arbeiten musste, ist heute bereits nach 19 Minuten verdient“.
„Früher musste eine Familie von einem Gehalt leben“
Mit Blick auf die Durchschnittswerte stimmt es also: Junge Paare in der Gegenwart haben einen größeren finanziellen Spielraum als ihre Eltern und Großeltern. Dass Familien es heute tendenziell schwerer haben, ist damit eine Illusion. Das bekräftigt auch Georg Cremer, Ökonom und Autor, der dazu 2022 eine Analyse bei Zeit Online veröffentlichte. Die Einkommensverhältnisse von Haushalten hätten sich seit den 1960er Jahren keineswegs verschlechtert, heißt es darin. „Das Argument, man habe früher von einem Gehalt noch leben können, zielt offensichtlich auf die Nachkriegsdekaden und verklärt das damals dominante männliche Ernährermodell in der alten Bundesrepublik“, schreibt Cramer. „Früher musste eine Familie von einem Gehalt leben.“ Vielen Familien sei schlichtweg gar nichts anderes übrig geblieben, allein schon wegen fehlender Betreuungsangebote, die heute selbstverständlich sind.
„Wenn heute in Sozialdebatten betont wird, früher habe ein Gehalt ausgereicht“, so Cremer, „dann schwingt zugleich die Behauptung mit, die Einkommensverhältnisse hätten sich verschlechtert. Das aber ist grober Unfug.“ Auch Cremer rechnet vor, wie viel mehr Kaufkraft der Durchschnittsverdiener von heute besitzt: „Ein durchschnittlich verdienender Arbeitnehmer musste 1960 für einen Herrenanzug noch 67 Stunden arbeiten, heute sind es etwa zwölf Stunden.“
Nicht alle stehen heute besser da
Wieder stolpert man hier über das Wörtchen „Durchschnitt“, und dazu muss man etwas einwerfen: Es stimmt, dass Arbeitnehmer im Schnitt finanziell besser dastehen als vor 30, 40 oder gar 60 Jahren. Die Löhne stiegen seither im Mittel so stark an, dass sie die Inflation überholten, das heißt: Trotz Inflation können wir uns heute sehr viel mehr leisten als früher. Doch gilt all das eben nur für den Durchschnittsbürger mit Durchschnittsgehalt und Durchschnittsausgaben.
So zeigen die Daten des SOEP zum Beispiel auch: Für Menschen mit niedrigem Einkommen verbesserte sich die Lage in den vergangenen 30 Jahren längst nicht so deutlich wie für die oberen Einkommensklassen. Zwischen 1992 und 2015 beispielsweise, das berichtete die Bertelsmann-Stiftung 2018, sei das Median-Äquivalenzeinkommen für Paare mit einem Kind pro Jahr und nach Inflation im Schnitt um ein Prozent gestiegen. Bei niedrigen Einkommen habe die Steigerung nur 0,8% p.a. betragen, bei hohen dagegen 1,4% p.a.
Untere Zehntel kann sich heute weniger leisten
Glaubt man Erhebungen des IAB und des Bundesfinanzministeriums aus dem Jahr 2017, die damals exklusiv der ZEIT vorlagen, soll sich eine kleine Gruppe an Haushalten inzwischen sogar weniger leisten können als früher. Konkret: Für das unterste Zehntel der Lohnverteilung sollen die Bruttogehälter von Mitte der 1980er bis Mitte der 2010er um 60%, die Preise aber um 65% gestiegen. Die Lohnsteigerungen wurden also von der Inflation aufgefressen, und das bedeutet: Zumindest ein Teil der Arbeitnehmer hat zurecht den Eindruck, dass ein einziges Gehalt früher eher reichte als heutzutage.
Nichtsdestotrotz gilt für den breiten Schnitt der Gesellschaft: Mit den Gehältern und Preisen von früher war es schwieriger, von nur einem Gehalt zu leben. Warum kommt es einem trotzdem vor, als wäre das Gegenteil der Fall?
Der Standard ist ein anderer
Vor allem, weil wir uns nicht mehr so schnell zufriedengeben. Wir sind nicht mehr bereit zu leben wie im Jahr 1970, 1980 oder 1990. Die Standards sind 2024 schlichtweg anders. Zum Beispiel leben wir heute im Schnitt auf mehr Platz als früher, wie das Statistische Bundesamt ermittelt hat: Ende 2021 bewohnte eine Person in Deutschland im Schnitt 47,7 qm, 1991 waren es lediglich 34,9 qm. Im Schnitt haben wir heute also knapp 37% mehr Platz als vor 30 Jahren. Auch in anderen Dingen legen viele junge Leute und Paare heute andere Maßstäbe an als früher. Fuhren die Eltern in den 90ern einmal im Jahr mit dem Auto nach Italien, erscheint es heute beinahe normal, wenn die Mittzwanziger monatelang durch Südostasien reisen. Drei- bis viermal pro Woche ins Restaurant zu gehen oder sich Essen vom Restaurant liefern zu lassen, ist für viele Haushalte inzwischen nichts Außergewöhnliches, während man früher ganz selbstverständlich selbst kochte. Kurzum: Das, was wir heute als „normalen“ oder „mittleren“ Lebensstandard bezeichnen würden, wäre 1990 vielfach Luxus gewesen.
Es stimmt also, früher reichte vielfach ein Gehalt, um über die Runden zu kommen. Oftmals würde es aber auch heute noch genügen – man müsste bloß die Messlatte ein klein wenig verschieben.
Kommentare (52)
M
Max
sagt am 23. Dezember 2024
Wenn man nur den Konsum betrachtet mag das stimmen. Wenn es um Eigenheim geht nicht. Doppelhaushälfte in München kostet 1,5 Mio, freistehend 2 Mio. selbst mit einem Bruttohaushaltseinkommen von >250k ist da nichts möglich ohne Erbe
d
deiwelsadvokaat
sagt am 20. Dezember 2024
Gute Idee, bin aber noch nicht überzeugt. Das bisherige Hauptargument ist wohl: In der Steinzeit waren die Ansprüche geringer. Mit denselben Ansprüchen leben wir heute im Paradies! Jo, und nö. Man muss doch den Vergleich mit den Ansprüchen von heute ziehen. Die heutigen Warenkörbe können nicht die selben Produkte beinhalten wie die aus 1982. (Da würde ich gerne die gewählte Methode verstehen, die bei der erwähnten Studie angewandt wurde) Ich würde dabei auch in die Kerbe schlagen, die gesamten Ausgaben zu betrachten, nicht nur Konsum. Und es ist doch so, dass weniger Menschen sich (später) eine Immobilie leisten als früher, oder? Frage ist dann: ... können, oder wollen, angesichts der alternativ nötigen Sparmaßnahmen? Vielleicht. Extrembeispiel: Ein befreundetes Pärchen mit Kind verdient ca. 9000 Euro netto und sie können sich bisher keine Immobilie leisten, weil sie noch zu wenig Eigenkapital mitbringen. Aber klar, auf schönen Urlaub zu verzichten ist nicht leicht. Trotzdem: Einzelne können sich von Ansprüchen befreien. Aber insgesamt ist es schwer, weil diese Ansprüche von allen Seiten kommen. Und zurück zur ursprünglichen Frage. Rein ökonomisch: Mehr Angebot auf dem Arbeitsmarkt muss die Löhne drücken. Die können nur gesteigert werden durch höhere Produktivität, oder? Und das scheint also überwogen zu haben. Zum Glück. Dass die Zeit, die dafür nötig ist, von der Zeit mit Freunden, Kindern, Kultur, Ehrenamt, usw abgezwackt wurde, um sie dem Arbeitsmarkt zuzuführen, wird vermutlich auch stimmen. Daher kann ich die Richtung des Artikels und vor allem der Aussage der "Illusion", dass es früher einfacher war, nicht zustimmen.
d
deiwelsadvokaat
sagt am 20. Dezember 2024
Der letzte Satz ist etwas verschwurbelt... Ich meine, ich kann der Illusion und dem Artikel nicht zustimmen. Früher war auf keinen Fall alles besser. Ich bin froh, jetzt zu leben. Dass es früher einfacher war, mit einem Einzelverdiensthaushalt zu leben, würde ich angesichts des Artikels trotzdem noch zustimmen.
A
Anonym
sagt am 20. Dezember 2024
Vielen Dank für den Aufschlussreichen Artikel! Eine inhaltliche Frage: ist jetzt Cramer der gleiche wie jetzt Cremer?
M
Martin Köppl
sagt am 18. Dezember 2024
Hallo, ein wirklich sehr interessanter Beitrag. Hier wird aber, soweit ich das verstanden habe, nur auf das "normale Leben" und Konsumverhalten eingegangen. Oftmals wird doch auch gesagt, dass man früher noch bauen konnte und sich ein Eigenheim leisten konnte, ohne sich und seine Nachfahren auf ewig zu verschulden. Früher wurde definitiv kleiner gebaut, aber heutzutage sind die Grundstückspreise ja schon so hoch. Könnt ihr vielleicht ein Video/Short/BLogeintrag über Anschaffungen machen, die man evtl. nur einmal im Leben oder alle paar Jahre hat (Hausbau, Auto etc.)und ob das früher wirklich einfacher war oder ob uns das auch nur so vorkommt? Grüße Martin
M
Max
sagt am 18. Dezember 2024
Hi, Ein cooler Blog! Einmal gebt ihr den Nettolohn für 1992 mit 905€ (~100% Steigerung 2022) und einmal mit 1544€ (inflationsbereinigt; ~30% Steigerung). Beim Vergleich der Preissteigerung mit der Steigerung des Nettolohns zieht ihr aber den unbereinigten Wert zur Analyse heran. Wäre nicht der Reallohn der entscheidende Parameter? Dann wäre der Preisanstieg 40% größer und nicht 30% geringer.
E
Emilia
sagt am 18. Dezember 2024
Reden wir doch mal von echten Zahlen, die ich noch sehr gut im Kopf habe. Mein Ex und ich hatten 1996 ein bescheidenes Haus mit Grundstück, neu gebaute Doppelhaushälfte, schwedisches Holzhaus in begehrter Lage in einem attraktiven Feriengebiet Deutschlands gekauft. Das Ganze kostete 420 000DM, rechnen wir der Einfachheit halber mit 210 000€. Wir hatten mit drei Kindern 140m². Wir zahlten damals 6,5% Zinsen bei sehr sportlichen 2% Tilgung und haben gefeiert. Nehmen wir jetzt die Verdopplung der Gehälter und demnach auch eine Verdipplung der Hauspreise an, stellt man fest, dass man für eine knappe halbe Million auch heute noch ein ähnliches Haus bekäme, nur sind die Zinsen deutlich niedriger. Als das Haus 2015 verkauft wurde, wir waren längst getrennt, mein Ex lebte darin und finanzierte es alleine, war es noch nicht zu Ende bezahlt. Das, was man als Mindeststandard erwartet, hat sich einfach grundlegend geändert. Und ja, wir hatten bereits 1990 den ersten Computer, der hatte wohl 5000 Mark bei Vobis gekostet. Mit dem Haus hatten wir dann das zweite Auto abgeschafft, um die Kosten niedrig zu halten. Die Ansprüche sind heute einfach höher, das war aber in jeder Generation so. Ob man das mitmacht, liegt bei einem selbst. Unser Einkommen hat just die 1000€-Grenze überschritten, wir sind Künstler und leben (allerdings im sehr sehr bescheidenen, 2015 bar bezahlten Eigenheim) von der KSK-Rente meines Mannes, und warum bin ich wohl hier? Ich spare und investiere. Und weder leben wir ärmlich, noch nagen wir am Hungertuch.
E
Einseitige Betrachtung
sagt am 17. Dezember 2024
Was in dem Artikel komplett untergeht ist welche Leistungen des Sozialstaates inzwischen selbst getragen werden müssen. Angefangen beim Zahnersatz über Sehhilfen Zur Altersvorsorge. Und der Absicherung von Berufsunfähigkeit. Und und und alles kosten die es früher nicht gab, bzw. Die nicht notwendig waren.
M
Max max
sagt am 19. Dezember 2024
Sehe ich nicht so. Früher hatte man diese Versicherungen schlichtweg einfach nicht, weil man sie sich nicht leisten konnte/wollte. Der ein oder andere hätte sie aber auch damals schon gebraucht. Und Sehhilfen zu nennen ist auch schwach. Zur Not gibt es 20€ Brillen bei großen Optikerketten, die eben nichts besonderes sind, aber funktionieren. Die gab es früher auch nicht.
K
Katharina
sagt am 17. Dezember 2024
Könntet ihr die Quellen angeben? Ansonsten sind es viele "Fakten", die man nicht überprüfen kann und dementsprechend schwierig zu glauben. Preisindex und Reallöhne von 1990 bis heute waren noch relativ einfach zu finden, bei den anderen ist es schwierig. Denn bei den "Ansprüchen" gibt es viele Aspekte mit einzubeziehen: immerhin braucht man Arbeit, Arbeit gibt es meist in der Stadt, in der Stadt sind die Preise aber teuerer, weil dort die Menschen leben müssen (oder wollen?).
P
Phil
sagt am 17. Dezember 2024
Gerade beim Hausbau zeigt sich der veränderte Anspruch. Ich kenne genug Groß/Eltern, die den Keller im Winter noch selbst ausgehoben haben und jeden Ziegel selbst setzten. Es wurde auch nur maximal alle 10 Jahre einmal in den Urlaub gefahren. Was ich mir noch denke: Jeder rechne sich selbst zusammen, wie viel er 2024 für Urlaub, Amazon und Restaurantbesuche ausgegeben hat. Gerade online-Lieferdienste sind eine Entwicklung, die dazu verleiten, bequem vom Sofa aus zu shoppen. Für Jugendliche völlig normal.
S
Sop
sagt am 17. Dezember 2024
Danke für die Recherche, diese Frage habe ich mir auch schon länger gestellt! Aber ich frage mich, was ist mit den gestiegenen Mietkosten welche einen Großteil der Ausgaben ausmachen? Und Kosten für ein Einfamilienhaus?
B
Branko
sagt am 16. Dezember 2024
Sehr gut und richtig auf den Punkt gebracht! Es kann keinem schaden nüchtern und realistisch auf die eigenen Ansprüche und Bedürfnisse zu schauen. Wir driften weiterhin zu einer Wegwerfgesellschaft und schaden damit uns und der Umwelt! Sowas kann und soll es nicht zum Nulltarif geben. Leider tut es deutlich mehr den "Wenigverdienern" weh. In manchen Kreisen wird man mittlerweile sogar als geizig abgestempelt, wenn man bei den Konsumorgien nicht mitmachen will!
A
Anonym
sagt am 16. Dezember 2024
Toller Artikel, vielen Dank für die sehr gute Recherche und fürs verständliche Auflisten. Das gibt mir ein sehr gutes Bild von damals. Wie sah es im Verhältnis zur Rente aus? Heute muss ich zusätzlich privat in meine Altersversorgung (und das nicht wenig) investieren und sparen, somit bleibt von der Nettomiete weniger im Monat. Liebe Grüße von einer Durchschnittsverdienerin
O
Oscar
sagt am 14. Dezember 2024
Wirklich toller Artikel! Wie hat es sich denn mit den Immobilien entwickelt, ist es da auch eine Fehlannahme, dass es früher erschwinglicher war ein Haus zu kaufen?
T
Thomas (Nicht von Finanzfluss)
sagt am 18. Dezember 2024
Da hat Finanzfluss vor einem Jahr schon ein Video zu gemacht mit ähnlichem Ausgang. Es ist heute nicht schwerer eine Immobilie zu finanzieren als früher. Die Familien waren früher nur bereit auf mehr zu verzichten für eine Immobilie. https://www.youtube.com/watch?v=To-ITdbL2AM
D
Dennis
sagt am 14. Dezember 2024
Hervorragender Artikel, hat mir sehr gut gefallen. Vielen Dank an die Autoren und Kommentatoren.
M
Mona
sagt am 14. Dezember 2024
Was ist aber mit der Haltbarkeit gewisser Güter? Technische Geräte haben in den 80ern auch die kompletten 80er erlebt. Heute ist man froh, wenn man über 2 Jahre hinaus kommt. Ergo, muss man sich diese Dinge häufiger kaufen als damals. Zumal durch den gestiegenen Standard auch viel mehr verschiedene Güter notwendig sind. Wer hatte damals einen PC zuhause? Heute ist das die Grundvoraussetzung für Bankgeschäfte, etc. Und ja, Werbung, Konsum und das alles macht es nicht einfacher. Sind alles psychologische Tricks, welche die Hersteller natürlich anwenden um Umsatz und damit Gewinn zu machen und das Wirtschaftswachstum muss ja irgendwo herkommen. Das geht auf Dauer nur mit mehr und immer mehr Konsum.
Ö
Öliver
sagt am 15. Dezember 2024
Welche technischen Geräte sollen das sein? Ich habe einen Philips Fernseher und eine Playstation 3 (als Blue-Ray Player) von 2011, einen selbstgebauten PC und ein Handy von 2017. Alles funtioniert tadellos, nur der Akku vom Handy ist im Eimer. Hinzu kommt, dass man viele Geräte von früher heute nicht mehr braucht: Digitalkamera, Desktrop-PC, Drucker etc.
A
Alexander
sagt am 13. Dezember 2024
Die Zahlen sprechen für sich. Dennoch Unfug. Meine Großeltern konnten sich von einem Gehalt drei Kinder, ein Haus, Auto, einmal im Jahr Urlaub mit der ganzen Familie usw. leisten, ohne geizen zu müssen. Und mein Opa war Steinmetz. Kein Meister, kein Studium, normaler Geselle in einem Kleinstunternehmen auf dem Land. Das machen Sie mir heute vor, wenn der Alleinverdiener nicht Inhaber eines erfolgreichen Unternehmens oder Gutverdiener ist. Obwohl ich heute statistisch mehr verdiene und alles kaum teurer ist, kann ich mir weniger leisten! Statistik ist und bleibt eben Statistik und von der kann ich mir nicht kaufen.
E
Erdnuss!
sagt am 15. Dezember 2024
Vielen Dank für den gut recherchierten und durch Fakten belegten Blog.🥇 "Die Zahlen sprechen für sich. Dennoch Unfug." Sehen Sie den Widerspruch in Ihrer Behauptung? Anekdotische Evidenz schlägt bei Ihnen wohl empirische Evidenz. "Meine Großeltern konnten sich..." belegbar was mehr leisten? Und selbst wenn, was sagt das über die Kaufkraft des damaligen Durchschnittsbürgers aus?
M
Michldama
sagt am 16. Dezember 2024
Hallo Alexander, sicherlich will niemand mehr mit geflickten Hosen und Hemden rumrennen. Aber in den 60er Jahren mußte man gut 1/3 des Lohns für Lebensmittel ausgeben, obwohl es damals kaum (teures) Convenience Food gab. In den 90ern waren wir bei knapp 20 %. Z. Zt. bei ca. 14 %.
C
Conny
sagt am 13. Dezember 2024
Vielen Dank für den tollen Artikel! Leider vergessen manche Leute, dass ihr hier Konsum zu "kein Geld" führt...
M
Malick
sagt am 13. Dezember 2024
Durch Innovation und Fortschritt sollten Preise doch eigentlich langfristig sinken.. Wenn ein Unternehmen Fortschritt in der Produktion schafft ist es in der Lage Produkte effizienter herzustellen. Demnach ist es für mich eigentlich logisch, dass ich heute für ein Brot weniger zahle als in den 80ern. Genauso ist es durch Maschinen einfacher größere Häuser zu bauen. Das lässt sich ja einfach durch den (mehr oder weniger) freien Markt erklären.. Was mir in dem Ansatz des Beitrags fehlt ist beispielsweise der Anstieg der Häuserpreise aufgrund von Investoren, die versuchen der Inflation zu entkommen und daher massiv in den Wohnungsmarkt investieren. Also wenn ich mir mit Nähe zur Stadt ein Einfamilienhaus leisten will, wird es denke ich schwieriger als früher.. Auf dem Land braucht man dann wieder mehrere Autos weil die Anbindung mies ist. Außerdem gibts im Grünen weniger Jobangebot und Kultur, Bildung und Soziales Angebot lässt auch stark nach..
M
Martin
sagt am 13. Dezember 2024
Grundsätzlich hast du recht: Effizienzsteigerung in der Produktion führt häufig zu sinkenden Preisen. Ein gutes Beispiel sind Brötchen aus Supermärkten, die in Großbäckereien mit hohem Automatisierungsgrad hergestellt werden. Beim traditionellen Handwerksbäcker hingegen sind die Herstellungsverfahren weitgehend gleichgeblieben, abgesehen von moderneren Öfen und Geräten. Auch bei Autos sieht man diesen Effekt: Neue Technologien verbessern die Fahrzeuge, machen sie aber gleichzeitig teurer. Bei Immobilien ist die Situation ähnlich. Ein Haus nach dem Baustandard der 1980er-Jahre wäre heute sicherlich günstiger zu bauen. Allerdings haben sich die Vorschriften erheblich verändert: Strengere Anforderungen an Dämmung, Fenster und Fassaden erhöhen die Baukosten, da moderne Materialien aufwendiger hergestellt werden müssen. Bei Immobilienpreisen in Großstädten spielen vor allem Angebot und Nachfrage eine entscheidende Rolle. Während die Baukosten für ein Haus im Dorf und in der Stadt ähnlich sein können, macht der Preis des Grundstücks den Unterschied aus – in Städten ist Bauland deutlich teurer. Der Preisanstieg wird zusätzlich durch Investoren verstärkt, die in Immobilien investieren, um der Inflation zu entgehen. Dein Punkt mit dem Landleben trifft ebenfalls zu: Wer sich für ein Haus außerhalb der Stadt entscheidet, spart zwar bei den Grundstückskosten, muss aber andere Nachteile in Kauf nehmen – wie eine schlechte Verkehrsanbindung, höhere Abhängigkeit von Autos und weniger kulturelles sowie soziales Angebot.
A
Anonym
sagt am 13. Dezember 2024
Schade, dass das Thema Immobilienpreise und -finanzierung nicht näher behandelt wird. Ist nicht genau dieses für den Eindruck verantwortlich, dass wir uns heute weniger leisten können?
A
Anonym
sagt am 13. Dezember 2024
Ich glaube, dazu hatten Sie auch schonmal einen Artikel geschrieben. In dem ging es darum, ob Immobilien tatsächlich teurer geworden sind als vor 30 Jahren. Hier der Artikel: https://www.finanzfluss.de/blog/immobilienkauf-frueher-einfacher/
S
Sylvia
sagt am 14. Dezember 2024
Ich habe den Eindruck, heute müssen alle Familien mit Kindern ein Haus haben und das finanzieren, ich kenne das von meiner Familie früher, so dass wir mit zwei Kindern in einer Mietwohnung in einer Vierzimmerwohnung gewohnt haben. Urlaub haben wir nicht gemacht, höchstens mit dem Auto innerhalb Deutschlands oder zu den Verwandten. Daher kann ich den Ansatz des Artikels gut nachvollziehen und bin auch der Meinung, dass einfach heute die Erwartungen viel größer sind den Kindern mehr geboten werden muss und die Urlaube auch generell Flugreisen sein müssen wahrscheinlich auch ans andere Ende der Welt. Das haben die Familien früher nicht erwartet.
M
Michldama
sagt am 16. Dezember 2024
Hallo Sylvia, Deinem Statement kann ich nur beipflichten. Auch wenn Immobilienpreise sehr hoch sind, dann sollte man die Lebensmittelpreise vor gut 50 Jahren vergleichen. Da hat man ca 1/3 des Lohns dafür ausgegeben. Z. Zt. geben wir ca. 14 % dafür aus.
H
Hans-Dieter
sagt am 13. Dezember 2024
Einige der KommentarschreiberInnen möchte ich bitten, mal wirklich in sich zu gehen und zu schauen, wo man einsparen kann in seinem Leben. Brauche ich das oder jenes wirklich? Hänge ich einem Gruppenzwang auf? Ist es wirklich, oder nur gefühlt schlechter, wenn ich auf das oder jenes verzichte? Wieviel Geld habe ich übrig, wenn ich auf einiges gewohnheitsmäßiges verzichte und statt dessen andere Lebensqualitätsformen suche und finde? Viel Geld kommt zusammen durch solche Einsparungen. Viel mehr als durch Gehaltserhöhungen, die Brutto sind und Netto ankommen. Netto sparen bring Netto Kapital. Macht euch einen Wochen, einen Monatsplan, einen Quartals- und einen Jahresplan. Da kann ganz schön was zusammenkommen. Wir haben mit Eineinviertel Gehältern ab Mitte der Achtziger 3 Kinder großgezogen, ohne jegliche Staatsknete durchs Studium bekommen. Heute sind sie alle Akademiker, im In-und Ausland studiert und teilweise promoviert. Später arbeitete meine Frau mehr und das komplette Gehalt ging für die Unterstützung der Kinder rein als Zukunftsinvstition. Zunächst immateriell in der Wirkung. Heute leben sie trotz sehr guter Gehälter in der von uns vorgelebten Bescheidenheit und haben richtige Rücklagen angespart. Auch für Immobilien. Urlaub hatten wir jedes Jahr von meinem Nebenjob finanziert und unser Haus mussten wir mit 9,4% effektiv finanzieren. Die höchsten Zinsen all time! Alles ohne Smartphone und Insta und Co. Nach dem Abi waren wir auch nicht mal als gottgegebenes Recht ein Jahr in Neuseeland. Wir haben gearbeitet und gejobbt. Unsere Zimmer waren nicht zentralheizungsgewärmt für den bequemen Hintern. Wir hätten auch Alternativen dazu gehabt, wären aber nicht soweit wie heute als jetzt gutsituerte Rentner im Zeitwohlstand. Die Ernte war gut! Nach der Saat. Also jammert nicht soviel, überlegt euch die Möglichkeiten mit möglichen Lösungen, die gibt es. Mehr als zu unserer Zeit! Ihr müsst es wollen und euch die Geduld und die Zeit gönnen. Es geht. Auch heute.
T
Tamarillo
sagt am 13. Dezember 2024
Also ich würde gerne bei der Arbeitszeit, Steuern und Abgaben sparen. Sparen lohnt sich in DE nicht, wenn man in Not ist, muss man die Rücklagen zuerst verbrauchen und danach wird man auf das Niveau derer gesetzt die nie etwas eingezahlt haben - aus finanzieller Sicht ist also "Sparen" dem Staat helfen, dem man eh 50% der Arbeitsleistung abgegeben hat. Zusätzlich bleibt auch die Frage nach der sozialen Gerechtigkeit wenn einer 40Std. plus Pendeln die Woche investiert um 10% mehr zu haben.
A
Anonym
sagt am 13. Dezember 2024
Das haben Sie ganz wunderbar zusammengefasst; Respekt und vielen Dank! Es ist eine Frage der Prioritäten; für Tattoos, Hündchen, teuerste Smartphones, mehrfache Reisen im Jahr scheinen die privaten Mittel grenzenlos zu sein. Die allgemeine Jammerei nervt.
A
Anonym
sagt am 14. Dezember 2024
Ich teile Ihre Ansicht. In meiner Familie war ich (heute um die 50) die erste, die studierte, was von meinen Eltern mit großem Misstrauen betrachtet wurde. Ergo waren sie auch nicht bereit, mich dabei zu unterstützen, und mein Vater verdiente knapp zu viel, als dass ich Bafög bekommen hätte. So der Kommentar meiner Eltern, als ich ihnen sagte, dass ich studieren wolle. Ich tat dies dann trotzdem, mit äußerst knappem Budget (Jobs und etwas Geld von meiner Oma). Folgende Erkenntnisse habe ich aus dieser Zeit mitgenommen: * Man kann sich gute Strategien aneignen, um auch mit knappem Budget auszukommen: Anstelle Neuware Gebrauchtes kaufen wann immer möglich. Minimalausstattung an Kleidung besitzen: Zwei Paar Jeans für den Alltag plus eine schwarze Hose für Festliches reichen aus. Beim Treffen mit Freunden in der Studentenkneipe: vorher zuhause sattessen, dort ein Getränk bestellen und darauf achten, dass man immer einen genügend großen Rest im Glas lässt. So wird man von der Bedienung nicht gefragt/aufgefordert, ein zweites Getränk zu bestellen, und kann trotzdem noch eine Stunde sitzen bleiben. Nur ein paar kleine Beispiele, man wird da sehr schnell sehr findig ;-) * Ganz wichtige Strategie: Darauf achten, sich nie arm zu fühlen. Auch wenn man es laut offizieller Statistik ist. Ich habe damals beschlossen, dass niemand außer mir selbst darüber entscheidet, was ich "bin". Und ich bin nicht arm. Punkt. Bemerkte ich doch einmal einen Anflug von Zweifel und Angst, ob ich mein Studium finanziell würde durchhalten können, bestellte ich mir im teuersten Café der Stadt Kaffee und Kuchen und gab ein gutes Trinkgeld. Dafür hatte ich immer eine Notrücklage, sodass ich die Freiheit hatte, das jederzeit zu tun. Vorgekommen ist es tatsächlich nur ein paar wenige Male, kann man an zwei Händen abzählen für die Dauer des gesamten Studiums. War aber eine emotional äußerst gesunde Trotzreaktion. *Man kann Bedürfnisse erfüllen, ohne dass viel Geld dafür notwendig ist. Fast für jeden Wunsch lässt sich das dahinter steckende Bedürfnis auch durch etwas anderes als durch die Einlösung des Wunsches erfüllen. Man muss dafür nur zwischen Wunsch und Bedürfnis trennen und das hinter dem jeweiligen Wunsch steckende Bedürfnis erkennen. *Ich bin wenig anfällig dafür, etwas haben zu wollen, nur weil es andere haben (wollen) bzw. als erstrebenswert ansehen. Ich führe diese Fähigkeit auf eine Lebensweise zurück, die es notwendig machte, sich für das zu entscheiden, was einem wirklich wichtig war. Das war ein sehr gutes Training. Ich kann im Gegenzug ohne mit der Wimper zu zucken Unmengen für das ausgeben, was mir wirklich wichtig ist, was viele Freunde dann wiederum nicht nachvollziehen können. Die Wahl zwischen einem Porsche und Büchern im Gegenwert eines Porsches? Eindeutige Antwort. Will ich nicht beides haben? Nein. Wozu? Ich bin mir ziemlich sicher, dass die "Arbeiter- und Angestelltenkinder" meiner Generation viel Interessantes erzählen könnten, wie es war, als sie aufwuchsen. Als dick bestrichene Nutellabrote der pure Luxus waren, den es zuhause nie gab, weshalb man dafür sorgte, dass die Besuche bei der besten Freundin sich zuverlässig über die Kaffeezeit am Nachmittag zogen. Als man es hasste, die Cousinen zu besuchen, weil der Kakao dort aus gezuckerter Milch mit einem Hauch Kabapulver bestand und man höflich gebeten wurde, doch weniger Kabapulver und mehr Zucker zu nehmen, da Kaba teuer sein und deshalb nur sparsam verwendet wurde. Und als man dies "vergaß", bekam man den Kakao zukünftig schon fertig zubereitet serviert und durfte ihn sich nicht mehr selber anrühren. (Nebenbei bemerkt: Schmeckt leider wirklich scheußlich. Vielleicht ertränke ich deshalb heute meine Milch in Kabapulver, bis eine cremige Masse entstanden ist, die die Bezeichnung "Getränk" nicht mehr wirklich verdient? Wer weiß...)
D
Dennis
sagt am 14. Dezember 2024
Vielen Dank für deine interessanten Anekdoten. Hat Spaß gemacht diese zu lesen.
M
Mar
sagt am 15. Dezember 2024
Ganz meine Meinung. Sparen ist leider uncool geworden und wenn man nicht alle zwei Jahre ein neues Smartphone hat ist man geizig. Ich sage immer, kaufen kann jeder, es nicht zu kaufen ist die Kunst :)))
A
Anonym
sagt am 13. Dezember 2024
Interessant fände ich außerdem inwiefern in der Statistik Themen wie Altersvorsorge und Pflege berücksichtigt werden. Während damals noch selbstverständlich davon ausgegangen wurde dass man im Alter oder Krankheitsfall abgesichert ist muss dies heute aus dem netto bestritten werden. Ein Vergleich der Versorgungsleistung zu gestiegenem Standard wäre dabei ebenfalls interessant. Ein nicht ganz unwesentlicher monatlicher Posten der auch in den kommenden Jahren für den Einzelnen noch weiter steigen muss mit Blick auf die derzeitigen Staatsausgaben. Nach der individuellen Altersvorsorge kommt als Nächstes die Kranken- und Pflegevorsorge.
D
Daniel Wurm
sagt am 13. Dezember 2024
Ich kann dir in einigen Sachen zustimmen, jedoch auch in vielen nicht. Die Berechnung Grundlage mit dem Durchschnitt ist nicht anwendbar in sehr sehr vielen Bereichen. Ich bin 33 und habe somit auch Erfahrungen, aus den 90er und frühen 2000ern. Mein Vater konnte es sich damals ohne Probleme leisten, jeden Mittwoch zum Skat in ein Restaurant zu gehen und mit den Männern dort auch Abendbrot zu verzehren und jetzt widerlege ich mal deinen Ansatz. Wenn wir viel mehr Geld haben als damals, wieso sind auf dem Land 90% aller Gastronomien geschlossen worden? Wie viele Dorfkneipen gibt es bei Euch noch? Früher war Bier bei Pfennigen, heute bekommst du vom Finanzamt auf die Finger bei einem Faktor weniger 4. Das Bier kostet selbst bei uns auf dem Land 4,00€ für 0,5L. Wer soll da noch Kneipen und Restaurants füllen? Für einen Abend in einem Restaurant mit 2 Personen und einer Sitzdauer von 2h, kannst du Minimum 100€ einplanen. Da haben die Leute nach und nach gesagt, das sowas zu teuer ist.
A
Anonym
sagt am 13. Dezember 2024
Am einzelnen Beispiel kann man beide Seiten bestärken oder schwächen, wie immer. Wie genau wird der Durchschnittsverdienst berechnet, wenn ein geringer Anteil der Bevölkerung sehr hohe Gehälter erzielt? In vielen Fällen ist ja die verminderte Kaufkraft des Mittelstands ein Thema und das die untere Schere für viel mehr Leute unten bleibt und die obere Schere der Gehälter in utopische Summen abdriftet. Oder Thema Inflation, die ist angeblich nicht so hoch, weil ich mir günstig Fernseher kaufen kann. Ich kaufe mir aber nicht täglich Fernseher, oh Wunder. Da interessiert mich also eher der gestiegene Lebensmittel-Preis. Wenn die ältere Generation erzählt, dass sie früher auch Jeans getragen haben, aber (überspitzt) gab es halt nur zwei Marken, haben wir heute ein Überangebot. Und das nutzt jeder unterschiedlich. Es gibt Leute, die klein wohnen und fahren, aber ständig reisen. Andere wohnen klein und reisen kaum, haben aber ein großes Auto. Ganz zu schweigen von minimalistischen Konzepten mit großen Investitionsplänen, sprich alles klein, außer dem ETF ;) Wohlgemerkt, den kann ich heutzutage auch einfach machen. Früher musste man zur Bank und hatte ganz andere Konditionen, nix min. 25 EUR. Ein großer Umbruch war der Wechsel von DM auf EUR. Und da merkt man, wie wenig greifbar das Konzept Inflation für viele ist; "mit 50 Mark konnte ich einen Wocheneinkauf machen". Das geht mit 50 EUR schon lange nicht mehr. Muss es das denn? Nach zig Jahren der stetigen Inflation und "mal eben", Kriegen? Und ob jetzt jemand auswärts isst oder Zuhause kocht, naja - ich kenne Leute, die essen sehr wenig und geben halt für auswärts essen immer noch weniger aus, als ich, der Zuhause kocht, aber locker das Doppelte isst. Wohnungspreise sind einfach krass. Das kann man überhaupt nicht mehr in vernünftige Relation setzen. Welcher Student geht nebenbei kellnern und kann sich eine kleine Wohnung etc. davon leisten? Ging mal, jetzt nicht mehr. Führerschein? Mein Vater konnte innerhalb einer Fahrstunde seinen Lappen machen, also neben Theorie. Auch ein Extrem, aber ging halt. Was kostet das jetzt, zwischen 2.500 und 4.000 EUR? Vergleicht doch mal, wie die Politiker Diäten seit 1990 im Vergleich zum öffentlichen Dienst und zu einem außertariflichen Arbeiter/Angestellten gestiegen sind :)
K
Kay
sagt am 13. Dezember 2024
Und wieso konnten sich damals die Leute viel eher ein Haus leisten als heute? Weil Häuser im Schnitt stärker gestiegen sind als der VPI? Ich finde den VPI längst nicht mehr aussagekräftig für solche Vergleiche.
T
Thomas
sagt am 13. Dezember 2024
Ganz einfach: Die Familien haben sich das wortwörtlich vom Munde abgespart. Sie haben auf unglaublich vieles verzichtet, und zahlen ihr Häuschen trotzdem im hohen Alter immer noch ab. Die Ansprüche sind heute einfach ABSURD höher.
S
Sylvia
sagt am 14. Dezember 2024
Die Leute, die früher ein Haus gehabt haben, waren in der Minderheit, so habe ich es erlebt. Die meisten wohnten zu miete mit ihren Kindern in einer kleinen Wohnung. Ein Haus zu besitzen, war schon etwas besonderes.
T
Thomas (Nicht von Finanzfluss)
sagt am 18. Dezember 2024
Die subjektive Ansicht wird in dem Finanzflussvideo "Waren Immobilien damals wirklich günstiger?" von vor einem Jahr (Für die durchschnittliche Familie und die durchschnittliche Immobilie) auch widerlegt.
K
Karsten
sagt am 13. Dezember 2024
Seit 1970 ist tatsächlich sehr vieles besser geworden, die Freiheiten größer und der Standard vielfach höher. Ich würde nicht zurück wollen! Der Frust stammt glaube ich eher aus der Stagnation der letzten zehn Jahre oder so, und das ist leider auch nicht ganz von der Hand zu weisen.
J
Julia
sagt am 13. Dezember 2024
Danke für diesen Beitrag. Wie oft sehe ich Freunde, die für 400€ Klamotten bestellen, weil sie ja ein paar Teile wieder zurück schicken. Gut, dann sind es nur noch 300€. Aber so geht es bei vielen im Alltag "Mal eben ein Bäckerbrötchen, Schokolade und Süßes von Markennamen kaufen, zur Feier nach Gran Canaria einladen...". Mein Mann und ich verdienen durchschnittlich, aber haben so viel Kohle "über", die wir investieren können, was andere, besser verdienende nicht haben. Weil wir keine Flugreisen (mehr) machen, nicht mehr auswärts essen (auch med. bedingt) und keine 300€ für Weihnachtsgeschenkw ausgeben. Meine Eltern mussten richtig ackern, um ein 150qm Haus für 6 zu bezahlen. Meine Schwester und Schwägerin wohnen zu 4 beide jeweils auf 240qm!! Das muss natürlich alles bezahlt werden 🤔
A
Anonym
sagt am 13. Dezember 2024
Vielen Dank für den tollen Artikel! Er liefert Fakten und Zahlen, die meine Einschätzung der Situation bestätigen. Mein Mann und ich haben neulich auch mit unseren Kindern darüber gesprochen, die als Studenten zwar bewusst mit ihrem Budget umgehen, für die jedoch z.B. Restaurantbesuche ab und an nichts Ungewöhnliches sind. Das wäre für uns als Studenten damals undenkbar gewesen. Es war damals absolut üblich, dass man als Student ein sehr begrenztes Budget hatte und entsprechend lebte - keine Restaurantbesuche, kein oder nur extrem selten mal ein Kinobesuch oder andere Aktivitäten, die Geld gekostet hätten, nur sehr wenig Kleidung, gebrauchte Möbel - das war absolut normal und man fühlte sich damit auch nicht unwohl. Stattdessen traf man sich zu Spieleabenden, war in Vereinen (Mitgliedsbeitrag sehr überschaubar) oder in kirchlichen Gruppen (kostenlos). Ich kaufte meine Kleidung auf dem Flohmarkt, was damals noch überhaupt nicht "hip" war, sondern was man nur machte, wenn das Geld nicht für etwas Neues reichte und womit man damals dann tatsächlich auch schief angesehen wurde. So sparsam man damals war, für viele war hier eine Grenze und es galt als unhygienisch. Ich finde es sehr erheiternd, dass heute, wo die meisten Menschen mehr Geld zur Verfügung haben, viel auf Flohmärkten eingekauft wird, weil es "in" und gesellschaftlich akzeptiert ist. Das zeigt doch, wie sehr sich Standards verändern können und dass unsere Gesellschaft heute den Schwerpunkt durchaus auch anders legen könnte - man könnte durchaus konsumkritischer sein und einen Urlaub im Inland als genauso schön empfinden wie einen in einer Ferienanlage im Süden, nur als Beispiel... Man könnte sich gut gekleidet fühlen, wenn man nicht immer nach der neusten Mode gekleidet ist. All das würde den positiven Nebeneffekt haben, dass man weniger Geld ausgeben müsste, um sich gut zu fühlen und dein Eindruck zu haben, eine hohe Lebensqualität zu besitzen. Wir fühlten uns als Studenten wohl mit unserem Leben, weil die Grundbedürfnisse sich erfüllen ließen, ohne dass es unser Budget überschritten hätte. Und das tun sie immer, mehr oder weniger Geld (oberhalb des Existenzminimums) ist hier nicht der entscheidende Faktor. Es ist eher entscheidend, wie eine Gesellschaft damit umgeht und welche Standards in ihr gültig sind - und da hat sich leider viel zum Negativen hin verändert. Mit der Lebensweise von damals könnten sich viele auch heute noch eine Immobilie leisten, davon bin ich überzeugt. Nur möchte man heute nicht mehr auf vieles "verzichten", was man für einen selbstverständlichen Lebensstandard hält. Die Eltern einer Freundin haben gebaut, obwohl der Vater Alleinverdiener war und nur ein Durchschnittsgehalt hatte. Aber sie haben ansonsten auf vieles verzichtet. Fleisch gab es beim Essen nur selten und dann nur für den Vater, die Mutter und die Kinder aßen die Soße. Meine Freundin musste ihre Pullover so lange tragen, bis sie viel zu knapp saßen und die eigentlich langen Ärmel zu Dreiviertelärmeln wurden. Das nur ein paar Beispiele und sie hat durch die extreme Sparsamkeit dann tatsächlich unter ihrer Kindheit gelitten. Aber das war der Preis, den ihre Eltern bereit waren zu zahlen, um ein eigenes Haus zu haben. Bei einer anderen Freundin war die Situation ähnlich. Diese Seite muss man eben auch sehen, wenn man sagt, dass man sich früher viel leichter ein eigenes Haus kaufen konnte...
A
Anonym
sagt am 13. Dezember 2024
Danke für den Erfahrungsbericht. ...........................
A
Anonym
sagt am 13. Dezember 2024
Hier wird sich mit früher nur auf die alten Bundesländer bezogen, in der DDR liefs anders. Daher bitte immer aufpassen mit Pauschalisierung das es „überall“ Einverdienerhaushalte gab. Eben nur in einen Teil Deutschlands. Der Tonus in den neuen Bundesländern ist heute eher- früher gabs die Dinge nicht (Urlaub in ferne Länder, diverse Konsumgüter), heute kann man sie sich nicht leisten.
C
CouchPotatoe
sagt am 13. Dezember 2024
Danke, das wollte ich auch gerade schreiben. Statistiken aus dem Deutschland der 70/ 80er Jahren können kaum mit heute verglichen werden, da die Grundlage eine ganz andere ist, und die Alleinverdienerehe gab es in der DDR nicht.
J
Jochen
sagt am 13. Dezember 2024
Der Konsum wurde viel mehr für ein 'Standard-Leben', auch die Energiebedarfe sind deutlich gestiegen und zudem im Verhältnis auch noch teurer als damals. Wenn ich heute für Haus, TV, PC, WP, mehr beheizte Fläche etc. für drei Personen 6000 kWh Strom verbrauche hätte mein Opa mit fünf Personen damals damit 4-5 Jahre auskommen können.
A
Anonym
sagt am 12. Dezember 2024
Hallo! Die Infos mögen für den Lebensunterhalt stimmen. Aber ein Baugrundstück oder Haus kannst du dir mit einem Gehalt in Tirol nicht mehr leisten. Das konnte der Großvater als Meister noch. Meine Ki der nicht mehr. Statistik....
M
Moritz
sagt am 13. Dezember 2024
👍 das kann ich für Oberbayern ebenfalls bestätigen. Kaufpreise für Grund und Immobilien sind für die allermeisten unerreichbar aus dem Stand - außer für absolute Top Verdiener und Erben.
A
Anonym
sagt am 13. Dezember 2024
Regional bedingt. Der Artikel schreibt vom Haus mit Garten und dass sich die Löhne verdoppelt haben. Wenn man jetzt die Großstädte und deren Umland nimmt, sind die Immobilienpreise um ein vielfaches gestiegen. Die Konsumkosten sind natürlich (wird aber von doppeltem Gehalt ausgeglichen) auch gestiegen, aber die ausschlaggebenden Werte sind nunmal Grundstücks- und Immobilienpreise.
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