Corona-Crash: Was du jetzt tun solltest
Was bisher geschah...
Es ist passiert. Was für die meisten vor einigen Wochen noch unvorstellbar war, ist inzwischen bittere Realität: Die Welt steht unter Quarantäne. Mehr als 183.000 Menschen haben sich weltweit mit dem Corona-Virus infiziert, davon 81.000 in China, 28.000 in Italien und mehr als 7.000 in Deutschland (Stand: 18.3. / 15 Uhr). Um das Gesundheitssystem vor dem großen Kollaps zu bewahren, verschärfen Regierungen ihre Maßnahmen zur Eindämmung des Virus.
Während Italien, Frankreich und Spanien bereits Ausgangssperren verhängt haben, ist hierzulande das öffentliche Leben so gut wie lahmgelegt: Geschäfte, Kneipen und Museen machen die Luken dicht, ab Mittwoch sollen bis auf Supermärkte und Apotheken auch alle Geschäfte schließen.
Wie ein Lauffeuer hat das Virus die Wirtschaft in Brand gesetzt: Handelsschiffe fahren nicht mehr, Flüge werden gestrichen, Dienstreisen ausgesetzt, Produktionen eingestellt. Mit Ausnahme von Pharma und Online-Handel reißt das Virus so gut wie alle Branchen in die Krise: Dem Einzelhandel drohen reihenweise Insolvenzen, während Reise-Unternehmen Umsatzeinbußen von bis zu 50 % verkraften müssen. Der Ölpreis ist abgeschmiert und bringt die Energiebranche an den Rand der Verzweiflung, während Automobil-Größen wie Volkswagen und Audi die Produktion stilllegen. Die anhaltende Klopapier-Krise in deutschen Supermärkten ist dabei nur die Spitze des Eisbergs.
Und an den Finanzmärkten? Ist längst die schiere Panik ausgebrochen. Die Leitindizes dieser Welt befinden sich in einem historischen Sinkflug: Seit Ende letzten Jahres hat der Dow Jones rund ca. 35 % an Wert verloren, der Deutsche Aktien Index rutschte um ca. 30 % ab. Auch der Riesen-Index MSCI World, der weltweit 1.600 Unternehmen abbildet, ist inzwischen 31 % von seinem Höchststand im Februar entfernt.
Nicht besser wird die Lage dadurch, dass sich in den Medien die Schreckensnachrichten überschlagen. An den Börsen der Welt herrscht Schlussverkaufs-Stimmung: Anleger stoßen ihre Anteile ab wie Sauerbier.
Es stellt sich die Frage:
Wie solltest du als Anleger jetzt darauf regieren?
Vor allem solltest du jetzt eines tun: Nichts. Statt in Panik zu verfallen, gilt: Ruhe bewahren.
Zugegeben, in diesen turbulente Zeiten fällt das schwer, zumal einem beim Blick ins eigene Depot dieser Tage schon mal übel werden kann.
Und ja, es ist wahrscheinlich, dass die Kurse noch weiter fallen. Und auch eine wirtschaftliche Rezession über mehrere Quartale könnte Europa nun bevorstehen. Fakt ist: Wir wissen nicht, ob das dicke Ende erst noch kommt. Aber solltest du deswegen jetzt ebenfalls deine Anteile verkaufen? Auf gar keinen Fall!
Verluste sind noch nicht real
Wenn du dich für die “Buy and hold”-Strategie entschieden hast, solltest du an genau dieser jetzt auch festhalten.
Denn die roten Zahlen in deinem Depot sind keine realen Verluste - es sind Buchverluste. Geld verlierst du erst dann, wenn du deine Aktien wieder verkaufst - weswegen das gerade mit Abstand das unklügste wäre.
Ja, die Indizes befinden sich auf Talfahrt. Doch ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die Kurse schon einmal deutlich schlechter standen. Das folgende Chart zum Beispiel bildet die Kursentwicklung des DAX über die letzten 40 Jahre ab. Zum Vergleich: Aktuell steht der DAX bei 8500 Punkten. 2013 war das ein absoluter Höhepunkt.
DAX-Kursverlauf. Quelle: comdirect.de
Auch haben die vergangenen Jahrzehnte bewiesen, dass sich Krisen ohne Verluste ganz einfach aussitzen lassen.
Der MSCI World Index zum Beispiel hat in den vergangenen 40 Jahren im Durchschnitt 8,9 % Rendite gemacht - und das trotz dramatischer Börsen-Crashs wie der Lehman-Pleite von 2008, dem größten Kursverfall der US-Geschichte.
MSCI World Kursverlauf, Quelle: onvista.de
Behältst du also jetzt die Nerven und bleibst dabei, hast du auch keine Verluste zu befürchten, wenn du später mal verkaufst.
So profitierst du durch Buy and Hold von der Krise
Ganz im Gegenteil: Wer monatlich per Sparplan zum Beispiel in einen ETF einzahlt, könnte langfristig sogar von dem aktuellen Kollaps der Börsen profitieren.
Denn weil Anleger ihre Aktien aktuell zum Fenster rausschmeißen, werden diese immer günstiger.
Für die 100 oder 200€, die du monatlich automatisch investierst, wirst du jetzt mehr Anteile bekommen - und das wiederum wird dir beim nächsten Wirtschaftsaufschwung (ja, dieser wird kommen) in die Karten spielen. Deine Sparpläne solltest du also unbedingt laufen lassen. Falls du noch nach einem richtigen Broker für deine Sparpläne suchst, kannst du diesen übrigens in unserem ETF-Sparplan-Vergleich finden.
Ist also jetzt der richtige Zeitpunkt zum Kaufen?
Eines vorweg: Den richtigen Zeitpunkt zum Investieren gibt es nicht. Wie sich die Kurse künftig entwickeln werden, kann - wie gesagt - niemand voraussehen. Vielleicht werden sie noch monatelang weiter fallen, vielleicht werden sie sich aber auch schon in zwei Wochen stabilisiert haben.
Eine bekannte Börsenweisheit lautet: “Greife nie in ein fallendes Messer”. Und für Spekulanten, die auf schwächelnde Einzelaktien setzen, mag diese Weisheit auch hilfreich sein. Als Anleger, der sein Risiko breit streut und in ganze Märkte investiert, wird es dir allerdings nichts ausmachen, in ein “fallendes Messer” zu greifen. Schließlich profitierst du nicht nur von steigenden, sondern auch von fallenden Kursen. Denn wie gesagt: In Krisenzeiten bekommst du für deine Einlagen mehr Anteile als in absoluten Hochzeit. Der Wert deines Depots steigt.
Also: Legst du dein Geld ohnehin für mindestens 15 Jahre an, wird es keinen Unterschied machen, ob du vor drei Wochen gekauft hast, jetzt kaufst oder in einem Monat kaufst.
Bloß nichts überstürzen
Auch wenn Unternehmensanteile jetzt günstiger sind als noch vor ein paar Wochen, solltest du jetzt auf keinen Fall etwas überstürzen. Bevor du auch nur einen Cent an der Börse investierst, ist es unheimlich wichtig, dass du dich richtig darauf vorbereitest, sprich: mindestens 3 bis 6 Monatsgehälter als Notgroschen zurücklegst, deine Risikobereitschaft festlegst und dir eine Anlagestrategie überlegst.
Fazit: Ein Börsencrash, wie wir ihn gerade erleben, ist eine Zerreißprobe für Anleger. Sie ist aber auch eine Chance: Du kannst lernen, mit der Situation zu leben. Denn vermutlich wird dies nicht der letzte Stresstest bleiben, den du überstehen musst.
Hier hilft es, sich an eine Weisheit der Börsenlegende André Kostolany zu erinnern:
„Das Verhältnis von Wirtschaft zur Börse ist wie das eines Mannes auf einem Spaziergang mit seinem Hund. Der Mann geht stetig voran, der Hund rennt vor und zurück. Am Ende kommen sie beide am gleichen Ziel an. Der Mann ist die Wirtschaft und der Hund ist die Börse."André Kostolany
Kommentare (2)
M
MrAktie
sagt am 10. Mai 2020
Hallo, also ich mache „buy and hold“ .. und generell zum Verkauf … die Frage kaufen oder verkaufen stellt sich bei langfristigen Aktionären nicht … sie bleiben dem Unternehmen verbunden … auch in schlechten Zeiten … wer verkauft hat seine Hausaufgaben vorher nicht gemacht …. Aktien für immer … Krisen passieren … dazu ist die Welt insgesamt mittlerweile zu sehr miteinander verwoben und dementsprechend „dünnhäutig“ …fragil …. da helfen nur solide Informationen wie beispielsweise die langfristige Entwicklung von Dividenden Z.B beim DAX … das hilft bei der (vorherigen) Einschätzung einer Aktie … Schöne Grüße Uwe
M
Marko
sagt am 30. März 2020
Für alle „Sparbuchanleger“ bietet die Krise eine Chance, endlich auch am Aktienmarkt zu partizipieren, dessen Kursanstieg vorher vielleicht verpasst wurde. Habe dazu einen Leitfaden geschrieben, den ihr gern mit verlinken könnt.
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