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Das neue Scalable Capital
Die Neuerungen bei Scalable Capital sind nicht nur technische Anpassungen, sondern betreffen das gesamte Geschäftsmodell. Sie verändern die Art und Weise, wie Neobroker in Deutschland und Europa arbeiten.
Das Geschäftsmodell der Neobroker
Wenn du regelmäßig Wertpapiere handelst oder dich für Neobroker interessierst, bist du bestimmt schon mal über den Begriff „Payment for Order Flow“ gestolpert.
Wenn du deinem Broker den Auftrag gibst, Aktien oder ETFs zu kaufen und zu verkaufen, werden diese Orders an Market-Maker weitergeleitet. Market-Maker agieren in gewisser Weise wie Großhändler an der Börse. Sie kaufen und verkaufen Wertpapiere und sorgen so für Liquidität am Markt. Damit der Market-Maker überhaupt in der Lage ist, dir deine gewünschten Wertpapiere zum bestmöglichen Kurs anzubieten, zahlt er dem Broker eine so genannte Rückvergütung, auch bekannt als „Payment for Order Flow“. Diese Vergütung ist eine finanzielle Zuwendung, die dem Broker hilft, das ansonsten oft knappe Geschäftsmodell mit niedrigen oder gar keinen Transaktionsgebühren zu finanzieren.
Konkret funktioniert das so: Dein Broker leitet deine Order an einen Market-Maker weiter. Dieser Market-Maker wird dann für das Ausführen deiner Order bezahlt – sein Gewinn besteht letztlich aus der Differenz zwischen Ankaufs- und Verkaufskurs, auch Spread genannt. Einen Teil dieses Gewinns, häufig mehrere Cent bis Euro pro Order, fließt zurück an den Broker. Dieser Rückfluss ist ein zentraler Umsatzbaustein für viele Neobroker wie Scalable Capital oder Trade Republic.
Dieses Vergütungsmodell ermöglicht es Brokern, dir den Handel zu sehr niedrigen oder gar keinen Gebühren anzubieten. Du zahlst als Endkunde oft nur den symbolischen Orderbetrag, während der Marktteilnehmer (der Market-Maker) den Großteil des Geldes generiert – ein Modell, das in den letzten Jahren besonders im Neobroker-Bereich zum Standard wurde.
Payment for Order Flow Verbot
Vor etwa einem Jahr begann in den Medien die Diskussion darüber, ob das Ende der günstigen Neobroker bevorsteht. Hintergrund ist ein neues EU-Gesetz, das ab 2026 das sogenannte Payment for Order Flow untersagt. Damit wird den Brokern – und allen Broker-Plattformen – ein wesentlicher Umsatzstrom entzogen.
Für Neobroker, die ihre Angebote bisher in hohem Maße auf diese Rückvergütungen gestützt haben, setzt das neue Verbot eine Herausforderung. Wenn ein großer Anteil des Umsatzes wegfällt, stellt sich zwangsläufig die Frage: Wie finanzieren sie bislang „kostenlose“ oder sehr günstige Trading-Modelle?
Die Folgen sind vielfältig: Einige Experten und Marktbeobachter spekulieren, dass es für Neobroker zu einer Preisanpassung kommen könnte. Höhere Ordergebühren oder alternative Geschäftsmodelle, die andere Ertragsquellen erschließen, könnten notwendig werden. Für dich als Nutzer bedeutet das potenziell höhere Kosten oder einen Wechselprozess, bei dem sich deine Depotführung oder andere Services ändern.
Neuerungen bei Scalable Capital
Die Veränderungen, die Scalable Capital in den letzten Monaten eingeführt hat, sind ein direktes Ergebnis der neuen Regulierungen und des steigenden Wettbewerbs unter den Neobrokern. Gleichzeitig richtet sich das Angebot noch stärker nach Kundenwünschen aus. Werfen wir einen genaueren Blick auf die einzelnen Neuerungen.
Scalable Capital wird Market Maker an neuer Börse
Eine der grundlegendsten Neuerungen ist, dass Scalable Capital in Zukunft selbst Market Maker wird – und das an einem neuen Handelsplatz. Bisher hat Scalable Capital die Orders an externe Market-Maker abgegeben, die dann für die Ausführung der Handelsaufträge verantwortlich waren. Mit dem neuen Konzept kehrt sich dieses Modell jedoch um: Scalable Capital wird nun in die Wertschöpfungskette einspringen und selbst als Market Maker agieren.
Zusammen mit der Börse Hannover betreibt Scalable Capital künftig die neue Handelsplattform EIX (European Investor Exchange). An der EIX agiert Scalable als einer der beiden Market Maker. Der andere Akteur ist die mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG, die als technischer Betreiber agiert und die Infrastruktur der Börse bereitstellt. Für dich als Nutzer ändert sich dabei vor allem die Auswahl der Handelsplätze: Du kannst künftig zwischen Gettex, Xetra und der neuen EIX wählen. Die Ordergebühren bei Gettex und EIX bleiben mit 0,99 € pro Order unverändert, während für den Xetra-Handel weiterhin relativ höhere Gebühren anfallen.
Das Konzept, selbst zum Market Maker zu werden, hat einen entscheidenden Vorteil: Scalable Capital kann den durch Rückvergütungen generierten Umsatzanteil selbst „einfahren“, anstatt darauf angewiesen zu sein, Gelder von Dritten zu erhalten. Dadurch wird das Geschäftsmodell zukunftssicherer und weniger anfällig für regulatorische Veränderungen. Für dich bedeutet das auch, dass du von einer in die Höhe getriebenen Effizienz und von potenziell schnelleren Ausführungszeiten profitieren kannst.
Scalable übernimmt Depotverwaltung
Eine weitere wichtige Neuerung kommt dir ebenfalls zugute – die Übernahme der Depotverwaltung. Bisher war es in der Branche üblich, dass Neobroker ihre Depots über Partnerbanken wie die Baader Bank führen ließen. Das bedeutete, dass du bei Scalable Capital oftmals einen zusätzlichen Login und einen separaten Zugang zur Depotverwaltung hattest, der von der Partnerbank bereitgestellt wurde.
Mit der Umstellung übernimmt Scalable Capital künftig selbst die Depotverwaltung. Das hat gleich mehrere Vorteile:
- Zum einen wird der gesamte Prozess transparenter, da du alles über die Scalable-App abrufst.
- Zum anderen führt das dazu, dass die Abwicklung von Wertpapierabrechnungen, Steuerreports und sonstigen Services deutlich schneller erfolgen kann. Nach einem Depotverkauf beispielsweise wird der entsprechende Geldbetrag zügiger freigegeben, was dir den Zugang zu deinen Mitteln verbessert.
Für Bestandskunden gibt es einen klaren Wechselprozess. Du erhältst von Scalable Capital eine E-Mail, in der du gebeten wirst, den neuen Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) zuzustimmen. Sobald du deine Zustimmung gegeben hast, wirst du über den weiteren Verlauf informiert. Konkret heißt das: Zunächst hast du für ein paar Monate zwei Depots – das alte über die Partnerbank und das neue direkt bei Scalable. Im vierten Quartal des Jahres wird es dann einen Wechselservice geben, mit dem du dein altes Depot nahtlos in das neue überführen kannst.
Die Übernahme der Depotverwaltung ist ein klares Signal, dass Scalable Capital in seine eigene Infrastruktur investiert und dabei immer mehr Verantwortung über die eigenen Assets und Dienstleistungen übernehmen möchte. Dies erhöht nicht nur die Transparenz, sondern sorgt auch für eine bessere Kontrolle über die Abläufe, die dir letztlich zugutekommen.
Zinsen auf dem Verrechnungskonto
Wahrscheinlich der beliebteste Punkt unter den Neuerungen: Ab sofort bekommst du Zinsen auf das Guthaben deines Verrechnungskontos! Ein Zinsangebot ist für viele der entscheidende Grund, sich bei Scalable Capital zu registrieren. Da der EZB-Einlagenzins gesunken ist, beträgt der aktuelle Zins von Scalable Capital 2,75%.
Im Detail bedeutet das: Bei dem Free Broker-Modell erhältst du Zinsen bis zu einem Guthaben von 50.000 €, während Prime+-Nutzer diese Zinsen sogar bis zu einem Guthaben von 500.000 € erhalten können. Dabei werden die Zinsen quartalsweise ausgezahlt – ein kleines Detail, das gegenüber manchen Mitbewerbern, wie zum Beispiel Trade Republic, wo Zinsen monatlich gezahlt werden, kaum ins Gewicht fällt.
Ein weiterer Aspekt, den du im Blick haben solltest, ist die Verwaltung deines Cash-Guthabens. Das Geld wird bei Scalable auf einem Treuhandkonto bei der Deutschen Bank verwahrt – das heißt, es unterliegt den entsprechenden gesetzlichen Regelungen der Einlagensicherung, wenngleich der Schutz über die üblichen 100.000 € hinaus nicht garantiert ist. Zudem wird das „inaktive“ Geld, das 30 Tage lang nicht genutzt wird, automatisch in Geldmarktfonds investiert. Diese Regelung sorgt dafür, dass dein Geld auch dann eine Rendite abwirft, wenn du es gerade nicht aktiv in Aktien oder ETFs investierst.
Scalable MSCI AC World Xtrackers UCITS ETF: Der Scalable Welt-ETF
Neben den operativen Neuerungen hat sich Scalable Capital auch im Produktbereich weiterentwickelt. Der neue Scalable MSCI AC World Xtrackers UCITS ETF – kurz: der Scalable Welt-ETF – bildet den MSCI ACWI-Index ab, der sowohl Industrieländer als auch Schwellenländer kombiniert und somit eine breite Diversifikation bietet.
Was macht diesen ETF besonders? Zum einen wird der Total Expense Ratio (TER) im ersten Jahr auf 0% gesetzt. Langfristig rechnest du jedoch mit einer laufenden Gebühr von 0,17% – einer konkurrenzfähigen Kennzahl. Zum anderen zeichnet sich der ETF durch seine hybride Replikationsmethode aus. Das Ziel dieser hybriden Methode ist es, eine bessere Tracking-Differenz zu erzielen und gleichzeitig steuerliche Vorteile auszuschöpfen. Zudem verspricht Scalable durch diese hybride Replikation eine bessere Performance gegenüber anderen vergleichbaren ETFs zu erzielen. Durch die bisher wenigen historischen Daten lohnt es sich vorerst, die Entwicklung des ETFs eine Weile zu beobachten.
Was unternehmen die anderen Neobroker?
Scalable Capital ist mit seinen Änderungen ein Beispiel dafür, wie sich Neobroker im Zuge der regulatorischen Veränderungen neu erfinden können. Neben Scalable Capital gibt es andere Anbieter, die ebenfalls mit erheblichen Änderungen aufwarten, um ihr Geschäftsmodell zukunftssicher zu gestalten.
Trade Republic zum Beispiel hat bereits eine Vollbanklizenz beantragt. Das bedeutet, dass Trade Republic in Kürze auch als Girokonto fungieren kann und damit seinen Kunden noch mehr Services rund um das Banking bietet – so etwa eine Debitkarte mit Cashback-Funktionen. Zudem wird erwartet, dass Trade Republic in Kürze auch eigene Lösungen im Bereich der Market-Maker-Dienste entwickelt oder sogar einen eigenen Market Maker aufkauft, um ebenfalls unabhängig von Rückvergütungen zu werden. Ebenfalls sind Smartbroker und andere traditionelle Anbieter bereits dabei, ihre Konzepte anzupassen.
Gerade im Hinblick auf das drohende Ende des Payment for Order Flow ist es wichtig, flexibel zu bleiben. Viele große Broker wie ING, Comdirect oder Consorsbank sind von den neuen Regelungen zwar nicht in demselben Ausmaß betroffen, da sie über vielfältigere Einnahmequellen verfügen, doch auch sie müssen daran arbeiten, die wegfallenden Rückvergütungen auszugleichen. Für dich als Anleger lohnt es sich deshalb, dein Depot regelmäßig zu überprüfen und zu vergleichen, ob dein aktueller Anbieter noch die besten Konditionen bietet.
🤖 Disclaimer der Redaktion: Dieser Text wurde mithilfe von KI erstellt.
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