Das ändert sich 2023 aus finanzieller Sicht
Finanzwinter: kalte Progression
Mit der Inflation steigen die Preise, die Menschen verlieren also an Kaufkraft. Um das auszugleichen, müssen Angestellte ein höheres Gehalt verlangen. Wer mehr Einkommen erhält, zahlt aber auch mehr Steuern. Der Staat kassiert also einen wachsenden Anteil des Gehalts gleich wieder ein. Werden die Steuergrenzen nicht angepasst, käme das einer schleichenden Steuererhöhung gleich. Deshalb muss die Regierung die Steuerklassen auf die Gehälter anpassen.
Weniger Steuern
Der Grundfreibetrag steigt von 10.348€ auf 10.908€, du musst also ab 10.909€ Steuern zahlen. Insgesamt werden die Einkommensgrenzen der Steuerklassen nach rechts verschoben. Das bedeutet, du musst erst ab einem höheren Einkommen mehr Steuern zahlen. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um ein Geschenk des Staats, denn dein Geld hat wegen der Inflation weniger Kaufkraft. Die Steuer-Summe, die du weniger bezahlst, gleicht die Inflation ziemlich gut aus.
Wir haben einmal die Steuerabgaben für eine alleinstehende Person mit drei verschiedenen Gehältern durchgerechnet. Als Alleinstehender befindet sich die Person in der Steuerklasse I. Dazu kommen immer noch Sozialabgaben, also Beiträge für Krankenkasse oder Rente. Die werden nicht an die Inflation angeglichen, erhöhen sich aber auch nicht progressiv.
Einkommen (Monat) | 2.000€ | 3.000€ | 4.000€ |
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Steuern 2022 | 145,50 € (7,3%) | 371,16 € (12,4%) | 630,25 € (15,8%) |
Steuern 2023 | 125,41 € (6,3%) | 341,75 € (11,4%) | 588,41 € (14,7%) |
So viel € weniger Steuern | 20,09€ | 29,41€ | 41,84€ |
Sparerpauschbetrag
Kapitaleinkünfte, wie Dividenden oder Ausschüttungen, müssen versteuert werden. Jährlich steht dir aber ein Betrag zu, auf den du keine Steuern zahlen musst. Dieser sogenannte Sparerpauschbetrag erhöht sich auf 1.000€ bzw. 2.000€ bei Zusammenveranlagung. 2022 lag er bei 801€ bzw. 1.602€. Die Zusammenveranlagung betrifft Eheleute, die ihre Steuern gemeinsam machen. Der Sparerpauschbetrag wurde seit 2009 nicht verändert. Nun gibt es aber nicht erst seit diesem Jahr Inflation, eigentlich müsste die Regierung also auch den Sparerpauschbetrag regelmäßig anpassen. Die Veränderung von 801€ zu 1.000€ entspricht Anstieg von 1,6% pro Jahr seit 2009, das ist weniger als die Inflation “gefressen” hat. Wollte die Regierung den Sparerpauschbetrag entsprechend zu pre-inflationären Zeiten machen, müsste sie ihn noch weiter erhöhen.
Kapitalertrag | 10.000€ |
Steuer 2022 | 2.426,96€ |
Steuer 2023 | 2.374,20€ |
Differenz | 52,76€ |
Bonus durch Arbeitgeber
Arbeitgeber können ihren Angestellten einen steuerfreien Inflationsbonus in Höhe von bis zu 3.000€ auszahlen. Diese Prämie gilt noch bis zum 31. Dezember 2024. Pro Arbeitgeber dürft ihr die Prämie 1x einfordern, habt ihr mehrere Jobs, dürft ihr auch mehrere Boni kassieren.
Mehr Kindergeld
Mit ins Inflations-Entlastungspaket wurde auch eine Kindergelderhöhung gepackt. Eltern stehen nun 250€ pro Kind im Monat zu. Zuvor gab es für das erste und zweite Kind 219€, für das dritte 225€ und erst für das vierte 250€. Für eine Familie mit zwei Kindern bedeutet das ein Plus von 744€ im Jahr. Familien mit drei Kindern erhalten jährlich 1.044€ mehr.
Für Familien mit besonders niedrigem Einkommen wurde auch der Kinderzuschlag angehoben. Der Höchstbetrag liegt jetzt bei 250€, vorher waren es 229€.
Im Juli dieses Jahres wurde er bereits von 209€ auf 229€ erhöht. Insgesamt sind das 429€ mehr pro Jahr im Vergleich zu vor den Erhöhungen.
Manche Eltern nutzen statt des Kindergeldes den Kinderfreibetrag. Das ist eine steuerfreie Summe, welche das Existenzminimum des Kindes sichern soll. 2022 belief sich der Kinderfreibetrag auf 2.730€ je Kind, bei zusammenveranlagten Ehegatten auf 5.460€. 2023 wird er auf 3.012€ je Kind, pro Elternteil erhöht. Das Finanzamt prüft automatisch, ob Kindergeld oder Kinderfreibetrag den Eltern einen größeren Vorteil bringt.
Umfangreichere Homeoffice-Pauschale
Pro Tag, den du zu Hause statt im Büro, arbeitest, darfst du 6€ von der Steuer absetzen. Die Homeoffice-Pauschale wurde 2020 als Corona-Entlastung eingeführt. Ab dem nächsten Jahr kannst du 210 statt 120 Tage steuerlich absetzen. Das bedeutet eine steuerfreie Summe von 1260€ statt wie bislang 600€. Die Homeoffice-Pauschale zählt zu den Werbungskosten und greift, sobald du die Werbungskostenpauschale in Höhe von 1230€ ausgeschöpft hast. Du hast also einen Steuervorteil, wenn sich deine Werbungskosten gemeinsam mit Home-Office Pauschale auf mehr als 1230€ addieren. Zusätzlich gilt die Pauschale nun auch, wenn du kein extra Arbeitszimmer hast. Es zählt also auch als Home-Office, wenn du im Schlafzimmer oder der Küche arbeitest, vorher war das nicht so.
Gas wird günstiger
Bislang galten auf Gas 19% Mehrwertsteuer. Seit dem 1. Oktober bis Ende März 2024 fällt auf Gas nur noch 7% MwSt. an. Rechnet man einen Verbrauch von 20.000 kWh pro Familie entspricht das einer Entlastung von etwa 300€, für einen Single-Haushalt mit 5.000 kWh Verbrauch sind es 80€ geringere Kosten. Zusätzlich kann die Senkung Unternehmen bei den Produktionskosten entlasten. Geben Unternehmen diese Vergünstigung weiter, können davon auch Verbraucher profitieren.
Etwas höhere Soli-Freigrenze
Der Solidaritätszuschlag ist eine Steuer, die für die Wiedervereinigung Deutschlands und die Unterstützung von Konflikt-Ländern gedacht ist. Sie beträgt 5,5% deiner Einkommens- bzw. Körperschaftssteuer. 2021 wurde der Soli durch eine Freigrenze für 90% der Steuerzahler abgeschafft. Das bedeutet, dass nur 10% der größten Steuerzahler den Soli bezahlen müssen. 2023 wird diese Freigrenze auf 18.130€, bzw. 36.260€ bei Zusammenveranlagung angehoben. Also erst, wer 18.130€ Steuern zahlt, muss da noch einmal 5,5% draufschlagen. Mit einer höheren Freigrenze musst du logischerweise erst ab einem höheren Einkommen Soli zahlen.
Krankenversicherung wird teurer
Der Beitrag, den du zur gesetzlichen Krankenkasse leisten musst, beträgt 14,6%. Zur Hälfte wird er von deinem Arbeitgeber übernommen. Der Beitrag bleibt 2023 zwar gleich, dafür ändert sich aber der Zusatzbeitrag. Der ist von Krankenkasse zu Krankenkasse verschieden und orientiert sich an einem vom Gesetzgeber festgelegten Richtwert. 2022 lag der bei 1,3%, im nächsten Jahr steigt er auf 1,6%. Da der Richtwert steigt, werden sehr wahrscheinlich die Zusatzbeiträge bei vielen Krankenkassen steigen. Im Dezember 2022 legen die Krankenkassen den Zusatzbeitrag fest. Erhöht deine Krankenkasse ihren Beitrag, hast du ein Sonderkündigungsrecht und kannst dir eine neue Versicherung suchen.
Doppelte Menge Wohngeld
Das Wohngeld ist ein Zuschuss für Menschen mit niedrigem Einkommen, der – wie der Name schon sagt – fürs Wohnen verwendet wird. Zum nächsten Jahr verdoppelt es sich auf 370€. Außerdem steht es nun viel mehr Haushalten zu. 2 Mio. Menschen sind jetzt wohngeldberechtigt, statt wie bislang 650.000. Über deine örtliche Wohngeldbehörde kannst du Wohngeld beantragen. Mithilfe des Wohngeldrechners kannst du prüfen, ob Wohngeld für dich infrage kommt. Zusätzlich gibt es für Wohngeldberechtigte mehr Geld für Heizung und Warmwasser. Insgesamt kannst du bis zu 2€ pro qm Wohnfläche beantragen.
Das Bürgergeld kommt
Nach 17 Jahren Arbeitslosengeld ll, besser bekannt als Hartz lV, gibt es in Zukunft das Bürgergeld. Der Fokus soll darauf liegen, Menschen bei der Ausbildung oder Umschulung zu fördern, anstatt sie möglichst schnell in die Arbeitswelt zu stecken, wo die Jobs oft nicht lange gut gegangen sind. Berechtigte erhalten jetzt etwas mehr Geld, nämlich 502€ für einen alleinstehenden Erwachsenen, das sind 53€ mehr als bisher. Außerdem steht den Menschen ein höheres Vermögen zu, das im ersten Jahr nicht angetastet werden muss. 40.000€ darf eine Person auf der hohen Kante haben, plus 15.000€ für jede weitere Person in der Bedarfsgemeinschaft, also etwa Kinder oder Ehepartner. Wer einen Termin bei einer Behörde verpasst, darf auch mit niedrigeren Sanktionen rechnen. Um maximal 30% darf den Bedürftigen das Geld gekürzt werden.
Stärkere Förderung von Solaranlagen
Mit dem Jahressteuergesetz wird die bisher komplizierte Versteuerung von Photovoltaikanlagen deutlich vereinfacht. Rückwirkend zum 01.01.2022 sind kleine PV-Anlagen frei von Einkommenssteuer. Bis 30 kW musst du also keine Steuern auf deine Erträge zahlen. Zusätzlich sind Lieferung und Installation von Photovoltaikanlagen nun von der Umsatzsteuer befreit.
Rente wird erst bei Auszahlung besteuert
Künftig wird die Rente erst bei der Auszahlung im Ruhestand besteuert. Deshalb können Steuerzahler ihre Rentenbeiträge ab dem 1. Januar 2023 voll von der Steuer absetzen. Die neue Regelung gilt für die gesetzliche Rentenversicherung, die landwirtschaftliche Alterskasse, die berufsständische Versorgungseinrichtungen und Rürup Renten. Allein im nächsten Jahr werden Beschäftigte dadurch um rund 3,2 Mrd. € entlastet. Aber die Zahlung fällt natürlich nicht ganz weg, sondern fällt erst im Alter an.
Stückweise Preiserhöhung für Tabak
Rauchen wird teurer. Eine stückweise Steigerung der Tabaksteuer wurde bereits 2021 beschlossen. Im nächsten Jahr wird eine Packung Zigaretten etwa 10 Cent teurer. Auch die Steuer auf Drehtabak, Heat-not-Burn-Produkte und E-Zigaretten wird angehoben. Mit unserem Rauchfrei-Rechner kannst du ausrechnen, wie viel du sparst, wenn du mit dem Rauchen aufhörst und die Kosten stattdessen investierst.
ÖPNV für alle: 49€-Ticket
Nach dem 9€-Ticket kommt nun das 49€-Ticket. Es gilt für den öffentlichen Nahverkehr in ganz Deutschland. Aktuell ist der Einführungstermin noch offen, realistisch ist mit einer Einführung ab April zu rechnen. Das Abo wird monatlich kündbar sein.
Immobilien erben wird kostspieliger
Wer eine Immobilie erbt, wird mehr Abgaben leisten. Der grobe Ablauf funktioniert so: Eine Person erbt eine Immobilie, der Sachwert der Immobilie wird bewertet. Auf alles, was über dem Freibetrag liegt, müssen Steuern gezahlt werden. Der Freibetrag hängt vom Verwandtschaftsgrad ab und beträgt 400.000€, wenn Eltern an ihre Kinder vererben. Der Steuersatz hängt von der Steuerklasse des Erben ab. Mit dem Jahressteuergesetz 2023 verändert die Regierung die Faktoren zur Sachwertbewertung. Immobilien werden insgesamt besser bewertet, weshalb mehr Steuern anfallen. In den letzten Jahren stiegen die Marktwerte von Immobilen rasant, weshalb das Bewertungssystem nicht mehr passte. Die Erhöhung betrifft vor allem teure Innenstadt-Häuser.
Neues Euro-Land Kroatien
Kroatien gehört ab nächstem Jahr zur Euro-Zone. Jedes Land der Euro-Zone hat einen eigenen Münzsatz, das bedeutet 2023 bekommen wir ein weiteres Set dazu. Auf der 2€-Münze ist der geografische Umriss des Landes zu erkennen, auf der 1€-Münze ist ein Marder eingeprägt. Der Euro ersetzt die alte Landeswährung Kuna, das ist kroatisch für Marder.
EZB hat Leitzins erhöht
Die Europäische Zentralbank erhöhte im Oktober den Leitzins um 0,75% auf 2%, weitere Erhöhungen sind durchaus möglich. Die Auswirkungen einer Veränderung zeigen sich oft erst einige Monate später, weshalb wir 2023 mit Veränderungen rechnen dürfen. Eine Erhöhung des Leitzinses bedeutet für Banken, dass Geld leihen teurer wird. Deshalb werden für Verbraucher auch Kredite teurer. Im Umkehrschluss werden Zinsanlagen wie Tagesgeld, Festgeld oder Sparbriefe rentabler. Welches Konto dir die besten Tagesgeld-Konditionen und gleichzeitig die höchste Sicherheit bietet, kannst du in unserem Tagesgeld-Vergleich herausfinden. Insgesamt steigt so die Sparrate und die Inflationsrate sinkt, so soll der Inflation entgegengewirkt werden.
Kommentare (6)
A
Anonym
sagt am 18. Dezember 2022
Danke für den super Artikel! Es ist besser erklärt als auf tausende Nachrichtensender.
A
Anonym
sagt am 18. Dezember 2022
Bei Kroatien als neues €-Land habt ihr einen kleinen Tippfehler in der ersten Zeile im ersten Wort ;)
S
Santa
sagt am 16. Dezember 2022
Danke für die Zusammenfassung! Kurze Anmerkung unter Punkt Soli. Soll es Wiederbereinigung oder Wiedervereinigung heißen 😁.
B
Benny
sagt am 16. Dezember 2022
Etwas höhere Soli-Freigrenze Der Solidaritätszuschlag ist eine Steuer, die für die WIEDERBEREINIGUNG Deutschlands.......gedacht ist. Wiederbereinigung.....köstlich
B
Bernd Kaiser
sagt am 16. Dezember 2022
"Steuerklassen werden verschoben"! Das kann nicht sein, da stimmt wohl was nicht in der Erlaueterung!
A
Anonym
sagt am 14. Dezember 2022
Die Ampel ist aber erst 1 Jahr in der Regierung. Seit Dezember 2021
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