Finanzkrise einfach erklärt: Börsencrash 1929, DotCom Blase, Weltwirtschaftskrise 2008 & Tulpenkrise
Was ist eine Finanzkrise?
Eine Finanzkrise wird häufig mit einem Börsencrash gleichgesetzt, unter dem ein starker Kursverlust von Aktien oder anderen Wertpapieren innerhalb eines kurzen Zeitraums zu verstehen ist.
Die anfänglichen Kursverluste an den Börsen ziehen sehr oft panikartige Verkäufe von anderen Anlegern nach sich, wodurch die Kurse noch weiter sinken.
Dadurch entsteht eine Abwärtsspirale, in der sich die Preise von Wertpapieren sehr stark verbilligen können.
Banken im Zentrum der Finanzkrise
Oft gehen Finanzkrisen mit Bankkrisen einher. Da Banken im Mittelpunkt unseres Geldsystems stehen, sind sie von Turbulenzen an den Finanzmärkten besonders betroffen. Teilweise wurden Finanzinstitute so stark von einer Krise erfasst, dass sie Insolvenz anmelden mussten oder es zu einem „Bank Run“ kam.
Bei einem Bank Run möchten viele Bankkunden sehr schnell ihre kompletten Spareinlagen von ihren verschiedenen Konten zur gleichen Zeit abheben, weil sie dem Finanzsystem nicht mehr vertrauen.
Im Vorfeld einer Krise kam es zu einer sogenannten „Spekulationsblase“, die zum Zeitpunkt des Crashs plötzlich platzt. Als Blase werden Situationen bezeichnet, in der Preise von Vermögensgegenständen weiter zunehmen, obwohl sie ihren inneren Wert schon deutlich überschritten haben. Dabei werden derartige Überbewertungen von den meisten Marktteilnehmern nicht erkannt.
In der Vergangenheit waren Anlageklassen wie Aktien oder Anleihen ebenso von einer Blasenbildung betroffen wie Immobilien oder Rohstoffe.
Spekulationsblasen sind kaum vorherzusehen. Erst im Nachhinein kann eine Blase identifiziert werden. Für dich als Anleger ist es kaum möglich zu wissen, ob Kurse einbrechen oder weiter steigen werden bzw. ob es einen Crash geben wird oder Wertpapiere auf ihrem aktuellen Niveau verharren.
Aus diesem Grund kommen Finanzkrisen oft sehr überraschend. Sie haben einen großen Einfluss auf die Wirtschaft, die Politik und das Leben der einzelnen Bürger.
Auf eine Finanzkrise folgt häufig eine Wirtschaftskrise. In einem unsicheren Finanzmarktumfeld werden Banken dann restriktiver in ihrer Kreditvergabe an Privatpersonen und Unternehmen.
Wenn Firmen keine Kredite mehr bekommen, fehlt ihnen das Geld für wichtige Investitionen. Oft schrumpfen dann die Umsätze, die Entlassungen von Mitarbeitern zur Folge haben. Durch Arbeitslosigkeit haben die Bürger wiederum weniger Geld zur Verfügung und können nicht wie gewohnt konsumieren.
Als Folge davon verkaufen die Unternehmen weniger Produkte und es entsteht ein Teufelskreis.
Finanzkrise im 17. Jahrhundert: Die holländische Tulpenkrise
Eine der ersten bekannten Spekulationsblasen bzw. Finanzkrisen, war die holländische Tulpenkrise, die auch als „Tulpomanie“ bezeichnet wird.
In Holland galten Tulpen ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts als Statussymbol und wurden vor allem in den Gärten gehobener Schichten angepflanzt. Später wurde auch der kommerzielle Handel mit Tulpenzwiebeln eingeführt und vielen Holländern galt ein hohe Varianz und Anzahl dieser Pflanzen als Prestigeobjekt.
Die starke Nachfrage und die steigenden Preise trieb viele Holländer in die Tulpenzucht, die an dem lukrativen Geschäft verdienen wollten. Andere Händler importierten Tulpen aus dem Ausland.
In den 1630er Jahren kletterten die Preise für Tulpenzwiebeln nach und nach auf ein sehr hohes Niveau.
Mittlerweile waren es nicht mehr nur Bürger der High Society, die zu den Tulpenbesitzern zählten. Auch Schichten mit geringerem Einkommen wollten an der Preissteigerung partizipieren und träumten vom schnellen und einfachen Reichtum.
Aufgrund der hohen Nachfrage kam es zu Lieferengpässen. Damit die Holländer trotzdem weiter profitieren konnten, erfand die Finanzwelt die Option: Merkmal dieses Finanzinstruments war es, dass die Menschen weiter auf steigende Preise setzen konnten, ohne die Tulpen physisch zu besitzen.
Auf dem Höhepunkt dieser Blase kostete eine Tulpenzwiebel ca. 10.000 Gulden ‒ für diesen Preis konnte ein Haus in den teuersten Gegenden Amsterdams erworben werden.
Der Crash mit Wertverlusten bis zu 95 % folgte im Februar 1637 und führte in den Niederlanden zu einer schweren Rezession.
Finanzkrise im 20. Jahrhundert: Der Börsencrash 1929
Einen ähnlichen Verlauf wie die Tulpenkrise hatte der Börsencrash in New York am 24. Oktober 1929, der dann zur Weltwirtschaftskrise oder auch der „Großen Depression“ führte.
Der 24. Oktober 1929 ist auch als „Schwarzer Donnerstag“ bekannt: An diesem Tag brachen die Kurse so stark ein, dass sich der komplette Marktwert aller an der Börse notierten US-amerikanischen Unternehmen um 11 Mrd. Dollar verringerte. Dieser Wert entsprach damals 1,5 % des Bruttosozialprodukts der USA.
In den kommenden Jahren kam die US-Wirtschaft komplett zum Erliegen. Als Folge davon kam es zu Deflation, verschiedenen Bankenkrisen, Massenarbeitslosigkeit, sozialen Unruhen und politischen Krisen.
Die globale Vernetzung der Volkswirtschaften untereinander führte dazu, dass sich die Krise von den USA auf andere Länder ausweitete.
Dieses Merkmal ist auch heute noch zu erkennen: Eine anfänglich regionale Krise wirkt sich durch die vielfältigen Verflechtungen auf die globale Wirtschaft aus.
Finanzkrise um die Jahrtausendwende: Internet-Blase
Die Internetblase oder DotCom-Blase zur Jahrtausendwende ging einher mit dem Ende der „New Economy“. Unter diesem Begriff ist ein damals neu entstandener Wirtschaftszweig zu verstehen, der vor allem durch die neue Technologie des Internets geprägt war.
Ab Mitte der 1990er Jahre entstand ein Hype um neu gegründeten Technologie-Firmen und immer mehr Anleger investierten in Aktien der jungen Unternehmen.
Viele der erst neu entstandenen und unprofitablen „Garagenfirmen“ planten den Börsengang und konnten von Investoren Millionenbeträge einsammeln.
Auch die Aktien aus anderen Branchen wurden durch den Technologie-Hype in die Höhe getrieben. Der Deutsche Aktienindex DAX erreichte am 13. März 2000 sein damaliges Allzeithoch ‒ dem Tag des Börsengangs von Infineon.
Am ersten Handelstag wurde die Aktie des Halbleiterherstellers so stark nachgefragt, dass die Handelssysteme der Frankfurter Börse aufgrund von Überlastung teilweise zusammenbrachen.
Auch viele unerfahrene Anleger kauften damals verstärkt Aktien der neuen „Börsenstars“. Viele von ihnen ließen sich aus demselben Grund leiten wie die Holländer während der Tulpenkrise: Schnelles Geld ohne viel Aufwand.
Die irrationale Aktienkursentwicklung von Unternehmen der New Economy musste früher oder später zum Platzen dieser Spekulationsblase führen. Die Investoren erkannten, dass die jungen Firmen ihre unrealistischen Umsatz- und Gewinnerwartungen nicht erfüllen konnten.
Viele Internetunternehmen mussten in der Folge Insolvenz anmelden. Dennoch haben einige uns heute bekannte Unternehmen wie Amazon, Google, Yahoo oder Ebay die Krise letztendlich überstanden.
Finanzkrise im 21. Jahrhundert: Die Subprime-Krise 2008
Auch während der Subprime-Krise stiegen die Werte einer Anlageklasse auf ein irrationales Niveau: Immobilien.
Ausgangspunkt der Krise waren wie schon zur Weltwirtschaftskrise die USA. Ein Eigenheim wurde als Teil des „American Dream“ verstanden und daher auch politisch gefördert. Auch einkommensschwache Familien und Arbeitslose strebten nach einem eigenen Haus und Banken stellten ihnen bereitwillig Kredite aus.
Die neu gebauten Häuser wurden bei den Banken als Sicherheiten für die Hypothekenkredite hinterlegt. Solange die Wohnimmobilien an Wert gewannen, funktionierte das System.
Problematisch wurde es dann für viele Hausbesitzer, als die Preise fielen: Banken verlangten aufgrund der gesunkenen Häuserwerte nach neuen Sicherheiten und verweigerten vielen Menschen die Refinanzierung.
Zudem hatten viele Hypothekenkredite einen variablen Zinssatz. In den ersten Jahren wurde der Zins auf einem niedrigen Niveau fixiert, stieg danach aber sprunghaft an. Die höheren Raten konnten viele Schuldner nicht mehr bezahlen und die Kreditausfallraten erreichten zweistellige Prozentwerte. Viele US-Bürger verloren ihr Haus und wurden obdachlos.
Die regional begrenzte Häusermarktkrise in den USA breitete sich global aus, weil die Banken die schlechten Hypothekenkredite (Subprime) bündelten und als Wertpapier an andere Investoren in der ganzen Welt verkauften.
Auch viele Banken kauften diese Wertpapiere und verbuchten anschließend sehr hohe Verluste. Auf dem Höhepunkt der Krise im September 2008 meldete die US-Investmentbank Lehmann Brothers Insolvenz an. Ein paar Monate davor musste bereits Bear Stearns gerettet werden, eine andere große US-Investmentbank.
Da die Banken sich untereinander nicht mehr vertrauten und deshalb kein Geld mehr untereinander liehen, trocknete der Geldmarkt aus. Auch die Kreditvergabe an Unternehmen wurde stark eingeschränkt.
Die Notenbanken versuchten gegenzusteuern, indem sie den Leitzins auf bis zu 0 % heruntersetzten. Der Geldkreislauf sollte so wieder angekurbelt werden, damit Banken sich untereinander und an Unternehmen wieder mehr Geld verleihen.
Es ist davon auszugehen, dass es in Zukunft wieder zu Finanzkrisen kommen wird. Auch wenn die Politik und die Notenbanken versuchen, durch Regulierung bzw. Leitzinsanpassungen große Crashs wie in der Vergangenheit zu vermeiden, werden sich Spekulationsblasen bilden.
Dementsprechend solltest du deine Anlagestrategie daran anpassen. Der wichtigste und einfachste Grundsatz ist das langfristige Investieren. Wenn du dich daran hältst, können dir kurzfristige Kurseinbrüche egal sein.
Betrachte Finanzkrisen stattdessen als Chance, um Wertpapiere bei gefallenen Kursen günstig nachzukaufen.
Kommentare (1)
M
MrAktie
sagt am 10. Mai 2020
Hallo, ein erneut ganz toller informativer Artikel. Letztlich helfen nur m.E. stabile Dividendenaktien, die man nachkauft … weil man von ihnen unbedingt überzeugt ist … Schöne Grüße Uwe
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