Gutes Einkommen, teure Miete?
München ist ein teures Pflaster. Und doch gewinnt die bayerische Landeshauptstadt jedes Jahr Tausende Einwohner dazu, die sich nördlich der Alpen ein neues Leben aufbauen wollen. Wieso auch nicht? Die Ein-Zimmer-Wohnung in Obergiesing mag vielleicht 1.200€ kalt kosten - aber dafür verdient man ja auch viel besser, oder nicht? Diese Rechnung geht nicht immer auf, wie eine aktuelle Studie zur finanziellen Situation der Deutschen zeigt. In und um die Metropolen steigen die Lebenshaltungskosten zum Teil deutlich stärker als die Löhne. In wieder anderen Regionen ergibt sich ein gänzlich anderes Bild, dort kann eine Durchschnittsbürgerin im Schnitt sogar eine fünfstellige Summe pro Jahr zurücklegen - während es anderswo völlig unmöglich scheint, überhaupt Geld beiseite zu legen - geschweige denn ein Vermögen aufzubauen. Wie kommen diese extremen Unterschiede zustande? Und wie sollte man als Arbeitnehmer darauf reagieren? Unternehmen wir einen Ausflug durch die Bundesrepublik.
Wo werden die höchsten Löhne gezahlt?
Das Jobportal Stepstone befragt regelmäßig Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus der gesamten Bundesrepublik nach ihrem Einkommen. Abgesehen davon, dass vor allem in Branchen wie der Medizin, dem Bankwesen und aus dem Bereich Finanzen im Schnitt die höchsten Gehälter gezahlt werden, fällt auf: Wie viel man verdient, ist auch abhängig vom Wohnort. Grundsätzlich führen die Bundesländer Hessen, Baden-Württemberg und Bayern die Rangliste der höchsten Durchschnittseinkommen an. Das mag erst einmal nicht überraschen. Wirft man einen genaueren Blick auf die Statistik, stechen jedoch eher unpopuläre Städte hervor, in denen die höchsten Durchschnittslöhne gezahlt werden. Das Handelsblatt hat diesen genaueren Blick unternommen, nachdem ihnen Stepstone Ende 2020 einen exklusiven Einblick in ihren Gehaltsreport gewährt hat.
So besetzt zwar die hessische Metropole Frankfurt (Main) mit einem durchschnittlichen Nettogehalt von fast 43.000€ pro Jahr Platz 1. Dicht gefolgt allerdings von Städten wie Leverkusen, Amberg und Erlangen. München belegt unter den “Top 10 Orten mit dem höchsten Gehalt” Platz 5.
Top 20 Städte mit höchstem Durchschnittsnettogehalt | ||
# | Stadt/Kreis | Nettogehalt |
1 | Frankfurt am Main | 42,585 € |
2 | Leverkusen | 41,078 € |
3 | Amberg | 41,059 € |
4 | Erlangen | 40,960 € |
5 | München | 40,442 € |
6 | Stuttgart | 39,867 € |
7 | Ingolstadt | 39,128 € |
8 | Ulm | 39,128 € |
9 | Regensburg | 38,578 € |
10 | Ludwigshafen am Rhein | 38,468 € |
11 | Düsseldorf | 38,220 € |
12 | Bonn | 38,180 € |
13 | Darmstadt | 37,972 € |
14 | Mülheim an der Ruhr | 37,571 € |
15 | Bayreuth | 37,123 € |
16 | Essen | 37,102 € |
17 | Mainz | 37,013 € |
18 | Heidelberg | 36,946 € |
19 | Mannheim | 36,886 € |
20 | Karlsruhe | 36,782 € |
Top 20 Städte mit niedrigstem Durchschnittsnettogehalt | ||
# | Stadt/Kreis | Nettogehalt |
1 | Suhl | 22,117 € |
2 | Frankfurt (Oder) | 23,419 € |
3 | Gera | 25,860 € |
4 | Rostock | 27,089 € |
5 | Delmenhorst | 27,881 € |
6 | Emden | 28,209 € |
7 | Bremerhaven | 28,352 € |
8 | Potsdam | 28,669 € |
9 | Leipzig | 28,747 € |
10 | Brandenburg an der Havel | 28,766 € |
11 | Schwerin | 28,843 € |
12 | Chemnitz | 29,117 € |
13 | Dresden | 29,309 € |
14 | Erfurt | 29,479 € |
15 | Zweibrücken | 30,096 € |
16 | Hamm | 30,276 € |
17 | Magdeburg | 30,314 € |
18 | Dessau-Roßlau | 30,369 € |
19 | Landau in der Pfalz | 30,411 € |
20 | Worms | 30,581 € |
Das untere Ende der Liste bilden vor allem ländliche Regionen, und vor allem solche im Ostteil der Republik. Als da wären Suhl in Thüringen, Frankfurt (Oder), Gera und Rostock. Bezieht man auch die Landkreise noch mit ein, stehen Regionen wie der Kreis Wittenberg (24.000€ / Jahr) ziemlich weit unten. Zum Vergleich: Das Durchschnittsgehalt in Deutschland lag 2020 bei rund 35.000€ netto.
Dass westdeutsche Arbeitskräfte auch mehr als 30 Jahre nach der Wende besser bezahlen als Unternehmen im Osten, kann man auf mehrere Dinge zurückführen. Zum einen sind große Konzerne nach wie vor mehrheitlich im Westen angesiedelt. Sie zahlen im Schnitt höhere Löhne als kleine Unternehmen oder Mittelständler. Auch innovative Wachstumsunternehmen, die ihre Fachkräfte aus Entwicklung und Forschung überdurchschnittlich gut bezahlen, sind im Osten eher rar gesät.
Großstadt bedeutet nicht unbedingt, dass auch die Löhne besonders hoch sind, wie das Beispiel Berlin zeigt. Um die Bundeshauptstadt im Gehaltsranking zu finden, muss man sich bis zur Seite 19 klicken. 32.600€ wurde dort im Jahr 2020 durchschnittlich verdient.
Die Statistik macht deutlich: Tendenziell werden in städtischen Gebieten zwar etwas höhere Gehälter gezahlt als auf dem Land - vor allem sind es aber kleinere bis mittlere Städte, die das Ranking anführen.
Womit hat das zu tun?
Vor allem sind es große Arbeitgeber, die den Gehaltsdurchschnitt in einer Stadt nach oben ziehen. In Leverkusen beispielsweise sitzen neben dem Chemieriesen Bayer globale Konzerne wie der Automobilzulieferer Denso, der Autohersteller Mazda oder der Chemiekonzern Lanxess. Ingolstadt (im Gehaltsranking auf Platz 10) ist Hauptsitz der Firma Audi, die allein in der Stadt an der Donau rund 30.000 Mitarbeiterinnen beschäftigt. Als Großstadt beheimatet Stuttgart Weltkonzerne wie Porsche, Bosch und Daimler. Mehr als 4.600€ brutto verdienen die Erlanger im Mittel (50% verdienen weniger, 50% verdienen mehr). Erlangen ist einer der größten Standorte von Siemens.
Wo lebt es sich am günstigsten?
Wo aber kann man mit seinem Gehalt am meisten anfangen? Um diese Frage zu beantworten, muss man einen Blick auf die Kosten für die Lebenshaltung werfen. Dazu gehören die Miete, aber auch Ausgaben für Lebensmittel und Bekleidung, Mobilität und Freizeitgestaltung. Wo das Leben am teuersten ist, hat die Plattform Stepstone berechnet, indem sie einen Durchschnittsbürger kreiert haben, der zum Beispiel rund 40% seines Nettogehalts für die Miete ausgibt, 15% für Nahrung und 10% für Freizeitaktivitäten, also zum Beispiel für Kinobesuche, Hobbys oder kulturelle Aktivitäten. Im Durchschnitt belaufen sich die Lebenshaltungskosten eines Deutschen auf 24.700€ pro Jahr. Doch, es ist wenig überraschend: Je nach Wohnort kann das Leben deutlich teurer oder auch günstiger sein.
Vor allem in den Großstädten kostet das Leben am meisten: München, Frankfurt am Main und Stuttgart führen mit Lebenshaltungskosten von 32-37.000€ die Liste an - Städte, die schon im Lohnranking ziemlich weit vorn lagen. Doch auch in Berlin (Platz 8) und Hamburg (Platz 4), in denen das Durchschnitts-Nettogehalt bei etwas mehr als 30.000€ im Jahr liegt, können sich die Lebenshaltungskosten sehen lassen: Mit 29.000 bis 31.000€ fallen sie fast genauso hoch aus wie die Durchschnitts-Einkommen. Welche Auswirkungen das hat, klären wir gleich.
Deutlich wird jedenfalls: Es kann sich finanziell lohnen, von der Stadt aufs Land zu flüchten. In Brandenburg an der Havel oder im Landkreis Oder-Spree beispielsweise kostet das Leben pro Jahr zwischen 20.000€ und 24.000€ - und damit deutlich weniger als in Berlin. Im Gegenzug gibt es zwar etwas mehr Gehalt als im Speckgürtel, allerdings umfasst der Unterschied “nur” ein paar Tausend Euro. In der Prignitz betragen die durchschnittlichen Lebenshaltungskosten sogar weniger als 20.000€.
Top 20 höchste Lebenshaltungskosten | ||
# | Stadt/Kreis | Lebenshaltungskosten |
1 | München | 37,472 € |
2 | Frankfurt am Main | 34,186 € |
3 | Stuttgart | 32,396 € |
4 | Hamburg | 31,371 € |
5 | Ingolstadt | 31,305 € |
6 | Heidelberg | 31,108 € |
7 | Mainz | 30,063 € |
8 | Berlin | 29,646 € |
9 | Erlangen | 29,395 € |
10 | Köln | 29,293 € |
11 | Freiburg im Breisgau | 29,208 € |
12 | Darmstadt | 28,953 € |
13 | Wiesbaden | 28,916 € |
14 | Münster | 28,425 € |
15 | Rosenheim | 28,184 € |
16 | Augsburg | 28,033 € |
17 | Düsseldorf | 27,943 € |
18 | Ulm | 27,742 € |
19 | Bonn | 27,390 € |
20 | Potsdam | 27,357 € |
Top 20 niedrigste Lebenshaltungskosten | ||
# | Kreis | Lebenshaltungskosten |
1 | Pirmasens | 18,481 € |
2 | Gera | 18,880 € |
3 | Hof | 19,027 € |
4 | Wilhelmshaven | 19,433 € |
5 | Hagen | 19,507 € |
6 | Chemnitz | 19,598 € |
7 | Leipzig | 19,621 € |
8 | Salzgitter | 19,760 € |
9 | Gelsenkirchen | 19,816 € |
10 | Bremerhaven | 19,927 € |
11 | Passau | 20,002 € |
12 | Remscheid | 20,020 € |
13 | Herne | 20,031 € |
14 | Oberhausen | 20,220 € |
15 | Cottbus | 20,228 € |
16 | Magdeburg | 20,478 € |
17 | Suhl | 20,778 € |
18 | Eisenach | 20,784 € |
19 | Kaiserslautern | 20,797 € |
20 | Zweibrücken | 20,893 € |
Ländlich heißt nicht unbedingt billiger
Doch nicht immer ist das Leben günstiger, wenn man die Metropole hinter sich lässt. Im Landkreis Dachau bei München beispielsweise belaufen sich die Lebenshaltungskosten im Schnitt auf fast 35.000€ pro Jahr, während das Gehalt knapp 6.000€ unter dem eines Münchners liegt. Es sind insbesondere die Gebiete rund um Stuttgart und die bayerische Hauptstadt, die es preislich in sich haben und in denen Wohnen, Essen, Freizeit und Co. fast genauso viel kosten wie in der großen Stadt.
Dass das Leben auf dem Land in einigen Fällen teurer als gedacht ausfällt, hat nach Meinung einiger Experten vor allem mit dem Thema Mobilität zu tun. Wer im ländlichen Raum wohnt, pendelt nicht selten täglich zur Arbeit in der Innenstadt. Die Ausgaben für Auto und Benzin würden also sehr viel stärker ins Gewicht fallen, meint zum Beispiel Jens-Martin Gutsche: „Mit der Entscheidung für eine Immobilie auf dem Land begibt sich der Käufer in eine lebenslange Abhängigkeit von der Entwicklung der Benzinpreise“, sagte der Stadtplaner einmal gegenüber der FAZ. Eine andere Hypothese ist, dass auf dem Land weniger Konkurrenz herrsche und so beispielsweise Restaurantbetreiber oder Freizeiteinrichtung keinem Preiskampf ausgeliefert seien.
Teures Wohnglück
Wie viel am Ende tatsächlich übrig bleibt, um zu sparen - oder noch besser: um zu investieren, hängt vor allem an einem Faktor: den Wohnkosten. In Großstädten wie Berlin, Hamburg und München sind steigende Mieten seit Jahren ein Dauerthema und längst zum Politikum geworden. Am teuersten wohnt es sich in München, dort kostete der Quadratmeter laut einer Statista-Auswertung im Jahr 2020 im Schnitt 18.60€ kalt. Um die 15€ sind es in Frankfurt und Stuttgart pro Quadratmeter, für eine 60m2-Wohnung ist man mit 900€ kalt also schon mal dabei. Man muss allerdings dazu sagen, dass Statista - beziehungsweise das Forschungs- und Beratungsinstitut empirica - ausschließlich die Angebotsmieten solcher Wohnungen betrachtet hat, die in den vergangenen zehn Jahren errichtet wurden, zwischen 60 und 80 m2 groß sind und über eine gehobene Ausstattung verfügen. Bezieht man Bestandsmieten in die Berechnung mit ein, fallen die Preise in der Regel etwas günstiger aus. Für München lagen sie bei 17€ pro Quadratmeter.
Teuerste Städte in Deutschland nach Mieten
Quelle: Statista
Die kräftigsten Preissteigerungen hat das einst als eher mieterfreundlich bekannte Berlin hingelegt. Von 2009 bis 2019 haben sich die Quadratmeterpreise in der Hauptstadt im Schnitt mehr als verdoppelt.
Stadt | Mietpreis 2009 in €/m² | Mietpreis 2019 in €/m² | Veränderung 2009 zu 2019 in % |
Berlin | 5,6 | 11,4 | 104 |
Heilbronn | 6,4 | 10,7 | 67 |
München | 11 | 17,7 | 61 |
Würzburg | 6,7 | 10,5 | 57 |
Kassel | 4,9 | 7,5 | 53 |
Fürth | 6,3 | 9,6 | 52 |
Ingolstadt | 7,7 | 11,7 | 52 |
Nürnberg | 6,5 | 9,9 | 52 |
Osnabrück | 5,3 | 8 | 51 |
Augsburg | 6,5 | 9,7 | 49 |
Koblenz | 5,3 | 7,9 | 49 |
Stuttgart | 8,5 | 12,7 | 49 |
Göttingen | 6 | 8,9 | 48 |
Die Lage ist angespannt - aber längst nicht überall
Die Mietpreise steigen also, allen voran in den bekannten Metropolen. Für wieder andere Regionen dagegen gilt das genaue Gegenteil: die Wohnkosten sinken - sei es in der Eigentumswohnung oder im Mietshaus. Vor allem in ostdeutschen Städten Rostock, Frankfurt (Oder) oder in der Lausitz verlieren Häuser und Wohnungen vielfach an Wert - oder die Preise stagnieren oder steigen nur sehr langsam. Dass auch hier vor allem Städte im Osten betroffen sind, begründen Experten unter anderem mit dem zunehmenden Leerstand in einigen Regionen. Die durchschnittliche Mietpreissteigerung wird dadurch ausgeglichen - und so kommt es, dass die Nettokaltmieten im Bundesdurchschnitt zwischen 2014 und 2018 zum Beispiel nur um 8,5% gestiegen sind. Der Medianbruttolohn dagegen hat im selben Zeitraum sogar kräftiger zulegt, nämlich um 9,4%. Betrachtet man die Entwicklung im ganzen Land, ist die Miete in Relation zu den Löhnen also sogar günstiger geworden.
Allerdings bezieht die Lohnstatistik auch nur sozialversicherungspflichtige Beschäftigte in Vollzeit ein. Renter und Studentinnen, Teilzeit-Mitarbeiter und Selbstständige, deren Einkommen häufig unter dem Durchschnitt liegen, bleiben außen vor.
In einigen Metropolen steigen die Mieten deutlich kräftiger als die Löhne. Extremstes Beispiel ist - mal wieder - die Stadt München: Von 2014 bis 2018 sind die Mieten dort um knapp 20% nach oben geklettert, die Löhne allerdings nur um etwa die Hälfte, wie eine Statistik des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt:
Maximal 30% vom Einkommen für die Miete - ist das möglich?
Nach einer beliebten Faustregel sollte die Miete nicht mehr als 30% des Nettoeinkommens betragen. Im Bundesdurchschnitt gelingt das den Deutschen ebenfalls sehr gut: 2018 haben sie dem Statistischen Bundesamt zufolge knapp 27% ihres verfügbaren Haushaltseinkommens für die Warmmiete oder den Unterhalt einer Eigentumswohnung ausgegeben. Einzig in Hamburg waren es etwas mehr als 30%, in Berlin dagegen 28,2%.
Rund 14% der Deutschen lebten 2019 in sogenannten “überlasteten Haushalten”, weil sie mehr als 40% fürs Wohnen bezahlten. Was recht wenig klingen mag, ist im internationalen Vergleich ziemlich viel: Einzig in Griechenland, wo 36% der Menschen in “überlasteten Haushalten” lebten, sowie in Bulgarien (16%) und Dänemark (15,6%) war die Lage 2019 noch angespannter.
Wo sich am besten ein Vermögen aufbauen lässt
Wo lebt es sich denn nun (finanziell) am besten in Deutschland? Auch das hat das Jobportal Stepstone berechnet und sich dabei wieder an einem Durchschnittsbürger orientiert, der das Durchschnittseinkommen in seiner Region verdient.
And the winner is: Leverkusen. Wo die Wupper in den Rhein mündet, bleiben dem Durchschnitts-Arbeitnehmer fast 17.000€ pro Jahr zur freien Verfügung. Ein ähnlich hohes Resteinkommen haben die Studienautoren für die Städte Amberg, Salzgitter und Mühlheim an der Ruhr berechnet.
Top 20 höchste Resteinkommen | ||
# | Stadt/Kreis | Resteinkommen |
1 | Leverkusen | 16,738 € |
2 | Amberg | 16,334 € |
3 | Salzgitter | 16,053 € |
4 | Mülheim an der Ruhr | 15,542 € |
5 | Essen | 15,351 € |
6 | Coburg | 15,130 € |
7 | Schweinfurt | 14,680 € |
8 | Herne | 14,325 € |
9 | Hagen | 14,254 € |
10 | Passau | 14,167 € |
11 | Bayreuth | 13,929 € |
12 | Oberhausen | 13,834 € |
13 | Wuppertal | 13,805 € |
14 | Pirmasens | 13,686 € |
15 | Ludwigshafen am Rhein | 13,624 € |
16 | Bottrop | 13,440 € |
17 | Kaiserslautern | 13,401 € |
18 | Duisburg | 13,395 € |
19 | Kassel | 13,303 € |
20 | Wilhelmshaven | 13,287 € |
Top 20 niedrigste Resteinkommen | ||
# | Stadt/Kreis | Resteinkommen |
1 | Potsdam | 1,313 € |
2 | Suhl | 1,340 € |
3 | Frankfurt (Oder) | 1,425 € |
4 | München | 2,970 € |
5 | Berlin | 2,987 € |
6 | Jena | 3,868 € |
7 | Hamburg | 4,095 € |
8 | Speyer | 5,208 € |
9 | Freiburg im Breisgau | 5,254 € |
10 | Münster | 5,314 € |
11 | Fürth | 5,411 € |
12 | Emden | 5,614 € |
13 | Dresden | 5,799 € |
14 | Rostock | 5,832 € |
15 | Heidelberg | 5,837 € |
16 | Delmenhorst | 5,842 € |
17 | Neustadt an der Weinstraße | 6,133 € |
18 | Landau in der Pfalz | 6,268 € |
19 | Erfurt | 6,386 € |
20 | Worms | 6,694 € |
Das hintere Ende der Liste führt dagegen Potsdam mit einem Resteinkommen von gerade einmal 1.300€ an. Auch München, eine der Städte mit den höchsten Gehältern, belegt einen der letzten Plätze mit unter 3.000€ Resteinkommen pro Jahr. Weitet man die Statistik auf die Landkreise aus, sind die Zahlen noch überraschender: Denn in einigen Regionen rutscht die Durchschnittsbewohnerin sogar ins Minus. Im Landkreis Dahme-Spreewald beispielsweise bleiben bei einem durchschnittlichen Einkommen von 25.000€ pro Jahr laut Report -1.650€ übrig. Auch im Landkreis Fürstenfeldbrück nahe München oder im Landkreis Märkisch-Oderland bleibt im Schnitt wenig zum Zurücklegen.
Bundesweit sind es übrigens knapp 10.600€, die der Durchschnittsdeutsche pro Jahr zur freien Verfügung hat.
Was können Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dagegen tun?
Es muss nicht immer direkt der Umzug oder die Flucht aus der Großstadt sein, um sich finanziell besser zu stellen. Es geht auch anders.
Zwar haben die Mietkosten einen starken Einfluss darauf, was am Ende des Jahres vom Gehalt übrig bleibt. Es gilt allerdings auch zu bedenken, dass wir es bei den Statistiken stets mit Durchschnittswerten zu tun haben. Viele Berlinerinnen können auch deutlich mehr als 3.000€ im Jahr zurücklegen, weil sie besser verdienen, weniger shoppen oder seltener essen gehen. Sprich: Weil sie anders mit ihrem Geld umgehen. Gleichzeitig wird es auch zahlreiche Holzmindener geben, die lediglich ein paar Hundert Euro zur Seite legen und nicht - wie der Durchschnitt - um die 17.000€. Fakt ist: Neben der Miete gibt es noch ein paar mehr Stellschrauben, an denen es sich drehen lässt, um die eigene finanzielle Situation zu verbessern. Zum Beispiel, indem unnötige Verträge gekündigt werden oder effektiver gespart wird. Eine Möglichkeit wäre auch, an der Höhe des Gehalts zu arbeiten - denn darauf haben Arbeitnehmer einen höheren Einfluss, als viele meinen. Ein paar Tipps, wie sich das Gehalt steigern lässt, haben wir in diesem Video schon einmal aufgeführt.
Wohlstand war gestern?
Nie wieder werden die heute jüngeren Generationen einmal so viel Vermögen anhäufen wie ihre Eltern oder Großeltern - so heißt es immer wieder. Aber ist das wirklich wahr?
Tatsächlich gibt es einige Anhaltspunkte dafür, dass der Vermögensaufbau schwieriger geworden ist. Die steigenden Wohn- und Lebenshaltungskosten sind das eine. Gleichzeitig wachsen allerdings auch die Löhne heute deutlich schwächer als noch in den 1960er oder 1970er Jahren, als das Wirtschaftswachstum teilweise die 10% Marke knackte. Heute steigt die deutsche Wirtschaftsleistung pro Jahr um 1 bis 2%.
Auch sind die Zeiten vorbei, in denen es genügte, das Geld auf dem Tages- oder Festgeldkonto zu parken oder in deutsche Bundesanleihen zu stecken, um zumindest ein paar Prozent Rendite zu machen. Spareinlagen wie das Sparbuch oder Sichteinlagen wie das Tagesgeldkonto eignen sich heute nicht mehr für den Vermögensaufbau, vielfach werden sogar Strafzinsen fällig, wenn das Geld auf dem Girokonto liegt oder in einer deutschen Staatsanleihe steckt. Allerdings muss man das nicht als Nachteil begreifen.
Denn richtig ist auch: Heute ist es um ein Vielfaches einfacher und günstiger, am globalen Aktienmarkt zu investieren. Online- und Smartphone-Broker haben die letzten Hürden abgebaut, die frühere Generationen vom Anlegen abgehalten haben. Nüchterne, objektive Informationen und Erklärungen, wie die Börse funktioniert, sind dank des Internets frei zugänglich. Kurzum: Sein Geld mit einer Rendite von 6%, 7% oder mehr pro Jahr zu investieren, ist heute sehr viel einfacher als noch vor 50 Jahren.
Und man muss auch festhalten: Im Vergleich zu früher haben Arbeitnehmerinnen heute ganz andere Anforderungen an ihren Job. Junge Mitarbeiter wünschen sich vielfach mehr Freiheit und Flexibilität, streben nach alternativen Lebensentwürfen - woran es nichts auszusetzen gibt. Doch sind sie dafür vielfach eben auch eher bereit, niedrige Gehälter in Kauf zu nehmen oder auch mal ein Praktikum ohne Bezahlung zu machen. Ein Phänomen, das eher in der Großstadt als auf dem Land zu finden ist - und das mitunter dazu beiträgt, dass das Verhältnis von Gehalt und Mietkosten zunehmend ungünstig ausfällt.
Entscheidend ist nicht der Verdienst
Bei der Wahl des Wohnorts und der Arbeitsstelle gilt es abzuwägen: Möchte ich mir das eher teure Leben in der Hamburger Altstadt leisten und bin ich bereit, für den Altbau-Dielenboden auch die Hälfte meines Nettogehalts abzugeben? Oder zieht es mich ohnehin eher in den ruhigen Vorort oder gar aufs Land? Welche Ansprüche habe ich an meinen Job, welche an mein Gehalt? Was will ich einmal erreichen, wie sieht es in Sachen Familienplanung aus? Zumindest ein paar dieser Fragen zu klären, kann dabei helfen, sich seine eigenen finanziellen Ziele zu stecken.
Und diese Ziele können - trotz inexistenter Guthabenzinsen - noch immer erreicht werden, wenn das Ersparte beispielsweise am Aktienmarkt investiert wird. Natürlich: Der eine wird im Laufe des Jahres sehr viel mehr zurücklegen können, weil sein Gehalt doppelt so hoch ist. Entscheidend ist aber, ob er es tut. Denn wesentlich ist nicht, was auf dem Gehaltscheck steht - sondern wie das Geld eingesetzt wird. Und selbst wenn es nur 50€ im Monat sind, die in einen Aktiensparplan fließen, dann wird das auf lange Sicht einen großen Unterschied machen.
Kommentare (0)
Kommentar schreiben