Himmlische Investments
Die Idee hinter dem passiven Investieren ist es, sich keinerlei Gedanken über die Auswahl seiner Wertpapiere zu machen. Das ist bequem und bringt einem Anleger stets die Rendite des gesamten Marktes ein – führt bei manch einem Investor aber auch zu Gewissensbissen. Nicht nur die Umwelt liegt vielen Anlegern inzwischen am Herzen, auch religiöse Gebote spielen offenbar eine Rolle. Nur so lässt sich die Masse an aktiven und passiven Fonds erklären, die ein Glaubens-konformes Investieren versprechen. Neben Scharia-Fonds, die den Grundsätzen des Koran folgen, dominieren vor allem katholische Geldanlagen – darunter auch solche, die sich an besonders fromme Christen richten. Doch was steckt in so einem Fonds, der im Einklang mit christlichen Wertvorstellungen investiert? Wie unterscheiden sich religiöse Fonds von nachhaltigen ESG-Anlagen und welche Chancen und Risiken bieten sie?
Christlich anlegen: Was bedeutet das?
Wie eine Bibel-konforme Anlagestrategie genau aussieht, hängt zunächst einmal davon ab, wie man die Verse der Bibel deuten möchte und vor allem, wie streng man die Gebote und Glaubensregeln auslegt. Während evangelische Geldanlagen sich vor allem auf Themen wie Umwelt, Menschen- und Arbeitsrechte fokussieren, gehen die meisten katholischen Produkte sehr viel weiter. Doch dazu gleich mehr.
Ein allgemeingültiges Regelwerk für christliche Fonds oder ETFs existiert also nicht, einige Leitlinien finden sich aber in fast jedem gottesfürchtigen Finanzprodukt wieder. Ähnlich wie islamische Investmentprodukte schließen auch christliche Fonds Unternehmen aus, die einen Teil ihrer Umsätze mit dem Glücksspiel oder anderen Süchten verdienen – also beispielsweise mit der Produktion oder dem Vertrieb von Alkohol- und Tabak. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts kannte das Christentum ebenfalls ein allgemeines Zinsverbot, inzwischen ist das nur noch auf sogenannte „Wucher-Zinsen“ beschränkt. Das heißt, sein Geld zu vermehren, verstößt erst dann gegen Glaubensregeln, wenn eine andere Person unter dem Profit leidet beziehungsweise jemand anderes in eine Notlage versetzt.
Christliche Anlegen als Vorreiter von ESG?
Sich bei der Geldanlage an Leitgedanken der Kirche zu orientieren, ist kein Trend, der erst vor Kurzem aufgetaucht wäre. Schon im 18. Jahrhundert haben religiöse Gesellschaften begonnen, auf solche Geschäfte zu verzichten, die ihrer christlichen Weltanschauung im Weg stehen. Beispielsweise lehnten von da an viele gläubige Christen den Sklavenhandel ab oder stoppten den Handel mit Firmen aus der Alkoholbranche. Soziale Gerechtigkeit und der Boykott von Suchtmitteln spielten also schon damals eine Rolle im Handel. So werden die christlichen Finanzprodukte gern als Vorläufer der heute so beliebten ESG-Produkte bezeichnet. Das Kürzel steht für „Environment, Social, Governance“ und steht für eine umweltschonende und zugleich sozial gerechte Geldanlage, die Wert auf die Einhaltung der Menschenrechten legt.
Nicht selten finden sich kirchliche Investments in den Datenbanken großer Indizes oder Fonds in einer Kategorie mit nachhaltigen Fonds wieder. Und zumindest oberflächlich klingen beide Formen der Geldanlage auch ziemlich ähnlich: Weder christliche noch nachhaltige Finanzprodukte sollen an Firmen beteiligt sein, die ethisch kontroverse Geschäfte treiben, gegen die Menschenrechte verstoßen oder die Umwelt zerstören.
Katholische Investments: Bloß nicht verhüten
Einen recht guten Einblick in die Welt der katholischen Geldanlagen liefert die Orientierungshilfe der Deutschen Bischofskonferenz. Auf 68 Seiten fassen die geistlichen Leiter darin zusammen, was aus Ihrer Sicht eine christliche Geldanlage darstellt. Als ethische Grundsätze definiert der Zusammenschluss zunächst drei Kernelemente: die „Bewahrung der Schöpfung“, den „Schutz der menschlichen Person“ und das Feld „Gerechtigkeit“.
Wem das zu schwammig ist, der kann weiterblättern bis zu dem Kapitel „Ausschlusskriterien“. Darin listen die Geistlichen mögliche Tabus auf, an die sich Fondsanbieter für die Zusammenstellung ihrer christlich-ethischen Produkte halten könnten. Angefangen bei wenig aufsehenerregenden Kriterien wie dem Ausschluss von Unternehmen, die fossile Energieträger produzieren, Rüstung oder gefährliche chemische Substanzen. Ein paar „Verbote“ lassen einen dann aber doch kurz schlucken und es wird schnell klar, dass es sich hier nicht einfach um nachhaltiges Anlegen geht. Christlich zu investieren bedeutet nach Meinung der Bischofskonferenz beispielsweise, solche Firmen zu meiden, die in irgendeiner Weise die Fortpflanzung beeinträchtigen.
Abtreibung, Stammzellen, Videospiele
Auf Ablehnung stoßen in der katholischen Kirche zum Beispiel solche Unternehmen, die mit ihren Produkten oder Dienstleistungen beziehungsweise ihrer Beteiligung an bestimmten spezialisierten Kliniken, die die vorzeitige Beendigung einer Schwangerschaft ermöglichen. Als „hochproblematisch“ stuft die Bischofskonferenz auch Verhütungsmittel ein, weswegen viele Pharma-Unternehmen in katholischen Fonds außen vor bleiben, die unter anderem Verhütungsmittel herstellen.
Eine Erklärung für die Ausschlüsse liefern die Vertreter der katholischen Kirche gleich mit: „Die Tötung menschlichen Lebens selbst in seinem frühesten Stadium, das mit der Verschmelzung von Ei und Samenzelle beginnt, wird von der Kirche deutlich verurteilt. Sie ist für die Kirche der missbräuchliche Ausdruck menschlicher Herrschaft über das Leben.“
Auch gentechnische Veränderungen am menschlichen Erbgut lehnen die Glaubenshüter strikt ab. Darunter fällt auch die embryonale Stammzellenforschung, die beispielsweise untersuchen möchte, inwiefern sich Stammzellen kultivieren oder auch manipulieren lassen. Umstritten ist die Forschung, weil für die Gewinnung der Stammzellen der Embryo zerstört wird. „Der Vorrang des Erhalts menschlichen Lebens verbietet es, dass embryonale Stammzellen zu Forschungszwecken verwertet werden“, heißt es in der Orientierungshilfe. Unternehmen, die beispielsweise Programme zur gentechnischen Veränderung am Menschen entwickeln, gehören nach Einschätzung der Bischofskonferenz also ebenso wenig in einen katholischen Fonds.
Ego-Shooter sind nicht erlaubt
Normalerweise stehen Videospiele ja eher bei besorgten Eltern pubertierender Jugendlicher in der Kritik. Vor allem, wenn es sich dabei um Ballerspiele handelt, deren Grundidee grob gesagt auf dem Abknallen von Gegnern oder dem Flüchten vor Feinden basiert.
Auch die katholische Kirche möchte solche „Ego-Shooter“-Spielen nicht gutheißen und hat „gewaltverherrlichende Videospiele“ ebenfalls auf seine schwarze Liste aufgenommen. Bei solchen Spielen bestehe das Risiko, so heißt es von der Bischofskonferenz, dass Gewalt als „legitimes Mittel der Durchsetzung akzeptiert wird und es zu einer Minderung der Empathie und einer Abstumpfung gegenüber Gewalt kommt“. Nicht nur Spielehersteller, auch Internetdienste, auf denen die Spiele abgerufen werden können, sollten also im Sinne Gottes ausgeschlossen werden.
Was würde Jesus tun?
Besonders engagiert in Sachen Glaubens-konformes Anlegen zeigen sich auch einige Fondsanbieter. Das US-amerikanische Unternehmen Inspire Investing, das sich selbst als „World’s Largest Faith-Based ETF Provider“ beschreibt, meint es zum Beispiel besonders ernst mit der Vision einer frommen Finanzwelt. Das gesamte Fondsspektrum steht ganz im Zeichen der kirchlichen Lehre, die ETFs heißen „BIBL“, „BLES“, „GLRY“ oder auch „WWJD“, was als Abkürzung für „What would Jesus do“ steht. Was steckt in den Fonds, die Geistlichen ein reines Gewissen versprechen?
WWJD - What would Jesus do?
Wenn Jesus investieren könnte, dann würde er laut Inspire Investing dem Inspire Global Hope ex-US Index folgen - darauf jedenfalls basiert der WWJD-ETF des Fondsanbieters. Insgesamt stecken 183 „inspirierende, biblisch ausgerichtete Large-Cap-Unternehmen“ in dem ETF, der US-amerikanische Unternehmen von vornherein ausschließt. Sortiert sind sie nach dem „Inspired Impact Score“, den der Fondsanbieter selbst ins Leben gerufen hat. Die höchste Punktzahl erhalten nach Angaben des ETF-Anbieters jene Unternehmen, die „ein Segen für ihre Gemeinden, Kunden, Mitarbeiter und die Welt“ sind. Wenig Chancen auf einen solchen Titel haben laut Inspire Investing beispielsweise Befürworter einer Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen, Hersteller von Abtreibungsmedikamenten oder Unternehmen, die eine In-Vitro-Befruchtung von Eizellen unterstützen.
Wer das für intolerant hält, muss lediglich ein bisschen weiter unten lesen, um auf den Abschnitt „LGBT“ zu stoßen. Dort heißt es, der Fonds lehne eine „positive Einstellung gegenüber LGBT“ ab. Die Abkürzung steht als Bezeichnung für Personen, die homosexuell, bisexuell oder transgender sind und damit offenbar nicht der erzkatholischen Vorstellung von Zweisamkeit entsprechen, die die Fondsanbieter für angemessen halten.
Umweltfreundlichkeit scheint für den Jesus-Fonds dagegen weniger von Belang zu sein: Unter den Top-10-Positionen rangieren Unternehmen wie der chilenische Chemiekonzern Quimica oder der australische Erdölförderer Woodside Petroleum. Auch der französische Rüstungskonzern Thales SA und der japanische Ölkonzern haben vergleichsweise viel Gewicht in dem christlichen Fonds, der engagierten ESG-Anlegern eher wie ein Sammelbecken von Sündenaktien vorkommen dürfte.
Katholische Prinzipien mit dem Invesco MSCI Europe ESG Leaders Catholic Principles ETF
Streng katholische Ausschlusskriterien setzt auch die fromme Version des MSCI Europe ESG Leaders an. Für die Zusammenstellung wurde zunächst der konventionelle MSCI Europe nach Nachhaltigkeitsstandards gefiltert und anschließend einem zweiten Screening unterzogen, das laut der US-amerikanischen Investmentgesellschaft Invesco den „Wertgrundsätzen der katholischen Kirche“ entsprechen soll. Darunter fallen auch diesmal Unternehmen, die in den Bereichen Pornografie, konventionelle Waffen, Abtreibung und Schwangerschaftsverhütung tätig sind, bekanntermaßen gegen die Menschenrechte verstoßen, die Forschung an embryonalen Stammzellen betreiben oder Tierversuche durchführen.
Auch der Invesco-ETF ist nicht sonderlich gut diversifiziert. Insgesamt investiert er in knapp 200 Positionen, darunter das niederländische Hightech-Unternehmen ASML, der britische Verbrauchsgüter-Hersteller Unilever sowie SAP und L’Oréal auf den vordersten Plätzen. Knapp 39 Mio. Euro verwaltet der Fonds, die laufenden Kosten liegen bei 0,3% vom investierten Vermögen.
In seiner Zusammensetzung ähnelt der Fonds anderen katholischen ETFs. Der Global X S&P 500 Catholic Values ETF beispielsweise setzt die gleichen Ausschlusskriterien an wie der Invesco ETF auf den MSCI Europe.
Investieren wie die Bettelmönche: die Terr Assisi Aktienfonds
Weniger gnadenlos, dafür aber umso profitabler sind die Terr Assisi Aktienfonds, die ganz im Zeichen der franziskanischen Lehre investieren. Dabei basiert gerade die Spiritualität der franziskanischen Glaubensbrüder doch eigentlich auf einer Verpflichtung zu Armut und Bescheidenheit. Wie passt das zusammen mit Dividenden und Kursgewinnen?
Aufgelegt und zusammengestellt wurden die Fonds von der Ampega Investment GmbH und der Missionszentrale der Franziskaner. Das Hilfswerk argumentiert auf der Website der Fonds mit einem „verantwortungsvollen Umgang mit Geld“, für den sich der Franziskanerorden schon seit jeher eingesetzt habe. So seien es zum Beispiel die Anhänger des heiligen Franziskus gewesen, die sich im 15. Jahrhundert gegen Wucherzinsen und überteuerte Kredite eingesetzt hätten. Mit den Aktienfonds des 21. Jahrhunderts nun möchte das Franziskaner-Hilfswerk diesen Gedanken einer „gerechten und nachhaltigen Marktwirtschaft“ weiterführen und Anlegerinnen und Anlegern eine ethische Geldanlage nach den Prinzipien des Franziskanerordens anbieten.
Die sehen neben klassischen ESG-Kriterien wie dem Ausschluss von Ölförder-Unternehmen, Rüstungsfirmen und Tabakherstellern beispielsweise den Verzicht auf solche Unternehmen vor, die die Arbeitsrechte verletzen, Kinderarbeit zulassen oder auch wegen Vergehen wie Steuerhinterziehung oder Korruption angeklagt sind. Verhütung und Abtreibung stehen nicht auf der schwarzen Liste des Fonds, dafür definiert der Orden beispielsweise die Massentierhaltung, den Einsatz von Pestiziden sowie Stammzellenforschung und die Beteiligung an aktiver Sterbehilfe als kontroverse Geschäftsfelder.
Um die 70 Aktienpositionen finden sich in einem Terr Assisi Fonds. Der terrAssisi Aktien I AMI beispielsweise investiert in Industrieländer, darunter insbesondere die USA, Frankreich, Großbritannien und Deutschland. Aktuell am stärksten gewichtet sind Unternehmen wie Microsoft, der Chiphersteller Nividia, die Eisenbahngesellschaft Union Pacific und der Tech-Konzern Linde. Mehr als 700 Mio. Euro stecken in dem Fonds, der in den vergangenen zehn Jahren knapp 244% Wertentwicklung hingelegt hat. Das ist etwas mehr, als ein ETF auf den MSCI World in diesem Zeitraum erzielt hat, hier lag die Wertsteigerung zwischen 2012 und 2022 nämlich „nur“ bei 231%.
💡
Christliche Banken haben ihre eigenen Fonds
Auch christliche Banken mit Sitz in der Bundesrepublik führen eigene Fonds, die eine ethisch korrekte und mit dem Glauben übereinstimmende Geldanlage ermöglichen sollen. Was die Ausschlusskriterien betrifft, unterscheiden sich die deutschen Fonds nur wenig von der US-amerikanischen Konkurrenz.
Die katholische Bank für Kirche und Caritas Paderborn hat beispielsweise zusammen mit der Investmentgesellschaft Union Investment gleich mehrere Aktien- und Rentenfonds aufgelegt, die mitunter strengen Glaubensregeln folgen. Im Sinne „christlicher Ethik und Ökologie“ sollen auch die Fonds der Steyler Bank investieren, die einst von dem katholischen Orden Steyler gegründet wurde. Abtreibung, Embryonenforschung und Gentechnik lehnen beide Banken ab.
Auf den Partner Union Investment setzt auch die Evangelische Bank, die Produkte wie einen „Fair World Fonds“ oder „Nachhaltig Aktien MinRisk”-Fonds führt. Auffällig ist, dass die evangelischen Produkte in ihrer Zusammenstellung tatsächlich kaum von einem nachhaltigen ESG-Fonds zu unterscheiden sind. Zwar weist die Bank an mancher Stelle auf „christlich-ethische“ Wertvorstellungen hin, die bei der Aktienauswahl Beachtung finden würden, ansonsten ist kaum erkennbar, dass hinter den Fonds ein religiöser Hintergrund steckt. Auch die Fonds der evangelischen Bank haben es preislich in sich: Neben laufenden Kosten von 1,65% pro Jahr verlangt der Emittent 3% Ausgabeaufschlag.
Wie ethisch korrekt sind die Fonds wirklich?
Eine Frage, die sich schon bei klassischen Nachhaltigkeitsfonds stellt und mitunter überraschende Erkenntnisse bringt, wenn man sich die Produkte im Detail ansieht. Vor allem klassische ESG-Kriterien wie die Einhaltung von Arbeitsrechten oder ein ressourcenschonender Umgang mit der Natur werden von einigen christlichen Fonds nur ungenügend eingehalten.
Einer der meistkritisierten Fonds stammt von der Pax-Bank, die Anfang des 20. Jahrhunderts von katholischen Priestern ins Leben gerufen wurde. Zusammen mit Union Investment gibt die Sozialbank beispielsweise den Liga Pax Cattolico Union-Fonds (LU0152554803) heraus, der laut Factsheet im Einklang mit „christlich-ethischen Wertvorstellungen“ investieren und sich dabei an „sozialen und ökologischen Faktoren“ orientieren soll. Ganz so streng meint es das Fondsmanagement dann offenbar doch nicht mit seinen Grundsätzen. Unter den Schwergewichten des Fonds finden sich Unternehmen wie Amazon, dem immer wieder menschenunwürdige Produktionsbedingungen sowie das Auszahlen von Dumpinglöhnen vorgeworfen wurde und das von strengen ESG-Fonds gemieden wird. Auch der Chemiekonzern BASF, der unter anderem wegen hochgiftiger Pestizide in der Kritik steht, sowie der Softdrink-Riese Coca-Cola, in dem Umweltaktivisten einen der größten Plastikverschmutzer der Welt sehen, finden sich in dem Pax-Fonds wieder. Unter den Top 10-Positionen rangiert außerdem die Fastfood-Kette McDonalds, die gleich mit einer Reihe von Vorwürfen zu kämpfen hat, angefangen bei Massentierhaltung und Tierquälerei über Ausbeutung der Mitarbeiter bis hin zu Umweltverschmutzung.
Auch der „Catholic Principles“ ETF von Invesco investiert weniger keusch, als man meinen möchte. Eine der größten Positionen in dem Fonds bildet der Lebensmittelkonzern Unilever, der unter anderem wegen seiner Urwald-Rodungen am Pranger steht, sowie der Fast Fashion-Konzern H&M, dem Ausbeutung vorgeworfen und Missachtung der Arbeitsrechte vorgeworfen wird. Es gilt also bei den religiösen Geldanlagen das gleiche, wie schon im weiten Feld der ESG-Lösungen: Genau hinsehen lohnt sich.
Religion hat ihren Preis
Das eigene Gewissen spielt bei der Geldanlage eine immer wichtigere Rolle. So scheint es zumindest angesichts der Aufmerksamkeit, die nachhaltige ESG-Fonds in den vergangenen Jahren erhalten haben. Religiös geprägte Geldanlagen werden gern als die Vorreiter der nachhaltigen Investierens angepriesen - und tatsächlich nehmen sich viele christlich-ethische Fonds nicht viel von ESG-Geldanlagen. Denn die Spezial-Fonds ähneln sich in noch einem Punkt: sie sind teurer und riskanter.
0,6% TER sind keine Seltenheit
Wie schon umweltfreundliche Fonds mit Nachhaltigkeitssiegel, sind auch bibelkonforme Geldanlagen etwas teurer als konventionelle Fonds. Bei ETFs sind laufende Gebühren von 0,4 oder auch 0,6% pro Jahr der Standard, während ein klassischer ETF auf einen bekannten Index wie den MSCI World inzwischen nur noch 0,1% TER verlangt. Teuer zu stehen kommt ein christliches Investment vor allem jene Anleger, die auf ein aktives Fondsmanagement setzen. Einmalige Ausgabeaufschläge von 4,5% sind keine Seltenheit, dazu kommen teilweise Performance-Gebühren und andere Aufschläge.
Noch weniger Werte als in ESG-Fonds
Bringt ein frommes Investment mehr Rendite? So könnte man bei dem Blick auf einzelne Kurscharts fast meinen. Einigen christlichen Fonds wie dem des Franziskanerordens gelingt es tatsächlich, besser abzuschneiden als ein bekannter Welt-Index. Dass so etwas gelingt, hat aber vor allem mit Glück zu tun. Christliche Fonds sind – genau wie ESG-Anlagen – weit anfälliger für Schwankungen. Wegen der zahlreichen Ausschlüsse, die in manch einem streng katholischen ETF besonders drastisch sind, bleiben von einem Welt-ETF mit mehreren Tausend Positionen häufig nur ein paar Dutzend Aktien übrig. Weniger Diversifikation bedeutet mehr Risiko. Und so sind christliche Fonds nicht nur teurer in der Verwaltung, sondern verlangen auch nervlich einen höheren Preis als klassische Investments.
Kommentare (0)
Kommentar schreiben