Fürs Ja-Wort in den Dispo: Das kostet Heiraten im Jahr 2024
Die Hochzeit, so heißt es, soll der schönste Tag des Lebens sein. Der erschwinglichste ist er jedenfalls nicht, wie ein Blick auf die jüngsten Insider-Daten der Heiratsbranche zeigt: 15.000€ sollen Paare in Deutschland im Schnitt für ihre Hochzeit ausgeben, in Städten rechnen Agenturen und Planer eher mit 35.000€ aufwärts. Da ist es kein Wunder, dass sich ein beachtlicher Teil der Paare sogar verschuldet, um die Hochzeit finanzieren zu können. Doch was macht das Fest um die Liebe überhaupt so teuer? Welche Posten schlagen am stärksten zu Buche und wie stellt man eine Low Budget-Feier für unter 5.000€ auf die Beine?
15.500€ für die Durchschnittshochzeit
Sicher, Liebe kann man nicht kaufen. Ein rauschendes Fest aber schon. 5,7 Mrd. Euro sollen Paare in Deutschland 2023 für ihren großen Tag ausgegeben haben, heißt es in der aktuellen Hochzeitsstudie des Vermittlungsdienstleisters Weddyplace, der selbst angibt, bereits mehr als 50.000 Hochzeiten durch die Planung begleitet zu haben. Für 2024 beziffert das Portal das Marktvolumen der Branche sogar auf 6,2 Mrd. Euro. Und das, obwohl sich immer weniger Paare trauen lassen: Zuletzt sank die Zahl der Eheschließungen nach Angaben des Statistischen Bundesamts mit knapp 360.000 Paaren auf den zweitniedrigsten Wert seit Beginn der Erfassung 1950. Noch weniger trauten sich lediglich 2021, als viele Hochzeiten wegen der Corona-Pandemie ausfielen.
15.500€ sollen Brautpaare im Mittel für ihr Fest bezahlen, vermeldet der Hochzeitsplaner Weddyplace. 66 Gäste seien dabei im Schnitt eingeladen. Für seine Erhebung hatte das Unternehmen 634 Paare zu ihrem persönlichen Budget befragt – darunter allerdings nicht nur frisch Vermählte, sondern auch solche, deren Hochzeit noch bevorstand, die ihre tatsächlichen Kosten also lediglich abschätzen konnten. Nichtsdestotrotz: Verglichen mit den Daten aus 2023 verzeichnet die Branche einen deutlichen Preissprung: 14.300€ soll die Durchschnittshochzeit noch 2023 gekostet haben und damit ganze 8,4% weniger.
Doch sind das eben nur Mittelwerte – und wie immer existieren nach oben hin keine Grenzen: Zwei Prozent und damit immerhin zwölf der 634 befragten Brautpaare gaben an, mehr als 40.000€ für ihr Fest ausgegeben zu haben oder damit zu kalkulieren. Ganze 80 Paare bezifferten ihr Budget dagegen auf unter 5.000€.
Je besser das Wetter, desto höher die Rechnung
Man kann das unromantisch finden, doch auch bei der Hochzeit regieren Angebot und Nachfrage die Preise. Sprich: Wer dem Mehrheitsgeschmack folgt, muss üblicherweise tiefer in die Tasche greifen. Zum Beispiel geben sich die meisten Paare (58,3% laut Weddyplace) im Sommer das Ja-Wort, was sich Location-Betreiber, Caterer, Fotografen und sonstige Dienstleister entsprechend entlohnen lassen: 10-20% günstiger könne einen die Hochzeit in der Nebensaison zu stehen kommen, heißt es in vielen Hochzeits-Ratgebern im Netz, manche sprechen von Sparpotentialen im „Tausender-Bereich“. Besonders hoch scheint die Nachfrage in den Wintermonaten in der Tat nicht zu sein, wie die Erhebungen von Weddyplace zeigen: Lediglich 4,9% der Befragten gaben an, sich im Winter trauen zu lassen, 21,4% sprachen sich fürs Frühjahr aus und 19,2% für den Herbst.
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Rund 8.000€ für die Location
Welche Posten schlagen bei der Hochzeit wie stark zu Buche? Das hängt natürlich von der Gästezahl und den Ansprüchen ab und variiert dementsprechend stark. Manch ein Paar wird mehrere Tausend Euro allein für die Outfits und Unmengen für die Blumendeko bezahlen, sich dafür aber im eigenen Schrebergarten trauen lassen. Andere bezahlen womöglich ein kleines Vermögen für eine Strandparty in Malibu, verzichten dafür aber auf Fotos oder treten in Badelatschen vor den Altar.
Zumindest Tendenzen lassen sich aber bundesweit doch erkennen, blickt man auf die Ergebnisse der Weddyplace-Umfrage: Gut die Hälfte ihres Budgets, rund 7.800€, geben Paare im Durchschnitt für die Location inklusive Essen und Getränken aus. Nicht wenige lassen sich die Verpflegung noch mehr kosten: Ganze 20% der befragten Paare gaben an, zwischen 10.000 und 15.000€ für die Location inklusive Catering ausgeben zu wollen oder ausgegeben zu haben, 3,4% kalkulierten sogar mit mehr als 20.000€. Immerhin 6,4% planten eine Low-Budget-Hochzeit mit weniger als 1.000€ für Location, Essen und Getränke oder hatten eine solche bereits hinter sich.
Musik, Fotos, Outfits und Blumen
Ebenso breit geht die Spanne bei allen restlichen Preisen auseinander, die auf Hochzeitspaare zukommen. Für den DJ, die Liveband oder die Musikanlage zahlt die Mehrheit der Paare (54%) unter 1.000€, einige wenige (1,4%) gaben aber an, mehr als 10.000€ für die Musik auszugeben.
Für Fotos und Videos vom Fest geben die meisten Paare (80%) nicht mehr als 2.500€ aus, einige wenige (0,4%) aber auch zwischen 10.000 und 15.000€. Auf ähnlichem Niveau bewegt sich das Budget fürs Brautkleid: 80% planen mit nicht mehr als 2.000€, ganze 18% sogar mit weniger als 500€. Mit mehr als 5.000€ fürs Kleid kalkulierten 1,14% der Befragten. Die Kosten für das Outfit des Bräutigams erhob das Portal hingegen nicht.
500 bis 1.000€ sind knapp 34% der Paare Deko und Blumen wert. Die meisten (43,7%) geben laut Umfrage aber unter 500€ für diesen Posten aus.
Paare sollten eher mit über 30.000€ rechnen
15.000€ gelten als Durchschnittspreis für eine klassische Hochzeit in Deutschland. Doch kommt mit dem Budget wirklich hin, wer im Jahr 2024 mit ein paar Dutzend Gästen feiern will? Das bezweifelt so mancher Hochzeitsplaner im Netz.
Corona und die Inflation hätten die Preise für Veranstaltungsräume, Caterer und Co. in die Höhe schnellen lassen, liest man auf verschiedenen Blogs. Das Magazin Wirtschaftswoche zitiert die Betreiberin einer Hamburger Hochzeitsagentur: „Was vor Corona die übliche 35.000-Euro-Hochzeit war, ist jetzt oft eine für 50.000 Euro – und man hat eher 70 als 100 Gäste.“ Die Einschätzung deckt sich mit dem, was der Bund deutscher Hochzeitsplaner, ein Zusammenschluss unabhängiger Hochzeitsplaner, auf seiner Website schreibt: „Grundsätzlich gilt: Man kann mit jedem Budget eine Hochzeit feiern, aber man kann nicht JEDE Hochzeit mit jedem Budget feiern.“ Wer Wert auf die „Arbeit und Expertise von professionellen Hochzeitsdienstleistern“ lege, so heißt es weiter, seinen Gästen „sehr gutes Essen und Getränke anbieten möchte und sich eine exklusive Location wünscht“, müsse bei 50 Gästen in Ballungsgebieten mit mindestens 20.000 bis 35.000€ Gesamtbudget rechnen.
Viele Websites geben als Richtwert einen durchschnittlichen Preis pro Gast an. Mit 150€ sollte man bei einer klassischen Hochzeit mindestens rechnen, raten die meisten Planer. Die Website „Hochzeitsportal24“ empfiehlt, 150 bis 250€ pro Person einzuplanen, der Blog „Weddingstyle“ rät sogar zu „mindestens 200-250€“, wenn alle Details abgedeckt sein sollen.
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Spart ein Hochzeitsplaner Geld?
Eher nichts fürs schmale Portemonnaie sind sogenannte Wedding-Planer: Sie übernehmen die Organisation der Hochzeit, besprechen den Ablauf mit dem Paar, strukturieren den Tag und nutzen ihr Netzwerk in der Branche, um passende Locations und Caterer zu finden. Zwar kann die fachliche Beratung an der ein oder anderen Stelle Kosten sparen oder vor teuren Fehlern schützen, doch werden solche Ersparnisse in aller Regel durch das Honorar kompensiert: 10 bis 20% des Gesamtbudgets gelten als üblicher Preis für den Service, doch auch hier variieren die Kosten.
Bis zu 12.000€ für die Full-Service-Planung
Die Heidelberger Agentur „Traumhochzeit“ schlüsselt auf ihrer Website auf, wie sich die Kosten für die Planung einer durchschnittlichen Hochzeit zusammensetzen. Für Gespräche, Konzeption, Kommunikation mit Caterern, Fotografen und Co., die Besichtigung der Location, die Begleitung zum Traugespräch und etliche andere Termine veranschlagt der Anbieter mindestens 61 Stunden Arbeit. Bei 70€ Honorar die Stunde komme man so auf ein Gesamthonorar von mindestens 4.819€ brutto. Die Agentur „Ja-Sager“ in Berlin bietet die Gesamtplanung des Events ab 3.000€ an, eine Wedding-Day-Koordinatorin aus München meint: „Wenn du eine Hochzeit mit 60 bis 100 Personen in Deutschland feierst, mit Trauung, Empfang, Dinner und anschließender Party, kannst du mit 4.000€ bis 10.000€ für den Hochzeitsplaner rechnen.“ Dieses Budget hält auch der Bund deutscher Hochzeitsplaner für realistisch und schreibt: „Für eine Full Service Planung muss – je nach Erfahrung und Auftragsvolumen des Planers – zwischen 4.000 und 12.000 € eingeplant werden.“
Verschulden für die Hochzeit
Was bei derartigen Summen gar nicht mehr so sehr überrascht: Immerhin 5,4% der Brautpaare nahmen im Jahr 2024 einen Kredit auf, um ihre Hochzeit zu finanzieren. Auch das ergab die Umfrage des Portals Weddyplace. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 hatten sich nur 4,3% der Paare für ihre Hochzeit verschuldet. In 2,3% der Fälle übernahmen 2021 allerdings die Eltern alle Kosten, 2024 sank die Quote auf 1,9%. 64,6% der Paare waren im Jahr 2021 Selbstzahler, drei Jahre später liegt ihr Anteil mit 76% deutlich darüber.
Hochzeit für unter 5.000€: Wie geht das?
Bleibt die Frage, ob man sich als Paar auch vermählen kann, ohne gleich ein Jahresgehalt hinzublättern oder sich für den Rest des Lebens in den Dispo zu stürzen. Die kurze Antwort lautet: Ja, das geht. Nur erfordert es eben Abstriche.
Der gewaltigste Hebel ist meist die Gästezahl: Wer nur für 30 statt für 100 Leute Essen, Sekt, Platzkärtchen und Blumendekors auffahren muss, zahlt bei einer Pauschale von 200€ pro Kopf mal eben 14.000€ weniger. Ansonsten gilt: Je mehr das Paar selbst in die Hand nimmt, desto niedriger wird am Ende die Rechnung. Im Vereinshaus oder im Garten der Eltern zu feiern, die Deko selbst herzustellen und Einladungen digital zu verschicken, kann gut und gern ein paar Tausend Euro sparen. Verschiedene Blogs im Netz haben außerdem eine Reihe von Spartipps gesammelt. Eine Auswahl:
- Öffentliche Gebäude (Gemeinde- und Vereinshäuser, Bürgerhäuser) statt Hotel, Schloss oder Gutshof
- Wochentags trauen lassen statt am Samstag
- Buffet statt Menü
- Deko mieten statt kaufen
- Garderobe Secondhand kaufen
- Einwegkameras statt professioneller Fotografen
- Musikanlage statt DJ oder Live-Musikern
- Hochzeitstorte selbst backen
Im Zweifel einfach „durchbrennen“
Der wohl günstigste Weg in den Bund der Ehe nennt sich übrigens „Elopement“, auf Deutsch so viel wie: durchbrennen. In den sozialen Netzwerken kann man inzwischen unzähligen Paaren dabei zusehen, wie sie in verlassene Berglandschaften oder auf einsame Inseln flüchten, um sich allein und abgeschottet das Ja-Wort zu geben. Ein Trend aus den USA, der – eher gezwungenermaßen – während der Corona-Pandemie nach Deutschland schwappte. Doch Geld spart der nicht mehr unbedingt, denn mittlerweile ist auch ums Durchbrennen eine gewaltige Branche entstanden: Agenturen buchen Unterkünfte, buchen Stylisten, Fotografen und Kutschfahrten. So verschlingt auch die intime Mini-Hochzeit plötzlich so viel wie manch ein 80-Personen-Empfang.
Kommentare (5)
A
Anonym
sagt am 08. Dezember 2024
Könnt Ihr dann das nächste mal das Thema Scheidung angehen. Danke.
A
Anonym
sagt am 08. Dezember 2024
Wir haben 2020 (im sehr kleinen Kreis) und 2021 (unter 100 Gästen) geheiratet. Das erste Mal als corona-bedingte Gartenparty, das zweite Mal in einer guten Location mit Essen für 5000€. Trotz Fotograf und DJ alles unter 16.000€
A
Anonym
sagt am 06. Dezember 2024
Ich finde die Beziehung zw. Nachfrage und Angebot passt hier irgendwie nicht. Wie können Hochzeiten immer teurer werden, wenn die Anzahl der Eheschließungen all-time-low ist? Die einzige Erklärung für mich ist, dass im Instagram-Zeitalter alle Paare versuchen, das beste/coolste Bild von sich strahlen wollen. Also nicht für sich selbst feiern, sondern für andere. Es muss immer cooler / schöner / größer werden, damit die Fotos auf Insta viele Likes bekommen. Man profiliert sich mit der Hochzeit. Ich komme aus einem Land, wo man für eigene Hochzeiten oder für Hochzeit der Kinder sogar jahrelang Geld spart. Nur damit die Gäste einen guten Eindruck bekommen. Das ist teilweise ein Zeichen vom niedrigen Selbstvertrauen. Außerdem tut sich die Branche absolut kein Gefallen, wenn sie immer wieder neue "must-haves" und "Hochzeitstrends" erfinden und die Hochzeiten immer pompöser zu gestalten. Kurzfristig verdienen sie vll. mehr, aber nachhaltig ist das nicht. Dann gehen viele Paare in Zukunft den weg, entweder gar nicht zu heiraten, im kleinen Kreis zu heiraten oder im Ausland. Diese Branche hat absolut keine Zukunft.
D
Durchbrennen
sagt am 06. Dezember 2024
Wir haben zwar schon 2019 geheiratet, hatten aber da schon keine Lust auf eine riesen Feier. Der Zwang dann doch noch die ein oder andere Person mehr einzuladen ist nicht zu unterschätzen. Deswegen sind wir mit den Kids nach Florida geflogen, haben eine Villa gemietet, Deko bei Hobby Lobby gemietet, direkt am Strand eines Resorts geheiratet und dort dann auch gegessen und gefeiert. dazu dann insgesamt 4 Wochen Florida Urlaub mit Rundreise (die Hochzeitsreise also direkt drangehängt) :)) Freunde, die in der USA leben waren unsere Gäste und konnten uns dort legal verheiraten. Fotos haben auch Freunde geschossen, die mitkamen und so einen tollen Urlaub hatten und glücklicherweise auch prof. Fotografen sind :) Es war die besten Entscheidung überhaupt und tatsächlich unvergesslich. Insgesamt mit allem, Hochzeit und Urlaub kamen wir so auf 20000. Mittlerweile sind aber die Flüge und kosten vor Ort auch imens gestiegen - so dass wir heute nicht mehr damit hin kämen.
A
Anonym
sagt am 06. Dezember 2024
Ich habe dieses Jahr geheiratet und wir hatten keine Lust auf große Feier und sonstigen Quatsch. Haben folgendes gezahlt: - 400€ Brautkleid (300€ + 100€ kürzen lassen) - 30€ Mietwagen - 230€ Essen (Kaffee und Abendessen) mit insgesamt 8 Personen - 2400€ Trauringe Also insgesamt 3060€. Ich hatte meinen "normalen" Anzug an.
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