Ein segensreiches Investment? Wohin die Kirchensteuer wirklich fließt
Die Nachricht ist, weiß Gott, nicht neu, aber an dieser Stelle doch erwähnenswert: Immer mehr Menschen treten aus der Kirche aus. Allein im vergangenen Jahr hat die Evangelische Kirche 280.000 ihrer Schäfchen verloren, bei der Katholischen Kirche waren es sogar mehr als 359.000. Woran das liegt, möchten Umfragen immer wieder herausfinden – und kommen stets zu ähnlichen Ergebnissen. Einer der meistgenannten Gründe ist die Kirchensteuer. Jene freiwillige Abgabe an die Kirche, die jedem Kirchenmitglied vom Bruttogehalt abgezogen wird und den Gotteshäusern jährlich Milliarden in die Kassen spült. In Baden-Württemberg und Bayern beträgt sie 8% von der Einkommensteuer, in den restlichen Bundesländern sind es 9%. Bei einem Bruttolohn von 3.500€ im Monat macht das rund 566€ im Jahr. Wer Geld in Aktien oder andere Wertpapiere investiert, gibt außerdem weitere 9% oder 8% der Kapitalertragsteuer an die Gotteshäuser ab.
Monatseinkommen brutto | ledig, StKl. 1; / verheiratet StKl. 4 | verheiratet; StKl. 3 | verheiratet, ein Kind, StKl. 3/1 | verheiratet, zwei Kinder, StKl. 3/2 |
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2.000€ | 15,12€ | |||
3.000€ | 36,10€ | 13,50€ | 1,31€ | |
3.500€ | 47,77€ | 22,68€ | 7,97€ | |
4.000€ | 60,23€ | 32,26€ | 16,47€ | 3,29€ |
Der Staat bezuschusst ebenfalls
Die Kirchensteuer macht mit Abstand den größten Teil der kirchlichen Einnahmen aus. Die Evangelischen Kirchen in Deutschland etwa haben vergangenes Jahr rund 12,3 Mrd. Euro eingenommen, wovon knapp 45% Einnahmen aus der Kirchensteuer waren. Zusätzlich finanziert aber auch der Staat die Kirchen mit und damit ganz automatisch auch steuerzahlende Menschen, die keiner Konfession angehören. Immerhin 590 Mio. Euro und damit rund 4,6% der Gesamteinkünfte haben die evangelische und katholische Kirche vergangenes Jahr als Staatsleistung erhalten – und damit etwa die Bischofsgehälter bezahlt. Daneben erzielen die Kirchen teilweise Erträge durch die Anlage von Vermögen.
Um den Einzug der Kirchensteuer kümmern sich die örtlichen Finanzämter und verteilen sie anschließend. Im Falle der katholischen Kirche beispielsweise an die Finanzdirektoren der einzelnen Bistümer, von wo aus das Geld dann wiederum ausgegeben wird. Doch wofür eigentlich?
Landeskirchen und Bistümer legen Haushalt fest
Was mit dem Geld passiert, wird weder der evangelischen noch der katholischen Kirche von einer zentralen Stelle vorgegeben. Stattdessen entscheiden die Kirchen, genauer gesagt, ihre regionalen Verwaltungsbezirke selbst, wie sie die Steuereinnahmen verwenden. In der katholischen Kirche etwa obliegt es den 27 selbstständigen (Erz-)Diözesen, das Budget jedes Jahr neu festzulegen. In der evangelischen Kirche sind dafür die bundesweit 20 Landeskirchen zuständig.
So werden jedes Jahr ein paar Dutzend verschiedener Haushaltspläne ausgearbeitet. Wie das Geld genau verwendet wurde, geht aus den Jahresberichten hervor, die die Landeskirchen und Bistümer mehr oder weniger gut auffindbar im Internet veröffentlichen. Auch wenn es regionale Unterschiede in der Ausgabenstruktur gibt, ähneln sich die Berichte doch in vielerlei Hinsicht. So verbleibt etwa stets ein kleiner Prozentsatz der Einnahmen direkt beim Staat, sozusagen als Entlohnung dafür, dass die Finanzämter die Steuer eingezogen haben. In den meisten Fällen sind das zwischen zwei und drei Prozent der Gesamtsumme.
Werden wirklich soziale Projekte unterstützt?
Die Kirche als Wohltäter, Retter der Armen und Beschützer der Unterdrückten – was ist dran an diesem Bild, das viele Menschen von dem „Haus Gottes“ haben? Fließt die Kirchensteuer wirklich vorrangig in wohltätige Zwecke, in kirchliche Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten und Krankenhäuser etwa?
Der Gedanke liegt nahe – denn solche Einrichtungen zu unterhalten, ist Aufgabe der kirchlichen Wohlfahrtsverbände, also der Caritas (römisch-katholisch) und dem Diakonischen Werk (evangelisch). Doch tatsächlich finanzieren sich die Verbände je nach Verwaltungsgebiet zu 85 bis 100% aus öffentlichen Mitteln und damit zum großen Teil aus Steuergeldern. Soziale oder karitative Aufgaben machen in den meisten Landeskirchen und Bistümern meist nur einen Anteil von um die 10% aus, teilweise auch weniger als 5%. Das mit Abstand meiste Geld geht für Personal in den einzelnen Gemeinden oder Pfarreien drauf, also etwa für Pastoren, Pfarrerinnen und Pfarrer, Referenten, Musikerinnen und Musiker.
Jahresbericht Bistum Limburg, 2020
Nachlesen kann man das etwa im Jahresbericht 2020 des Bistums Limburg, der römisch-katholischen Diözese, zu dem insgesamt elf Verwaltungsbezirke in Hessen und Rheinland-Pfalz gehören. 41,9% der Kirchensteuer hat das Bistum 2020 für den Bereich „Seelsorge“ aufgewendet. Das umfasst hauptsächlich Zuweisungen an die einzelnen Pfarreien, die damit wiederum größtenteils ihr geistliches und pastorales Personal bezahlen, damit diese seelsorgerischen Aufgaben nachgehen können. Weitere 16,4% der Gesamteinnahmen hat das Bistum laut Jahresbericht für „Leitung und Verwaltung“ ausgegeben. Heißt konkret: für eine funktionierende IT im Bistum und den Kirchengemeinden, außerdem für Versicherungen und Öffentlichkeitsarbeit. 13,1% wurden für „Finanzen“ ausgegeben und weitere 7,1% für Bildung, Kunst und Kultur, also etwa für Religionsunterricht in Schulen oder für die Organisation von Gedenkveranstaltungen und Ausstellungen. Weiterhin hat das Bistum mit der Kirchensteuer die „Weltkirche“ unterstützt. Eine Abteilung im Bistum, die für internationale Partnerschaften mit anderen Kirchen zuständig ist. Gerade einmal 7,9% seiner Einnahmen und damit 17,4 Mio. Euro hat das Bistum Limburg für soziale und karitative Zwecke aufgewendet.
4% für Diakonie, Gesellschaft und Umwelt
Nicht viel größer ist der Anteil, den die evangelischen Landeskirchen für wohltätige Zwecke aufwenden. Lediglich 4% der Ausgaben entfielen beispielsweise bei der evangelisch-lutherischen Kirche 2020 auf den Bereich „Diakonie, Gesellschaft, Umwelt“ und flossen damit etwa in die Betreuung von Kindern und Jugendlichen, Behinderten und Straffälligen, in die kirchliche Arbeit an Hochschulen und offene soziale Dienste.
Dagegen wurde mehr als die Hälfte der Erträge für die „traditionellen“ Aufgaben in den Gemeinden ausgegeben, also für den Pfarrdienst, die kirchliche Seelsorge und Beratung, für Musik und Gottesdienste sowie die Kunst- und Denkmalpflege. 17,1% hat die Landeskirche für Religionsunterricht, Konfirmandenarbeit sowie evangelische Schulen und die Erwachsenenbildung ausgegeben, 12,3% für transnationale Projekte und Partnerschaften. Der Rest verteilte sich unter anderem auf zentrale Verwaltungsaufgaben oder die Verwaltung der kirchlichen Gebäude.
Wofür die Kirchensteuer und sämtliche andere Einnahmen von einer Landeskirche oder einem Erzbistum verwendet werden, ist für die interessierte Öffentlichkeit nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich. Denn auch bei der Erstellung ihrer Haushaltspläne und Jahresberichte sind die einzelnen Verwaltungsbezirke ziemlich frei in der Gestaltung.
So tragen die einzelnen Posten und Bereiche teilweise unterschiedliche Namen, werden unter Oberbegriffen zusammengefasst oder separat aufgeführt. In Übersichtstafeln lassen mitunter vage Schlagworte lediglich erahnen, um welche konkreten Posten es sich letztlich handelt, was nun etwa unter „karitativen oder sozialen Aufgaben“ oder „weltweitem Engagement“ verstanden wird. Es lohnt sich also, sich etwas Zeit zu nehmen und durch die Jahresberichte zu blättern.
Einige Landeskirchen und Bistümer geben in ihren Jahresberichten dagegen auch genau an, welche Spendenorganisationen und -aktionen in einem Jahr mit welchen Summen unterstützt wurden. Wie viel Millionen Euro etwa an „Brot für die Welt“ oder andere Hilfswerke gingen und welcher Anteil an den Wohlfahrtsverband.
Wohltätigkeit ist ein dehnbarer Begriff
Wie sehr sich die Kirchen nun für das Allgemeinwohl in der Gesellschaft einsetzen, ist in einer gewissen Weise auch Ansichtssache. Auch die seelsorgerische Betreuung von Gläubigen oder Bildungsmaßnahmen lassen sich als Ausgaben „für den guten Zweck“ verbuchen, wenn man so will. Doch die tatsächliche Unterstützung von Hilfebedürftigen oder Menschen in Not, die Finanzierung von Wohlfahrtsverbänden oder externen gemeinnützigen Spenden-NGOs ist – gemessen an den Gesamtausgaben der Landeskirchen und Bistümer – gering.
Lieber eine Kultursteuer für alle?
Nicht nur einmal wurde deswegen in der Vergangenheit über die Abschaffung oder zumindest die Umgestaltung der Kirchensteuer in Deutschland debattiert. Selbst aus dem Inneren der Gotteshäuser hallt von Zeit zu Zeit der Ruf nach einem neuen Finanzierungskonzept der Kirchen. Eine Überlegung etwa ist immer wieder, die verpflichtende Abgabe für Kirchenmitglieder durch eine Art Kultursteuer zu ersetzen, die auch Konfessionslose zahlen müssten. Als Vorbilder werden gern Spanien oder Italien herangezogen, wo jeder Bürger, Nichtgläubige wie Gläubige, einen Teil ihrer Einkommensteuer entweder an die Kirche spenden oder einem anderen wohltätigen Zweck zukommen lassen muss. Diese sogenannte Mandatssteuer beträgt in Italien 0,8% der Einkommensteuer. Ähnliche Konzepte existieren in Island und Ungarn.
In Deutschland dagegen können sich Kirchenmitglieder prinzipiell nur von der Kirchensteuer befreien, indem sie aus der Kirche austreten. Nicht zahlungspflichtig sind lediglich Geringverdiener und damit oftmals Studierende sowie Rentnerinnen und Rentner.
Spenden als Alternative
Wem es bei seiner Kirchenmitgliedschaft also tatsächlich nur ums Spenden für wohltätige Zwecke geht und weder um die Erhaltung von Kirchen und Kapellen noch um den Religionsunterricht oder die Theologenausbildung, der wäre bei einer unabhängigen Spendenorganisation womöglich an der besseren Adresse. Gewiss: Auch beim Spenden an NGOs oder in konkrete Projekte kommt nicht die gesamte Spende bei dem angedachten Spendenziel an. Auch nicht kirchliche Spendenorganisation müssen Personal beschäftigen, Verwaltungsarbeit erledigen und für das eigene Vorhaben werben. Doch beschränken sich solche Ausgaben bei vielen Organisationen auf maximal 30% der Spendensumme.
Einnahmen durch Kirchensteuer sind stabil
Die Kirchensteuer ist und bleibt die Haupteinnahmequelle der Kirchen. In manch einer Landeskirche mag sie „nur“ 60% der Gesamterträge ausmachen, in manch anderer liegt ihr Anteil allerdings bei über 80%. Wie langlebig ist dieses Finanzierungsmodell, könnte man sich da fragen. Oder auch: Wie soll eine Kirche in Zukunft über die Runden kommen, wenn ihr doch jedes Jahr über eine halbe Million Menschen den Rücken kehren?
Tatsächlich halten sich die Erträge aus der Kirchensteuer seit Jahren stabil oder steigen gar - und das trotz Mitgliederschwund. Ursache dafür ist - kurz gesagt - die gute Konjunktur der vergangenen Jahre. Die Löhne sind stetig gestiegen. Im Jahr 2000 etwa belief sich das durchschnittliche Bruttoeinkommen eines Deutschen nach Informationen des Statistischen Bundesamtes noch auf 2.551€ im Monat, im Jahr 2021 waren es schon 4.100€. So sind auch die Einnahmen aus der Kirchensteuer über die vergangenen Jahre und Jahrzehnte kontinuierlich gestiegen. Beliefen sich die Erträge im Jahr 2004 noch auf rund 7,7 Milliarden Euro, haben die Kirchen im vergangenen Jahr ganze 12,7 Milliarden Euro und damit beinahe doppelt so viel eingenommen.
Kommentare (29)
A
Adam
sagt am 04. November 2022
Solange der Staat die Steuern für die Kirche einzieht gibt es keine Trennung zwischen Staat und Kirche.
D
DerFinanznomade
sagt am 29. Oktober 2022
Als ich auf meiner ersten Gehaltsabrechnung gesehen habe, wie viel die Kirche davon abhaben will, war der Termin im Standesamt quasi schon gemacht. Gläubig bin ich nicht, also sehe ich es auch nicht ein, diesem Verein jedes Jahr Geld im Gegenwert eines 10-Tages-Urlaubs zu schenken. Bin daher ausgetreten und bereue es bisher keine Sekunde. Grüße, DerFinanznomade
A
Anonym
sagt am 23. Oktober 2022
Sehr cooler und Beitrag Mona. Interessant mal konkrete Zahlen zur Kirchensteuer zu lesen.
M
Maxi
sagt am 08. Oktober 2022
Diese Aussagen sind nicht richtig, schaut man sich die Gewinn-Verlustrechnung 2020 z. B. des Erzbistums Köln an, dann sieht man, dass von den Kirchensteuereinnahmen nahezu 45% alleine für soziale Bereiche ausgegeben werden und dasselbe für Personalkosten. Also wenn schon vergleichen, dann auch richtig.
M
Matthias Krause
sagt am 11. November 2022
Der Kommentar von Maxi ist nicht nachvollziehbar. Erstens veröffentlicht das Erzbistum Köln keine “Gewinn- und Verlustrechnung”, sondern eine “Ergebnisrechnung”. Zweitens geht aus einer GuV oder Ergebnisrechnung nicht hervor, für welche Zwecke die Haushaltsmittel verwendet wurden – und erst recht nicht, wofür speziell die Kirchensteuer verwendet wurde. Die GuV schlüsselt nur Aufwandsarten (nicht Kosten, wie Maxi meint) auf wie Personal, Abschreibungen, Zuschüsse – aber nicht, ob diese Aufwendungen innerkirchlichen oder sozialen Zwecken zugute kommen. Tatsächlich schlüsselt das Erzbistum Köln aber die Verwendung der Kirchensteuer in seinen Finanzberichten auf den Innenseiten des vorderen Umschlags (dunkelblaue Seiten) auf. 6,1% für Kitas, 8,9% für Caritas und 11,7% für Bildung (wozu in Köln auch das Domradio zählt). 39,4% für allgemeine Seelsorge, 7,7% für zielgruppenbezogene Seelsorge, 6,7% für Mission und Entwicklungshilfe, 10,8% für Gebäude und Verwaltung, und 8,6% für Altersversorgung. Macht 26,7% für Kitas, Caritas und Bildung – dabei ist zu berücksichtigen, dass die Kirchensteuer laut den Subventionsberichten der Bundesregierung bereits zu 33% vom Staat subventioniert wird – durch die steuerliche Abzugsfähigkeit.
R
Renegat 1976
sagt am 07. Oktober 2022
Ist doch alles schon längst bekannt. Als Jesuitenzögling auf einem "katholischen Gymnasium für Knaben" (ohne Missbraucherfahrungen), habe ich direkt nach Lektüre des Buches "Das Kreuz mit der Kirche" von Karl-Heinz Deschner 1976 meinen Austritt aus der katholischen Kirche erklärt. Wobei ich anmerken muss, dass die durch die Jesuiten-Patres vermittelte Allgemeinbildung bis jetzt nachwirkt und allumfassend war, inkl. Evolutionstheorie, naturwissenschaftlichen Unterricht und Sexualkunde ab Klasse 7.
C
Christoph
sagt am 07. Oktober 2022
Wenn mich jemand fragt gebe ich meist auch die Kirchensteuer als Grund für meinen Austritt an. Der tiefere Grund ist aber eigentlich, dass ich nicht gläubig bin. Ohne die Kirchensteuer hätte ich meine "Mitgliedschaft" aber wohl einfach weiter laufen lassen ohne Vor- oder Nachteile daraus zu haben. Meiner Meinung nach sollten Kirchen die gleiche Stellung wie NGOs erhalten, es gibt keinen für mich ersichtlichen Grund für eine Sonderbehandlung. Dann soll jeder selbst entscheiden ob er spendet und wie. Den Kirchen wo
S
Simon
sagt am 07. Oktober 2022
Ich denke auch, dass viele die Kirchensteuer als Grund angeben, aber dann mehr dahinter steckt. Sei es ein nicht gläubig sein oder das nicht unterstützen wollen einer Institution, die historisch viel falsch gemacht hat usw. Andererseits kann man die Kirchensteuer, wenn man gläubig ist und / oder die Arbeit der Kirche als wichtig empfindet, auch als Mitgliedbeitrag sehen, der bei Parteien und Sportvereinen ebenfalls festgelegt ist. Persönlich bin ich zahlendes Kirchenmitglied, finde aber die Entwicklung der Kirchenaustritte gut, da es zeigt, dass die Menschen reflektieren ob sie hinter einer Sache stehen oder nicht und die Kirchen merken, dass sie etwas ändern müssen.
H
Hansi
sagt am 07. Oktober 2022
Die Kirchensteuer ist ja nicht das einzige was die Kirchen bekommen. Die Gebühr für das Einziehen der Kirchensteuer ist auch ein Witz. Der Staat bekommt so 500 Millionen dafür, wenn die Kirche die Infrastruktur dafür aufbauen und selber betreiben müsste würde das so 2,3 Milliarden kosten. Ich empfehle die Podcastfolge vom Interview mit Phillip Banse wo er Carsten Frerck interviewt. https://podcasts.apple.com/de/podcast/wie-der-staat-die-kirche-mit-milliarden-finanziert/id314115782?i=1000577224367
S
Simon
sagt am 07. Oktober 2022
Danke für die Podcast Empfehlung. Ich höre gerne mal rein. Im Verhältnis gesehen ist das, was der Staat von den Kirchen für die Verwaltung übernimmt nichts. Da stimme ich zu. Allerdings muss man auch bedenken, dass die Kirche Aufgaben des Staates übernimmt. Beispielsweise im Stellen und unterhalten von Kindergärten. Wieso sollte also ein Kirchlicher Kindergarten nicht die gleichen öffentlichen Fördermittel bekommen, wie ein städtischer Kindergarten?
J
John
sagt am 07. Oktober 2022
Darum gehts ja gar nicht. Ich kann auch nen Kindergarten eröffnen(ob ich Fachkräfte dafür finde ist eine andere Frage),ich bekomme aber keine John Steuer und darf keinen eigenen Tarif und Auswahlverfahren für Mitarbeiter festlegen und meine Ideologie an Kinder weiter geben. Hier gehts ja nicht darum ob die Kirche Aufgaben des Staates übernimmt sondern das der Staat Aufgaben der Kirche übernimmt,sich dafür bezahlen lässt und das direkt per Lohnzettel in Form einer Steuer und wenn sowas aus öffentlicher Hand eingezogen wird, die Kirche damit machen kann was sie will.
W
Werner
sagt am 07. Oktober 2022
Ist das Kirche oder kann das weg? Ich habe hier alles auf Finanzfluss bisher schon sehr viel gelernt. Vielen Dank dafür an Thomas und sein Team! Man zerlegt, strukturiert, vergleicht und rechnet nach. Jeder optimiert. Gut so. Man wird halt, auch hier, immer noch mehr zur "Kritikmaschine". Jeder, ich auch. Hinterfragen, abwägen und logisch handeln. Glücklicher macht das nicht unbedingt. Ja, ich gehe in die Kirche. Und ja, ich war schon immer nachdenklich, kritisch. Vielleicht helfen uns ja paar kostenlose Features, um ein wenig Gelassenheit: - Kostenloser Zutritt in Ruheräume, deutschlandweit - Hochzeit im weißen Kleid, auch als Partygrundlage (etwas ironisch) - Wenn nichts mehr bleibt als: "Sprechen Sie mir nach. Vater..." - Wem sagt man Danke, wenn man danke sagen will? Wie verrechnet man eigentlich Stille, Zuversicht, das monotone Brummen eines Rosenkranzgebetes in der Kirche, wenn jemand gestorben ist? Der PoW der hierzu notwendig ist, ist dann doch recht hoch. Apropos, verschlingen nicht auch an Werte Unsummen an Energie. Jetzt werde ich aber etwas zu vergleichend;-))
H
Haushalts-Insider
sagt am 11. Oktober 2022
Naja in der Zeit wo ich noch zahlendes Mitglied (evangelisch) war, ist der Zutritt ggf. in Ruheräume Kostenlos. Der Zutritt in viele Dom- und Münsteranlagen war nur gegen Eintritt möglich - ich mag Architektur und eben auch die vielen tollen Dinge die es in historischen Gebäuden zu entdecken gibt. Stille ist in der Tat ein gesellschaftlich nicht wert geschätztes Gut. Da habe ich es natürlich gut, da wir Wälder in der Wohnortnähe haben. Leider leidet ja außerhalb der Kirche die Seelsorge aufgrund eines eklatanten Mangels an Psychologen und Therapeuten. Ein Aspekt den wir Gesellschaftlich unterschätzen. Ob hier die Kirche aufgrund vieler Interessenkonflikte den kompletten Lebensbereich der seelischen Not abdecken sollte steht aber auch auf einen anderen Blatt.
A
Anonym
sagt am 22. Januar 2024
Mir würde es an kostenlosen Leistungen schon reichen, wenn meine Beerdigung oder Hochzeit kostenlos wäre. Mir erschließt sich das mit den Ausgaben einfach nicht ganz. Alles muss man selbst bezahlen, selbst bei den Renovierungen unserer Kirchen wurde in der Gemeinde gesammelt.
H
Hubi
sagt am 07. Oktober 2022
Kirchen sollten nicht vom Bürger finanziert werden, sondern von denen, die sich mit diesem glauben, identifizieren und freiwillig dazu beitragen möchten. Direkte Zuwendungen sind hier sowieso effektiver. Bei Steuern werden ja alle Stellen mitbezahlt, die in irgendeiner Weise das Geld oder den Prozess betreuen, das ist weder effektiv, noch kommt das Geld dann gezielt da an, wo es gebraucht wird. Weiterhin muss man beachten, dass Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft sowieso schon immer zu weit über 90% aus öffentlichen Geldern finanziert werden. Eine Kulturabgabe mit regelmäßiger Volksabstimmung zur Verwendung wäre meiner Meinung nach die beste Lösung, da so der Bürger einen Einfluss nehmen kann, in welche Ressorts die Abgabe fließt. Ich habe mich selbst entschieden, mich von der Kirche und der Kirchensteuer zu befreien und bin damit viel glücklicher. Dafür spende ich dann lieber an den örtlichen Sportverein, wo ich direkt sehe, dass das Geld der Allgemeinheit zugutekommt.
M
Manolo Lorca
sagt am 07. Oktober 2022
Wer heute Kirchensteuer zahlt, bezahlt leider auch zum Teil Kirchenmitarbeiter, die sexuelle Gewalt gegenüber Frauen, Männer und Kinder durchgeführt oder akzeptiert haben. Ich Spende lieber an einen Tierheim oder an Peta. Solange Woelki und andere Halb tote Deutschlands Kirchen führen ist keine Reinigung im Inneren der Kirchen möglich. Aber in 2-3 Jahren gehen sowieso die Lichter aus (bei den Kirchen). Geburten schwache Jahre, Austritte, neue Skandale und Menschen die jetzt leben und nicht an Hokuspokus glauben.
F
Fleischesser
sagt am 08. Oktober 2022
Peta möchte mir den Sex verbieten: https://www.swr3.de/aktuell/nachrichten/peta-sex-verbot-fleisch-108.html Wenn du die unterstützt, bezahlst du also dafür, dass du weniger Rente zur Verfügung steht!
W
Walter Norp
sagt am 07. Oktober 2022
Ich finde es sehr schade, dass die Kirche in der Gesellschaft so an Einfluss verliert. Natürlich gab es auch hier menschliche Verbrechen genauso wie überall anders wo Menschen verkehren. Man darf aber wirklich nicht vergessen, was die Kirchen auch an Stabilität in diesem Land ausmachen. Und, Profit geht nicht über alles. Ich kenne 2 Münchener Familien, die könnten sich die Miete in München nicht mehr leisten. Nun haben sie Wohnungen von der Kirche bekommen, mit deutliche niedrigeren Mieten. Die Leute sollten entweder Kirchensteuer zahlen, oder wenn es nicht passt eine Sozialumlage damit genau solche Härten abgefedert werden.
A
Anonym
sagt am 07. Oktober 2022
Das möchte ich unterstreichen. Ich finde es schade, dass sich das Bild in einem Teil der Gesellschaft so gewandelt hat und der Fokus scheinbar auf den Negativschlagzeilen liegt. Persönlich verbinde ich mit der Kirche schöne Erinnerungen und bin überzeugt, dass sie mir und meinem Umfeld positive Werte mit auf den Weg gegeben hat.
M
Matthias Krause
sagt am 11. November 2022
Laut den Subventionsberichten der Bundesregierung führt die steuerliche Abzugsfähigkeit der Kirchensteuer dazu, dass das Kirchensteueraufkommen zu 33% vom Staat subventioniert wird. Das ist mehr als der Anteil der Kirchensteuer, der für soziale Zwecke verwendet wird. Das bedeutet, dass bei einem Kirchenaustritt ab einem zu versteuernden Einkommen von ca. 20.000 Euro die Mehreinnahmen des Staates durch die nun nicht mehr abgesetzte Kirchensteuer gleich hoch oder höher sind als der Betrag, der von der Kirchensteuer rechnerisch für gemeinnützige Zwecke ausgegeben würde. Und von der Einkommensteuer wird anteilig mehr für soziale Zwecke ausgegeben als von der Kirchensteuer. Auch der Staat betreibt Kitas, Schulen, Universitäten und hilft Bedürftigen mit Beratung und finanziellen Zuschüssen. In Situationen wie der obigen hilft der Staat mit dem Wohngeld – ohne dass man dazu katholisch sein muss. Die Kirchen geben den Großteil der Kirchensteuer für kirchliche Zwecke aus. Deshalb ist die Kirchensteuer die ineffizienteste Methode, soziale Zweck zu unterstützen. Wer soziale Zwecke unterstützen möchte, sollte lieber direkt am entsprechende Organisationen spenden – wer die katholische oder evangelische Sozialarbeit unterstützen will, kann direkt an Caritas oder Diakonie spenden.
A
Anonym
sagt am 07. Oktober 2022
Bitte bedenken: Die Kirchen unterhalten viele Kitas ohne die Doppelverdienerhaushalte kaum möglich wären.
H
Hansi
sagt am 07. Oktober 2022
Und wieviel tragen sie da wirklich von? 0- 5%? Dazu ist es ja auch in ihrem Interesse neue Kirchensteuerzahler „heran zu züchten“ Das gleiche gilt ja mit kirchlichen Schulen wo sie sich ihre Schüler aussuchen können, kein Wunder das die deutlich bessere Ergebnisse bei Vergleichen machen.
A
Anonym
sagt am 07. Oktober 2022
Einfach mal selber recherchieren, kann ja nicht so schwer sein! 2016 waren 67% der Kita in freier Trägerschaft. Davon ca. 50% von Diakonie und Caritas. Hinzukommen andere Religionsgemeinschaften. Wenn Sie rechnen können: weit mehr als Ihre Schätzung. Ohne konfessionelle Kitas würden heute noch wesentlich mehr Frauen am Herd stehen als es jetzt der Fall ist, vollkommen unabhängig vom Religionsstatus.
S
Simon
sagt am 07. Oktober 2022
Unabhängig von den Kosten unterhält die Kirche dennoch Gebäude und Personal. Und wieso sollte eine Kirche, die städtische Aufgaben übernimmt (nämlich das zur Verfügung stellen von KiTa Plätzen) dann nicht von den gleichen öffentlichen Geldern wie jede städtische Kita auch finanziert werden? Wenn die Kirchen keine KiTa mehr unterhalten sieht es für viele Städte schlecht aus.
H
Hansi
sagt am 09. Oktober 2022
Es geht nicht um die Zahl der Einrichtungen sondern darum wer die Kosten trägt und das ist der Staat mit den Nutzern. Es gibt Einrichtungen die 105% ihrer Kosten erstattet bekommen. Dazu kommt noch dieses unsägliche Arbeitsrecht welches die kirchlichen Einrichtungen für sich beanspruchen.
H
Haushalts-Insider
sagt am 11. Oktober 2022
Hier ist schwer zu pauschalisieren. Ich hatte das Vergnügen in einigen hundert kommunalen Verwaltungen die Doppikeinführung zu begleiten. Dort wo es konfessionelle Kitas und Krankenhäuser gab waren in der Regel Zuschussverträge zwischen dem kirchlichen Trägern vereinbart. Sprich wenn eine Kita ein Minus macht gleicht es die Kommune aus. Es kommt bei jeder Kita zu einen Minus. Denn die Kosten für Gebäude, Personal, etc. sind da, die Einnahmen aufgrund der festgelegten Kindergartengebühren gem. Satzung auch. Das Delta zahlt die Kommune.
K
Konfessionslo
sagt am 07. Oktober 2022
Es gibt nicht nur die die Kirchensteuer, es gibt auch das Kirchgeld! Das kommt in bestimmten Diözesen zum tragen wenn bei einem Ehepaar ein Partner aus der Kirche ausgetreten ist und der andere nicht. Dies zur Ergänzung dieses Beitrages
M
Max Mustermann
sagt am 06. Oktober 2022
Das die Kirche nach wie vor über so viel Geld verfügt und dennoch noch knapp 600 Mio. Euro an Steuergelder Jahr für Jahr erhält, widert mich so dermaßen an, dass ich es gar nicht in Worte fassen kann. Der Kirche geht es einen Dreck um die Menschen, die Kirche ist - wie im Vatikan - nichts anderes als ein Unternehmen mit Milliardenumsätzen. Wieso jemand wie ich, der vor Jahren ausgetreten ist, die Kirche noch immer quasi durch Steuergelder unterstützt, ist mir schleierhaft, von den ganzen Skandalen ganz zu schweigen.
A
Anonym
sagt am 08. April 2023
"Der Kirche geht es einen Dreck um die Menschen, die Kirche ist - wie im Vatikan - nichts anderes als ein Unternehmen mit Milliardenumsätzen. " - Da muss ich dir einfach wiedersprechen. Vielleicht trifft das auf gewisse Entscheidungsträger in der Kirche zu. Aber die menschlichen Individuen mit denen ich zu tun hatte, waren das genaue Gegenteil davon. Ich persönlich war auf Kirchenfreizeiten mit, wo sich alle beteiligten nett (und kostenlos) um uns gekümmert haben. Ich war in einem kirchlichen Kindergarten, weil ein Platz frei war. Und ich war auf einem kirchlichen Gymnasium, weil es das beste der Stadt war. All diese Kontakte mit der Kirche, obwohl ich als Kind nicht getauft wurde, waren positiv. Die Geistlichen waren emphatisch, nett und immer für einen da und mir ist kein einziger Vorfall des sexuellen Missbrauchs bei uns bekannt. Ich sehe absolut die Probleme der Kirche, aber Ertappe auch mich selbst viel zu häufig bei einer ungerechtfertigten Verteufelung. Es gibt nicht den einen großen, bösen Konzern, der Geld rafft und Kinder vögelt. Wenn man sowas annimmt, missachtet man viele altruistische Menschen, die für asoziales Verhalten rein gar nichts können.
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