
Lohnt sich Auswandern? Die beliebtesten Länder im Vergleich!
Langfristig woanders zu leben kann aus verschiedenen Gründen Sinn ergeben: Lust auf einen Neuanfang, berufliche Chancen oder familiäre Verbindungen in ein anderes Land. Auf Social Media schwingt häufig auch Frust über die Politik mit, in Kommentaren wie „Wenn das hier so weitergeht, bin ich bald weg“. Im Jahr 2024 sind fast 270.000 Deutsche ins Ausland gezogen.
Aber lohnt sich Auswandern tatsächlich? In welchen Ländern steht man besser da als in Deutschland und welche Faktoren spielen dabei eine Rolle?
Wohin Deutsche auswandern und warum
Fragt man deutsche Auswanderer selbst, geben die meisten an, aus beruflichen Gründen ausgewandert zu sein. Als zweithäufigsten Grund nennen sie den „persönlichen Lebensstil“. Darunter fallen sowohl Faktoren wie besseres Wetter als auch die Neugierde auf ein anderes Land. Familiäre und ausbildungsbezogene Gründe folgen dahinter. Unzufriedenheit mit dem Leben in Deutschland liegt in der Befragung auf dem letzten Platz.
Im Jahr 2023 sind Deutsche am häufigsten in die folgenden Länder ausgewandert:
- Schweiz (20.973)
- Österreich (12.50)
- Vereinigte Staaten (9.182)
- Spanien (8.727)
- Frankreich (5.826)
Quelle: Statistisches Bundesamt, 04/2025
Ob sich Auswandern für dich lohnt, hängt von vielen Faktoren ab. Zum einen spielt deine persönliche Ausgangssituation eine Rolle, dein Job, Alter und familiäre Bindungen. Aber auch die Gegebenheiten im Zielland solltest du sorgfältig abwägen, wenn du überlegt, in ein anderes Land zu ziehen. Die wichtigsten Aspekte haben wir im Folgenden für dich verglichen.
Einkommen
Für ein anschauliches Zahlenbeispiel schauen wir uns Durchschnittsperson Ida an. Sie verdient mit rund 60.000€ brutto ziemlich genau das mittlere Gehalt unverheirateter, kinderloser Personen in Deutschland. In dieser Tabelle ist aufgeführt, wie sich Idas Gehalt jeweils verändern würde, wenn sie sich in den beliebtesten Auswanderungsländern der Deutschen niederlassen würde.
Durchschnittliches Einkommen lediger, kinderloser Personen 2023 nach Land
Land | Bruttoeinkommen | Nettoeinkommen |
---|---|---|
Deutschland | 60.867 | 38.086 |
Schweiz | 105.105 (+73%)* | 85.582 (+125%) |
Österreich | 57.082 (-6%) | 38.457 (+1%) |
USA | 62.206 (+2%) | 47.123 (+23,7%) |
Spanien | 30.237 (-50%) | 23.567 (-38,1%) |
Frankreich | 43.437 (-28,6%) | 31.481 (-17,4%) |
* Die Zahl in Klammern gibt die prozentuale Verändern im Vergleich zum Brutto- bzw. Nettoeinkommen in Deutschland an. Die Lebenshaltungskosten sind nicht berücksichtigt.
In Sachen Gehaltsniveau liegt die Schweiz ganz klar vorn und auch in den USA steht Ida laut Durchschnittswert etwas besser da. Das liegt auch an der vergleichsweise geringen Einkommensbesteuerung in den Vereinigten Staaten. In Österreich ist das Gehalt dem deutschen Standard sehr ähnlich. In Frankreich und insbesondere Spanien müsste Ida Abstriche beim Einkommen machen, vorausgesetzt sie würde dort wieder exakt das Durchschnittsgehalt verdienen.
Betrachtet man das Nettoeinkommen im Verhältnis zur Kaufkraft, zeigt sich, dass die Schweiz nach wie vor vorn liegt, obwohl die Lebenshaltungskosten dort sehr hoch sind. In dieser Betrachtung liegt auch Österreich ganz leicht vor Deutschland. Die USA, Frankreich und Spanien landen aber (in dieser Reihenfolge) hinter der Bundesrepublik.
In der Realität ist nicht unbedingt davon auszugehen, dass du genau das Durchschnittsgehalt verdienst oder sich dein Einkommen ganz analog zum Mittelwert verschiebt. Je nach Branche, Ausbildung und Berufserfahrung kann das neue Gehalt in einem anderen Land höher oder niedriger ausfallen als der Durchschnitt.
Geldanlage
Ein weiterer Faktor, den du vor dem Auswandern bedenken solltest, ist der Aspekt Geldanlage. Da ist zum einen die Steuer auf Kapitalerträge relevant, aber auch welche Anlagemöglichkeiten es in anderen Ländern überhaupt gibt.
In Deutschland gibt es eine vergleichsweise große Auswahl an (Neo)Brokern und ein umfangreiches ETF-Angebot. Ein Depot bei Banken wie der DKB, comdirect oder ING kannst du in der Regel weiterführen, wenn du innerhalb der EU oder in die Schweiz umziehst. Du musst das allerdings deinem Anbieter melden und dann als „Steuerausländer“ eventuell Besonderheiten bei der Abführung der Steuer beachten. Informiere dich am besten direkt bei deiner Bank.
Wenn du in die USA oder ein anderes nicht-europäisches Land auswanderst, sieht das schon anders aus. Hier kannst du dein Depot meist nicht behalten und musst es entweder schließen oder versuchen, dein Portfolio zu einem dort ansässigen Anbieter zu transferieren. Das kann aber schwierig werden, wenn der ausländische Broker nicht die gleichen Produkte anbietet wie dein jetziger in Deutschland.
Bei Neobrokern ist es tatsächlich ganz unterschiedlich. In manchen Fällen kannst du das Depot behalten, solange du innerhalb der EU oder des europäischen Wirtschaftsraums (EWR) umziehst, bei einigen Anbietern ist ein Umzug über Landesgrenzen hinweg aber nicht möglich. Auch gilt wieder: Informiere dich frühzeitig bei deinem Broker und leite einen Depotübertrag mit ein paar Wochen Vorlauf ein.
Bei der Steuer kann sich ebenfalls einiges ändern. Zum einen musst du als „Steuerausländer“ selbst auf die korrekte Abführung der Abgaben achten, weil die häufig nicht mehr automatisiert eingezogen werden. Zum anderen unterscheidet sich die Besteuerung von Land zu Land. Die Kapitalertragsteuer, wie du sie aus Deutschland kennst, gibt es in der Schweiz in der Form nicht. Pauschal gilt: Wer seine Wertpapiere mindestens sechs Monate hält und bei wem die Einkünfte aus Kapitalerträgen einen bestimmten Anteil des Einkommens (oft die Hälfte) nicht übersteigen, der gilt als Privatanleger und muss keine Steuer auf Kapitalerträge zahlen.
In Österreich gilt eine Kapitalertragsteuer von 27,5%, in den USA zahlst du je nach „tax bracket“ (Steuerklasse). Bei Ida aus unserem Beispiel wären es 15%. In Spanien ist die Steuer gestaffelt, man zahlt mindestens 19% und maximal 28% auf Kapitalerträge. Frankreich erhebt auf Kapitalerträge einen Pauschalsatz von 30%, der sich aus der Einkommenssteuer und den Sozialabgaben zusammensetzt.
Als „Steuerbefreiungssysteme“ sind in einer Zusammenfassung des Finanzministeriums nur Estland, Lettland und Zypern eingestuft.
Es gibt mittlerweile auch eine Wegzugbesteuerung von ETFs, wenn du damit aus Deutschland auswanderst. Allerdings gelten dafür sehr hohe Freibeträge: Du musst die Abgaben erst zahlen, wenn du mehr als 500.000€ in einen ETF eingezahlt hast.
Arbeitsmarkt
Irgendwo muss das Geld, das du anlegen willst, aber auch erstmal herkommen. Also werfen wir einen Blick auf die Arbeitsmärkte in den verschiedenen Ländern.
In fast allen europäischen Ländern ist der Fachkräftemangel mittlerweile ein Problem. Gleichzeitig haben beispielsweise Spanien (10,4%) und Frankreich (7,4%) mit vergleichsweise hohen Arbeitslosenquoten zu kämpfen. Zum Vergleich: in Deutschland liegt der Wert im Februar 2025 bei rund 3,5%, der EU-Durchschnitt bei 5,7%.
Hohe Arbeitslosigkeit trotz Fachkräftemangel deutet auf einen Mismatch zwischen Arbeitsangebot und -nachfrage hin. Das Problem tritt zunehmend auch in der Schweiz und Österreich auf. Als gut ausgebildeter Einwanderer aus dem Ausland hat man aber oft gute Chancen auf einen Job, zumal du gezielt im Voraus nach einer passenden Stelle suchen kannst.
Eine Besonderheit des französischen Arbeitsmarktes sind die durchsetzungsstarken Gewerkschaften und ein vergleichsweise komplexes Arbeitsrecht. In der Schweiz ist das ganz anders: Gestreikt wird eher selten. Das Lohnniveau ist hoch, die Produktivität überdurchschnittlich und die Arbeitslosenquote niedrig. Der Arbeitsmarkt in den USA ist von ziemlich laschen Vorschriften geprägt. Seine Arbeitsbedingungen muss man hier oft individuell verhandeln. Es gibt außerdem nur eine geringe Betriebstreue, Menschen wechseln häufiger den Job und es ist üblich, Arbeitskräfte nur kurz anzustellen und dann wieder zu entlassen. Diese Praxis nennt sich „hire and fire“.
Zugänglichkeit
Auch wenn du bereits vorab einen Job sicher hast, kannst du nicht in alle Länder einfach einwandern. Hier sind vor allem die USA relativ streng – und dazu aktuell noch ziemlich unberechenbar. Kürzlich hat das Auswärtige Amt seine Reisehinweise für die USA aktualisiert, nachdem dort mehrfach deutsche Staatsbürger und Touristen von der Grenzpolizei festgehalten und ausgewiesen wurden.
Wenn du längerfristig in den USA leben und arbeiten willst, benötigst du eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis – eine sogenannte Green Card. Das geht über die Green Card Lotterie oder ein Employment-based Immigration Visa. Für letzteres ist in der Regel ein Jobangebot nötig und ein Arbeitgeber, der den Antrag unterstützt. Insgesamt werden pro Jahr aber nur rund 140.000 dieser Arbeits-Green-Cards vergeben. Es kann sein, dass sich die Arbeits- und Einreisebedingungen unter der aktuellen Regierung noch ändern.
Im europäischen Ausland ist das schon sehr viel unkomplizierter. Hier profitieren wir von der sogenannten Freizügigkeit für Arbeitnehmer. Die erlaubt es dir, in jedem EU-Land einen Job anzunehmen und dann auch dort zu leben. Es ist nicht nötig, ein Arbeitsvisum zu beantragen. Du musst dich nur bei den Behörden vor Ort ummelden.
In der Schweiz ist es nochmal anders. Hier benötigst du eine Aufenthalts- bzw. eine Niederlassungsbewilligung. Letztere erhältst du, wenn du fünf Jahre lang dauerhaft eine Aufenthaltsbewilligung hattest. Die bekommt man wiederum, wenn man einen Arbeitsplatz vor Ort nachweisen kann. Für die Niederlassungsbewilligung musst du dann außerdem noch Integrationskriterien erfüllen. Du darfst zum Beispiel keine Vorstrafen haben, musst die Sprache in deinem Verwaltungsbezirk beherrschen und am Wirtschaftsleben teilhaben.
Sozialsystem
Wenn du in einem anderen Land lebst, ist neben dem Job und deinem Gehalt auch das System drumherum ziemlich entscheidend dafür, wie wohl du dich vor Ort fühlst. Dazu gehört die Gesundheitsversorgung und Kinderbetreuung, aber auch die Altersvorsorge.
Was das Gesundheitssystem angeht, gehört Deutschland europaweit und auch international zu den Spitzenreitern. Je nachdem, wohin es dich verschlägt, musst du also eventuell Abstriche machen. Die Schweiz und Frankreich können allerdings ziemlich gut mithalten. Auch Österreich und Spanien schneiden im Vergleich nicht allzu schlecht ab. Nur die USA sind international für ein eher mittelmäßiges Gesundheitssystem bekannt. Sowohl was den Zugang zur Versorgung, die Kosten und die Erfolgsquoten angeht.
International schneiden übrigens viele asiatische Staaten wie Taiwan, Südkorea, Singapur und Japan sehr gut bei der Gesundheitsversorgung ab.
Beim Thema Kinderbetreuung überrascht vor allem die Schweiz. Bisher lag sie bei vielen Aspekten eher gut im Rennen. Bei der Kinderbetreuung schneidet sie dagegen ziemlich schlecht ab. In einem Ranking von Unicef, das sowohl Betreuungsmöglichkeiten als auch Elternzeit-Regelungen berücksichtigt, liegt die Schweiz auf Platz 38 von 41. Das liegt hauptsächlich daran, dass es kaum staatlich finanzierte Kitas gibt und Kinderbetreuung deshalb sehr teuer ist. Zudem ist die bezahlte Elternzeit vergleichsweise kurz. Noch schlechter schneiden nur die USA ab. Sie liegen auf dem vorletzten Rang. Deutschland belegt den fünften Platz, Österreich bewegt sich im oberen Drittel, Frankreich und Spanien im Mittelfeld. Am besten schneiden übrigens Luxemburg, Island und Schweden ab.
Beim Rentensystem liegen laut dem Mercer Global Pension Index auch wieder die nordeuropäischen Staaten vorne, allen voran die Niederlande, Island und die skandinavischen Länder. Die Schweiz folgt etwas dahinter, vor Deutschland und Frankreich, die wiederum fast gleichauf sind. Die Systeme unterscheiden sich im Rentenniveau (in Frankreich höher) und dem Renteneintrittsalter (in Frankreich früher). In die Wertung fließt aber auch noch der Rentenbeitrag, der in Deutschland geringer ausfällt. Österreich schneidet im Rentensystem-Vergleich eher mittelmäßig ab, genauso wie die USA.
Wenn du erst als Rentner auswanderst, kann es dir egal sein, wie das Rentenniveau vor Ort ist, weil du die deutsche Rente erhältst. Dann spielt auch das Thema Kinderbetreuung bei deiner Wahl keine große Rolle. Entscheidend sind dann eher niedrige Lebenshaltungskosten. Wenn du jung ins Ausland gehst oder dort eine Familie gründen willst, ist das natürlich anders. Dann kannst du hohe Lebenshaltungskosten bei einem entsprechenden Lohnniveau gut stemmen, bist aber auch mehr auf ein gutes Kinderbetreuungssystem angewiesen.
Lebensqualität
Was dir abgesehen von den bisher erwähnten Punkten noch wichtig ist, musst du selbst festlegen. Faktoren wie das Wetter vor Ort, die Sprache, ob du schon Kontakte im Land hast oder sehr weit von deiner Familie wegziehen würdest, fallen bei jeder Person unterschiedlich stark ins Gewicht.
Bei deinen Überlegungen und der Planung solltest du in jedem Fall diese drei Tipps beachten:
- Plane für dein Auswander-Abenteuer unbedingt genügend Vorlauf ein
- Denke bei der Planung an alle Lebensbereiche
- Lasst euch nicht nur von einem einzigen Aspekt zum Auswandern verleiten.
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