Investmentbank einfach erklärt!
Investmentbanken – Die Erklärung
Das Investmentbankinggeschäft unterscheidet sich größtenteils dahingehend, dass es kapitalmarktorientiert ist.
Bei Retail-Banken kann jede Privatperson ein Kunde werden, das ist bei Investmentbanken nicht der Fall. Die Kunden dieser Banken sind große Unternehmen, Finanzinstitutionen, Pensionskassen oder gleich ganze Staaten und Kommunen. Einige Investmentbanken sind verstärkt im Bereich des KMU-Geschäfts tätig, also das Geschäft mit kleinen und mittelständigen Unternehmen.
Wir schauen uns nun zuallererst die Struktur einer Investmentbank an, welche von Bank zu Bank unterschiedlich sein kann. Grundsätzlich gilt, es gibt eine Public Side, die öffentliche Seite, und die Private Side, die private Seite. Zwischen diesen Seiten gibt es die Chinese Wall, was bedeutet, dass beide Parteien der Bank nicht miteinander kommunizieren dürfen.
Die Public Side
In diesem Bereich der Bank, interagieren die Banker aktiv mit den verschiedenen Finanzmärkten. Die Public Side verkauft beispielsweise Aktienpakete an Investmentfonds oder institutionelle Anleger, was die Sell Side ist.
Es wird aber auch Eigenhandel mit dem Eigenkapital der Bank betrieben, sogenanntes Prop Trading. Auf dieser Seite werden auch institutionelle Anleger wie Fondsmanager beraten. Wenn dieser Fondsmanager nun in die Automobilindustrie einsteigen und dort investieren will, kann er sich von der Bank beraten lassen. Die Bank wird ihm dann, ihrer Ansicht nach, die besten Automobilaktien nennen und vorschlagen.
Um Aussagen treffen zu können, welches Unternehmen einen Kursanstieg haben könnte, gibt es in Investmentbanken eine Research Abteilung.
Diese Abteilung besteht aus Analysten, die einzelne Sektoren genau untersuchen und analysieren.
Der Fondsmanager würde jetzt mit einem Analysten der Bank, im Bereich der Automobilbranche in einem bestimmten Land, zusammengebracht werden und der Fondsmanager erhält die Informationen von dem Analysten. Diese Seite wird Public Side genannt, da alle Informationen, mit denen diese Abteilung arbeitet, öffentlich zugänglich sind.
Die Analysten können keine Informationen von der Geschäftsführung erhalten, die noch nicht öffentlich bekannt sind. Dadurch kann, theoretisch, kein illegaler Insiderhandel auf dieser Seite betrieben werden.
Die Private Side
Auf der Private Side einer Investmentbank, werden hoch vertrauliche Informationen gehandelt, wie zum Beispiel, zukünftige Fusionen eines Unternehmens.
Dazu zählen die bereits erwähnten Fusionen zweier Unternehmen, ein Börsengang eines neuen Unternehmens oder die Emission neuer Anleihen. Jede dieser Informationen ist streng vertraulich und das solange, bis die Unternehmen diese der Öffentlichkeit zugänglich machen.
Da diese Geschehnisse hohen Einfluss auf den Kurs des Kunden-Unternehmens haben werden, müssen die Informationen von den Banken auch sorgfältig behandelt werden. Um dies zu versichern, wird die Private Side stark von der Compliance Abteilung überwacht.
Dadurch entsteht ein hoher Informationsunterschied zwischen der Public und der Private Side.
Darum ist die Chinese Wall auch so wichtig, denn sonst könnte sich ein Analyst mit einem Mitarbeiter der Private Side zusammensetzen. Dort erfährt er dann beispielsweise etwas von einer Übernahme, von der die Öffentlichkeit noch nichts weiß. Daraufhin stellt der Analyst eine Spekulation an, wie sich der Börsenkurs entwickeln wird, und setzt darauf.
Das wäre dann klassischer Insiderhandel und somit verboten.
Geschäftsfelder der beiden Seiten
Auf der Public Side wird, wie bereits angesprochen, Sales und Trading, ausgeübt, also es wird sich aktiv am Markt beteiligt und Aktienpakete werden an verschiedenste Institutionen verkauft.
Auf der Private Side ist die bekannteste Aktivität vermutlich das M&A. Das ist die Abkürzung für Mergers & Acquisitions, was so viel wie Fusion und Übernahme heißt.
Dabei spielt die Bank eine beratende Rolle für die Unternehmen. Bei der Beratung nimmt die Investmentbank entweder eine Buy Side oder eine Sell Side Position ein. Wenn ein Unternehmen einen Teil des Unternehmens verkaufen möchte oder ein Gründer seine ganze Firma verkaufen möchte und sich von der Investmentbank beraten lässt, dann ist das ganze ein sogenanntes Sell Side Mandat.
Auf der Buy Side steht die Bank dann, wenn ein Unternehmen, welches sich von der Bank beraten lässt, ein anders Unternehmen kaufen möchte. Als Bayer, Monsanto gekauft hat, hätte die Investmentbank, die Bayer berät, ein Buy Side Mandat, da Bayer, Monsanto aufkaufen will.
Bei der Fusion zweier Unternehmen steht die Bank bis zum Deal, also dem fertig vollbrachten Geschäft, beratend zur Seite. Bei so großen Fusionen, wie der von Bayer und Monsanto werden von beiden Unternehmen mehrere Investmentbanken beschäftigt. Im Fall von Bayer waren das Credit Suisse, die Rothschild Bank und Bank of America Merill Lynch.
Das Sell Side Mandat von Monsanto wurde an Morgan Stanley und Ducera Partners gegeben.
Die Bereiche der Private Side
Der M&A Prozess und die Banker dahinter
Ein erfahrener M&A Banker steht seinen Kunden, also den Vorstandsvorsitzenden sowie dem Finanzvorstand, immer beratend zur Seite.
Er entwickelt Ideen, wann es Sinn machen würde, einen Teil des Unternehmens zu verkaufen oder eine andere Firma zu kaufen. Diese Ideen stellt er den Unternehmen dann in einem Pitch vor.
Es kann auch sein, dass ein Unternehmen bereits weiß, dass es einen Teil verkaufen oder einen Konkurrenten übernehmen will.
Wenn es keinen Käufer gibt, muss der M&A Banker einen finden, der die Finanzkraft und das Interesse hat. M&A Banker müssen auch Unternehmen bewerten. Am Ende eines Deals muss ein Preis dastehen.
Dieser Preis wird mit dem M&A Banker des anderen Unternehmens ausgehandelt. Dabei stehen den Bankern, Wirtschaftsprüfer sowie Anwälte zur Seite.
Der Verhandlungsprozess wird auch von den M&A Bankern durchgeführt.
Der ECM Bereich und dessen Aufgaben
Die nächste Abteilung ist der ECM Bereich, was für Equity Capital Market, also Aktienmarkt, steht. Hier berät die Bank, die Führung eines Unternehmens bezüglich allen Aktivitäten, die irgendwie etwas mit den Aktien zu tun haben.
Die populärste Aktivität ist sicherlich der Börsengang, der von der Investmentbank begleitet wird. Vor dem Börsengang von Snapchat im Jahr 2017, wurde Snapchat von den Investmentbanken Morgan Stanley und Goldman Sachs beraten.
Die Aufgabe der beiden Banken bestand darin, den Börsengang von A bis Z vorzubereiten und dann auch durchzuführen.
Genau wie in der M&A Abteilung, wird auch hier eine Bewertung des Unternehmens vorgenommen. Daraus wird dann ersichtlich, wie hoch der Kurs sein wird und zu welchem Preis die meisten Investoren kaufen würden.
Es werden aber auch Roadshows organisiert, bei denen die Banker und die Führung des Unternehmens verschiedenste Investoren besuchen und das Unternehmen vorstellen. Das Ziel ist die Investoren dazu zu bringen, bereits vorab große Aktienpakete kaufen. Die Bank hat auch eine Koordinationsrolle zwischen Anwälten, regulatorischen Institutionen und den Investoren.
Die DCM Abteilung
Die DCM Abteilung, was Debt Capital Market heißt, ist ähnlich gegenüber dem ECM Bereich.
Der Unterschied besteht aber darin, dass es hier nicht, wie beim ECM, um Eigenkapital, also die Aktien, geht, sondern um Fremdkapital. Bei diesem Fremdkapital kann es sich beispielsweise um Anleihen handeln.
Wenn ein Unternehmen Anleihen imitieren und auf den Markt bringen möchte, so wird es von der DCM Abteilung der Bank beraten. Das DCM Team führt dann alles für die Emission der Anleihe aus.
Bayer wurde auch von einem DCM Team beraten, als sie ein Anleihe herausgeben wollten, um den Deal mit Monsanto zu finanzieren.
Das waren die Bereiche die, in den meisten größeren Investmentbanken angeboten werden.
Es gibt natürlich noch weitere Services wie das Restructuring von Unternehmen, die sich gerade in einer schwierigen Phase befinden und kurz vor der Insolvenz stehen.
Wie verdienen die Investmentbanken ihr Geld?
Investmentbanken machen ihr Geld auf der Public Side durch
- Kommissionen
- Spreads
Wenn ein Mitarbeiter aus dem Sales Bereich, Aktien an einen Investmentfonds verkauft, so kassiert er entweder eine Kommission oder er gibt einen Spread auf den Kurs. Das bedeutet, dass er dem Fonds die Aktien ein klein wenig teurer verkauft als er sie tatsächlich einkauft.
Auf der Private Side, wird das Geld durch Beratungskommissionen verdient. Die Banken werden nach Erfolg bezahlt und erhalten 0,5% bis 1,5% des Dealvolumens. Daher ist das Geschäft lukrativ aber auch sehr volatil, da in Krisen, Investmentbanken die ersten sind, die getroffen werden.
Denn ein Unternehmen überlegt sich dann zwei Mal, ob es nun an die Börse will oder einen Konkurrenten kauft.
Welche Investmentbanken gibt es?
In den USA sind die Banken J.P. Morgan, Morgan Stanley, Goldman Sachs und die citi Bank die berühmtesten. In Europa gibt es Credit Suisse, HSBC, UBS, Barclays und die Deutsche Bank.
Spezialisierte Beratungsboutiquen
Banken wie Lazard, Rothschild und Jefferies sind auf das Private Side Geschäft spezialisiert und finanzieren keine Deals, sondern sind Berater für große Konzerne.
Das Fazit
Nun weißt du ein bisschen besser über das Geschäftsfeld der Investmentbanken Bescheid. Der Job des Investmentbankers mag zwar, durch hohe Boni, sehr attraktiv wirken, ist aber dennoch ein Knochenjob bei dem Anfänger auch mal eine 80-100 Stunden Woche haben können. Nichtsdestotrotz helfen Investmentbanken vielen Unternehmen in allen Bereichen der Finanzwelt.
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Kommentare (1)
M
Mariana
sagt am 26. April 2022
So leicht verständlich hab ich eine Investmentbank noch nie erklärt bekommen. Toll! Danke! Schade, dass auf die in der Einleitung erwähnte Frage, ob die hohen Gehälter/der schlechte Ruf gerechtfertigt sind, nicht näher eingegangen wurde, das würde mich auch sehr interessieren.
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