Kapitelübersicht
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Strategie & Portfolio
Wie liest man ein ETF Factsheet?
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- Alle Informationen über ein ETF kannst du im entsprechenden Factsheet überprüfen.
- Jeder ETF trägt eine eindeutige zwölfstellige ISIN (International Securities Identification Number).
- Jedes Wertpapier in Deutschland trägt zusätzlich eine sechsstellige WKN (Wertpapierkennnummer).
- Im Factsheet findest du die wichtigsten Produktinformationen wie z.B.: Ausschüttungsart und -rhythmus, Replikationsmethode, Kosten (TER) und ETF-Herausgeber.
Bei der Vielzahl an ETFs hilft ein Datenblatt ganz besonders bei der Entscheidungsfindung: das Factsheet, das es zu jedem Investmentfonds gibt. Daneben gibt es einige Pflichtdokumente, die du auf der Profilseite jedes ETFs findest. Doch das Factsheet gibt dir als Anleger in der Regel den besten Überblick. Auf 1-2 Seiten erfährst du unter anderem, wie der ETF zusammengesetzt ist, welche Kosten anfallen und lernst mehr über die Eigenschaften des ETFs. Wie du dich im Factsheet orientierst, erklären wir in diesem Text.
ETF Namen
Es gibt allein in Deutschland mehr als 1.000 ETFs. Jeder von ihnen trägt einen individuellen Namen zur Unterscheidung. Die Benennung sieht ungefähr so aus – schon vor dem Factsheet kannst du daraus folgende Informationen ableiten: Den ETF-Anbieter, den Index, den der ETF abbildet, die Rechtsform und weitere Merkmale (z.B. die Replikationsart oder die Ausschüttungsart). Hier ein einfaches Beispiel:
So werden ETFs in der Übersicht von Depotbanken angezeigt. “Weitere Merkmale” kann für viele Dinge stehen, z.B. die Anteilsscheinklasse oder die Ertragsverwendung (Ausschüttungsart).
Zum Thema Factsheet haben wir einen Livestream produziert, in dem Thomas auf die wichtigsten Punkte eingeht.
WKN und ISIN
Jedes Wertpapier in Deutschland trägt eine WKN oder Wertpapierkennummer. Das ist eine sechsstellige Ziffern- und Buchstabenkombination, welche das Wertpapier eindeutig identifiziert.
Die ISIN hat 12 Stellen und steht für International Securities Identification Number. Sie gilt international. Nationale Kennnummern wie die WKN können meist in eine ISIN umgewandelt werden. Ein Beispiel für eine ISIN ist DE 000N252882. Das DE ist der Ländercode, es folgt die NSIN (National Securities Identifying Number).
Factsheet: Das Wichtigste auf einen Blick
Schauen wir uns beispielhaft ein ETF Factsheet an: den iShares Core MSCI World UCITS ETF von BlackRock. Meist farbig hinterlegt findest du auf der ersten Seite die Eckdaten des ETFs – die wichtigsten Infos also:
In der ersten Reihe siehst du die Anlageklasse: in unserem Fall Aktien, denn der MSCI World im Namen verrät ja, dass der MSCI World Index abgebildet wird. Mit ETFs kannst du verschiedene Anlageklassen abbilden, z.B.: Aktien, Anleihen, Immobilien und Rohstoffe.
Fonds können verschiedene Anteilsklassen ausbilden. Das sind Anteile am selben Fonds. In unserem Beispiel sind sowohl Anlage-, als auch Anteilsklasse in US-Dollar geführt, so entsteht keine Wechselgebühr. Unterschiedliche Anteilsklassen haben zwar den gleichen Wert in einem ETF, können sich aber z.B. in der Gewinnverwendung oder in der Währung unterscheiden.
Das Auflegungsdatum des Fonds zeigt dir an, seit wann es den ETF gibt – im Beispiel also seit dem 25. September 2009. Eine wichtige Information, denn: Bei jungen ETFs solltest du ganz genau hinsehen, was das enthaltene Vermögen und die ausgegebenen Anteile angeht. Tendenziell ist das Risiko, dass der ETF-Anbieter pleite geht, bei länger etablierten Fonds geringer.
Der Vergleichsindex zeigt an, welchen Index der ETF abbildet, in unserem Fall den MSCI World. Weiter unten im Factsheet findest du Informationen dazu, auf welche Art und Weise der ETF den Index abbildet.
Die Gesamtkostenquote TER (Total Expense Ratio) ist die wichtigste Kennzahl zu den Kosten eines ETFs. Sie gibt alle Kosten an, die der ETF-Anbieter für die Nachbildung des Index aus dem Fondsvolumen entnimmt.
Die Methodik zeigt an, welche Replikationsmethode der ETF zur Abbildung des Index nutzt. ‘Optimierung’ steht dabei für das optimierte Sampling – wie genau das funktioniert, liest du in unserem Artikel zu dem Thema.
Das Rebalancing-Intervall zeigt an, wie oft der ETF-Herausgeber die Zusammensetzung des ETFs an den Index anpasst. Der MSCI World z.B. enthält mehr als 1.600 Einzelaktien. Es kommen neue hinzu und andere fallen aus dem Index. In unserem Beispiel schichtet der Anbieter die Zusammensetzung bei Bedarf viermal im Jahr um, damit der ETF den Index möglichst genau abbildet.
Die Gewinnverwendung ist ein wichtiges Kriterium für die Auswahl von ETFs, die zu deiner Strategie passen. Thesaurierend bedeutet, dass der ETF die Dividendenerträge direkt reinvestiert. Mehr dazu findest du in unserem Artikel zum Thema Ausschüttungsmethoden.
Etwas weiter unten im Factsheet findest du eine Übersicht zur Performance, also zur Wertentwicklung des ETF.
Die erste Tabelle zeigt die Rendite innerhalb eines Jahres für die Jahre 2015 bis 2019 an und vergleicht sie mit der Rendite des Vergleichsindex, den der ETF abbildet (MSCI World in diesem Fall).
Die zweite Tabelle, die annualisierte Performance, ist für langfristige Anlagen die interessantere: Hier siehst du, wie viel Rendite du jedes Jahr mit dem ETF gemacht hättest, wenn du ihn vor X Jahren gekauft und gehalten hättest. Auch hier erfolgt der Vergleich mit der Rendite des Vergleichsindex. Du siehst, dass die Abweichungen durchweg unter oder genau bei 0,11% liegen. Das ist der sogenannte Tracking Difference.
Bitte beachte: Die Performance ist kein Indikator für die künftige Wertentwicklung des ETF. Sie gibt dir aber eine Orientierung. In unserem Artikel zum Thema "Risiken reduzieren" erfährst du, wie du deine Anlagestrategie so wählst, dass Rendite und Risiko in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen.
Welche Werte enthält mein ETF?
Apropos Strategie: Bevor du Geld in einen ETF investierst, ist es immer ratsam, sich anzusehen, aus welchen Werten er sich genau zusammensetzt. Auch diese Information findest du im Factsheet. Wir zeigen dir, wo. In unserem Beispiel-ETF, der den MSCI World abbildet, sind mehr als 1.600 Einzelunternehmen enthalten, die sich über viele Länder und Branchen erstrecken. Im Factsheet findest du eine Übersicht über die Sektoren (Branchen) und Regionen, in welche du mit deinem ETF investierst.
Du siehst: Der MSCI World UCITS ETF von BlackRock hat einen starken USA-Schwerpunkt, gefolgt von Japan, dann folgen europäische Länder. Was die Sektoren anbelangt, ist die IT das größte Schwergewicht im Beispiel-ETF. Auch Gesundheit, Finanzwesen und zyklische Konsumgüter (also alles, was man nicht zum Überleben braucht) sind vorne dabei.
Als Anleger solltest du verstehen, was der ETF mit deinem Geld anstellt. Deshalb ist das Factsheet ein wichtiges Tool, um zu sehen, ob ein ETF zu deiner Strategie passt.