Kapitelübersicht
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Strategie & Portfolio
Währungsrisiken bei ETFs
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- Wer weltweit investiert, investiert automatisch in Länder/Unternehmen mit anderen Währungen als dem Euro.
- Währungspaare wie EUR/USD können schwanken und stellen somit gleichzeitig ein Währungsrisiko und eine Währungschance dar.
- Wer weltweit streut und langfristig investiert, gleicht durch Diversifikation Währungschancen und -risiken aus und muss sich daher nicht gegen solche Schwankungen absichern.
- Die Fondswährung eines ETF ist rein kosmetisch und stellt weder Risiko noch Chance dar; sie ist egal.
Welche Rolle spielt die Währung bei ETFs?
Wenn du mit einem ETF in Unternehmen außerhalb der Eurozone investierst, holst du dir verschiedene Währungen ins Portfolio – und gehst damit ein Währungsrisiko ein. In welcher Währung ein ETF gelistet wird, was also die Fondswährung ist, spielt keine Rolle: Auch ein ETF in US-Dollar hat dasselbe Währungsrisiko wie das Pendant in Euro, wenn sie denselben Index abbilden. Worauf du in Sachen Währungen achten solltest und warum darin auch eine Chance steckt, verraten wir im folgenden Artikel.
Mit Welt-ETFs holst du dir viele verschiedene Währungen ins Portfolio
Der große Vorteil von Welt-ETFs ist die breite Diversifikation: Du investierst automatisch in unterschiedliche Länder, Kontinente und damit auch Währungen. Im MSCI World sind so z.B. Apple (US-Dollar) und Nestlé (Schweizer Franken) sowie viele andere Währungen enthalten.
Dadurch holst du dir ein Währungsrisiko, aber auch eine Währungschance ins Portfolio. Das Währungsrisiko kann deine Rendite bei ungünstigen Kursen etwas senken und je nach Investitionssumme ins Gewicht fallen. Warum dir das Währungsrisiko trotzdem keine schlaflosen Nächte bereiten wird, erklären wir hier.
Damit du verstehst, mit wie vielen verschiedenen Währungen du bei Welt-ETFs zu tun hast, hier ein Beispiel: Deine Heimatwährung als Deutscher oder Österreicherin ist der Euro. Der MSCI World ist aber mit rund 55% stark USA-lastig. Die meisten enthaltenen Wertpapiere stammen also von US-amerikanischen Unternehmen, welche in USD gehandelt werden. Er enthält jedoch auch einige andere Währungen. Für dich als Anleger/in ist es wichtig, die Bedeutung dieser verschiedenen Währungen beim Investieren zu verstehen. Hier eine Übersicht der Währungen mit dem größten Anteil:
Alle Wertpapiere in einem ETF haben zwar eine „Heimatwährung“, doch die Unternehmen sind Währungsschwankungen ausgesetzt, sobald sie international agieren. Apple z.B. verkauft seine Produkte auf der ganzen Welt und verdient Geld in vielen verschiedenen Währungen. Dasselbe gilt für andere Beispiele wie Samsung oder Nestlé. Weltweit agierende Unternehmen können sich gegen so entstehende Währungsrisiken absichern.
Indirekte Absicherung vor dem Währungsrisiko
Wenn du z.B. den MSCI World besparst, hast du wie oben beschrieben zwar viele verschiedene Währungen im Portfolio und eine gewisse US-Dollar-Lastigkeit. Aber: Wenn man genauer hinschaut, sind die einzelnen Wertpapiere in sich teils schon stark diversifiziert, was die Währung angeht. Apple ist zurzeit der größte Anteil am MSCI World. Und weil Apple ein international agierender Konzern ist, der auf vielen Märkten agiert, sind hier mehr als 100 Währungen indirekt vertreten.
Das Währungsrisiko ist auch eine Chance
Was ist nun aber mit dem Währungsrisiko gemeint? Sobald du Geld in Wertpapiere außerhalb der Eurozone investierst, gehst du dieses Risiko ein. Es bezeichnet das Risiko, dass deine Heimatwährung – in Deutschland und Österreich, also der Euro – im Vergleich zu der Währung deines Wertpapiers zulegt.
Ein konkretes Beispiel: Sagen wir, du hast 100 Anteile an einem ETF, der den amerikanischen Standard & Poor’s Index abbildet, z.B. den Vanguard S&P 500 UCITS ETF. Fällt der US-Dollar-Kurs im Vergleich zum Euro-Kurs ab, ist jeder dieser 100 Anteile damit etwas weniger wert. Im Falle eines Verkaufs hättest du also durch die Verschlechterung des Kurses einen Verlust eingefahren.
Aber: Umgekehrt besteht die Chance, dass der US-Dollar sich im Vergleich zum Euro verstärkt und deine Anteile entsprechend mehr wert sind.
Zur Verdeutlichung siehst du hier einen theoretischen neutralen Wertverlauf eines Wertpapiers in US-Dollar, dessen Wert sich überhaupt nicht verändert, also bei dem Kurswert bleibt, zu dem du es eingekauft hast.
Alle Kursschwankungen sind also allein durch den Wechselkurs bedingt. Steigt der US-Dollar, nimmt der Wert dieses Wertpapiers zu. Gewinnt jedoch der Euro gegenüber dem US-Dollar, sinkt der Wert deines Wertpapiers.
Fondswährung eines ETF
Dein ETF-Anbieter verwaltet das Fondsvermögen in der Fondswährung. Das ist meist dieselbe Währung, die im Index verwendet wird, die der ETF abbildet. Du kannst diese oft schon im ETF Namen, spätestens aber im ETF-Factsheet erkennen.
Für dich als Anleger spielt das aber keine Rolle: Dein Broker rechnet in deiner Heimatwährung ab, in Deutschland also in Euro. Die Fondswährung ist reines Marketing, um mehr Sicherheit zu suggerieren. Sie schützt dich nicht vor dem Währungsrisiko.
Die Umrechnung der Rendite von einem ETF in US-Dollar auf einen ETF in Euro geht grob so: US-Dollar-Rendite minus 2% = Euro-Rendite. Wenn ein US-amerikanischer Index um 5% steigt, kommen auf deinem deutschen ETF also “nur” 3%, am Ende aber genau derselbe Betrag an.
An verschiedenen Börsen wird in verschiedenen Währungen gehandelt. In welcher, zeigt die Handelswährung an. Für Xetra (Frankfurt) und Paris gilt z. B. immer der Euro als Handelswährung, unabhängig von der Fondswährung. An der Börse Zürich wird hingegen auch in anderen Währungen gehandelt, nämlich in Schweizer Franken.
Wichtig: Lass dich davon nicht beirren. Es ist völlig egal, ob du einen MSCI World ETF in US-Dollar oder Euro kaufst. Es ist de facto dasselbe Produkt. Denn deine Depotbank rechnet sowieso in Euro um. Die Fondswährung spielt für dich als Anleger keine Rolle.
Wechselkurse sind rein mathematisch ein Nullsummenspiel
Insgesamt haben Wechselkurse rein mathematisch eine erwartete Rendite von 0%. Das bedeutet: Langfristig wird mit Wechselkursen kein Gewinn erwartet. Die Chance, durch Wechselkurse Geld zu verlieren, ist genauso groß wie die Chance, Geld zu verdienen.
So steuerst du das Wechselkursrisiko mit Welt-ETFs
Mit ETFs hast du gute Möglichkeiten, das Währungsrisiko kleinzuhalten. Dabei kannst du folgendermaßen vorgehen:
Teile dein Vermögen auf verschiedene Vermögensklassen und in verschiedene Märkte mit unterschiedlichen Währungen auf.
Investiere langfristig: Über einen längeren Zeitraum gesehen gleichen sich Währungsschwankungen in der Regel aus.
Optional: Erhöhe den Anteil europäischer Unternehmen in deinem Portfolio. Das erreichst du z.B. durch Beimischung eines ETF auf den MSCI Europe oder den Euro Stoxx 600
In den meisten Fällen unnötig: Währungsabsicherung durch gehedgte ETFs
Wer sich vor dem Währungsrisiko absichern will, kann auf sogenannte “gehedgte ETFs” zurückgreifen. Die sichern dein Vermögen mit anderen Finanzderivaten ab. Allerdings fallen hier Gebühren an, die insgesamt deine Rendite mindern.
Gehedgte ETFs können das Währungsrisiko nur kurzfristig ausmerzen, nicht langfristig. Wenn du langfristig investieren willst, raten wir davon ab. Denn: Gehedgte ETFs mindern wie gesagt deine Rendite und ergeben, wenn überhaupt, für kurzfristige Spekulationen, Sinn.