Darum lohnt sich Diversifizierung
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- Ein Investment in einzelne Aktientitel bringt zu den allgemeinen Marktrisiken immer auch das Unternehmensrisiko mit sich – also das Risiko, dass das spezifische Unternehmen unterperformt oder, im schlimmsten Fall, pleite geht.
- Wer in viele Aktien statt nur in einzelne investiert, also diversifiziert, kann dieses Unternehmensrisiko stark senken, ohne an Rendite einzubüßen.
- Anhänger von Einzelaktien denken, dass sie durch Analyse dieser einen Wissensvorsprung erreichen, mit dem sie eine bessere Performance als der Gesamtmarkt erzielen können.
- Auch wer das in der Theorie vertritt, ist mit breiter Diversifizierung gut beraten, da sie eine Menge Zeit und Mühe spart und deutlich weniger Expertise bedarf.
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- Eine Art Mittelweg ist die sogenannte Core-Satellite-Strategie, die aus einem Kern passiver Investments in breit diversifizierte Indizes besteht und außerdem aktiv ausgewählte “Satelliten”-Investments hinzunimmt, etwa Einzelaktien oder aktive Fonds.
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Risiken einer Einzeltitel-Anlage
Mit einem Investment in eine einzelne Aktie spekuliert man auf den Erfolg eines einzelnen Unternehmens. Das kann sich für einen kurzen Zeitraum lohnen, ist aber mit erheblichem Risiko verbunden. Schaut man in der Wirtschaftsgeschichte zurück, gibt es kaum Firmen, die über viele Jahrzehnte einen stetigen Erfolg hatten. Eine nicht mehr zeitgemäße Geschäftsidee, eine disruptive Geschäftsidee bei der Konkurrenz oder Managementfehler können selbst solide geglaubte Konzerne schnell und ohne Ankündigung in den Abgrund reißen. Die damit assoziierten Risiken subsumiert man unter dem Begriff Unternehmensrisiko. Dieses besteht – neben anderen – bei einem Einzeltitelinvestment zusätzlich zum generellen Marktrisiko, also dem Risiko, dass ganze Märkte Krisen erleben können und Zyklen von Rezession und Aufschwung durchlaufen.
Diversifizierung und Einzeltitel im Vergleich
In dem folgenden Diagramm haben wir von Aktien des DAX die Renditen und als Maß für das Risiko die Volatilitäten seit dem Jahr 2000 gegeneinander aufgetragen. Die blauen Punkte repräsentieren dabei jeweils eine der 40 DAX-Aktien und der rote Punkt den DAX selbst. Hier zeigt sich ganz deutlich: Die meisten Aktien waren seitdem volatiler als der DAX. Das bedeutet: Ihr Kurs hat stärker geschwankt. Die Rendite des DAX wiederum entspricht dem Durchschnitt aller Renditen der enthaltenen Aktien und liegt seit dem Jahr 2000 bei rund 3,8% pro Jahr.
Um nur Aktienkurse des gleichen Zeitraums miteinander zu vergleichen, haben wir hier daher nur die Unternehmen verglichen, die zu diesem Zeitpunkt auch bereits an der Börse gelistet waren.
Wenn du dich für eine Aktie entscheidest, kannst du zwar die Wertentwicklung in der Vergangenheit betrachten und bewerten. Es ist jedoch ein Trugschluss, daraus zu erwarten, dass sich diese auch in Zukunft fortsetzt. Bildlich gesprochen: Investierst du in eine Aktie, investierst du in einen dieser vielen blauen Punkte in dem obigen Diagramm. Welchen dieser Punkte du dabei erwischst, ist allerdings Glückssache. Wie sich die Aktie langfristig entwickelt, ob ein solides Unternehmen durch Managementfehler, das setzen auf falsche Trends oder die Verwicklung in einen Skandal abstürzt, ist zu keinem Zeitpunkt vorauszusehen.
Einen besonders tragischen Verlauf nahm die Telekom-Aktie nach ihrem Börsenstart im Jahr 1996. Eine seinerzeit überaus populäre und sicher geglaubte Aktie hat es seit dem Jahr 2000 nie wieder zu ihrem damaligen Allzeit-Hoch geschafft.
Wie Diversifizierung Risiko und Rendite optimiert
In einige wenige Aktien zu investieren, ist, wie in dem vorherigen Abschnitt erläutert, riskant. Der Vergleich des DAX mit den darin enthaltenen Aktien zeigt: je mehr Aktien ein Portfolio enthält, desto geringer ist grundsätzlich das Risiko. Wer einen nennenswerten Anteil seines Vermögens anlegen möchte, sollte dies also nicht auf eine oder wenige Aktien setzen, sondern das Investment breit diversifizieren. Auf diese Art haben Erfolge und Misserfolge einzelner Unternehmen deutlich weniger Einfluss auf die Gesamtperformance des Portfolios.
Auch auf die Rendite kann eine breite Diversifizierung einen positiven Effekt haben. Die untere Grafik zeigt die Wertentwicklung von drei verschieden Aktien-Portfolios: Ein kaum diversifiziertes Portfolio, bestehend aus drei Aktien von deutschen Großunternehmen (Deutsche Telekom, Daimler, Deutsch Bank, schwarze Linie), ein etwas breiter diversifiziertes Portfolio bestehend aus allen Aktien des DAX (rote Linie) und ein besonders breit diversifiziertes Portfolio bestehend aus den größten 85% der Unternehmen aus Industrieländern der Welt (1.600 Aktien, blaue Linie). Das Portfolio, bestehend aus den 1.600 Aktien der Industrieländer entspricht dem weltweiten Aktienindex MSCI World. Dieser repräsentiert die Entwicklung der Weltwirtschaft.
Hier ist deutlich zu sehen, dass das Portfolio bestehend aus den drei Aktien seinen eigenen Weg nimmt. Zugegeben, wir haben hier mit Daimler, der Deutschen Bank und der Telekom nicht die drei renditestärksten Unternehmen ausgesucht. Doch man konnte im Jahr 1996 sicherlich gute Gründe dafür finden, weshalb sich ein Investment in diese drei soliden Unternehmen lohnt und der Verlauf dieser Aktien hätte auch deutlich besser sein können.
Die rote Kurve des DAX wiederum gleicht sich der blauen Kurve der Weltwirtschaft an, schwankt jedoch etwas mehr um diese herum. Das bedeutet: Je breiter ein Portfolio gestreut ist, also je mehr weltweite Aktien darin enthalten sind, desto mehr gleicht sich die Entwicklung an die der Weltwirtschaft an und desto weniger Schwankungen ist das Portfolio unterworfen.
Die durchschnittliche Jahresrendite des MSCI World seit seiner Auflage in den 70er-Jahren beträgt im Jahr 2020 ca. 7% pro Jahr. Es ist also gar nicht nötig, auf den Erfolg weniger Unternehmen zu spekulieren und dafür viel Zeit für Recherche aufzuwenden: Je mehr weltweite Aktien im Portfolio enthalten sind, desto sicherer liegt die Rendite bei der Rendite des Weltmarktes.
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Das Gegenargument: Überperformance
Aber trotz der erdrückenden Beweiskraft der Argumente für ein diversifiziertes Investment in Aktien haben Anlagestrategien, die auf Einzelaktien setzen, nach wie vor eine große Anhängerschaft. Sie zielen darauf ab, durch die Auswahl der Aktien nach bestimmten Kriterien die Performance des Gesamtmarktes zu übertreffen, also den Markt zu schlagen. Neben der psychologisch begründeten Anziehungskraft einer solchen Strategie stehen sich hier vor allem auch finanztheoretische Überlegungen gegenüber: Diversifizierungsorientierte Portfolios haben ihre Grundlage meist in der Markteffizienzhypothese, die stark verkürzt besagt, dass Wertpapierpreise immer schon die gesamten verfügbaren Informationen reflektieren, weswegen man ohne Insiderinformationen keine verlässlichen Aussagen über “unterbewertete” Unternehmen treffen kann. Einzeltitelinvestments stützen sich dagegen auf die Idee, dass sich durch eine tiefgehende Analyse von betriebswirtschaftlichen Kennzahlen ein Wissensvorsprung erreichen lässt, mit dem sich eine Unterbewertung erkennen lässt.
Im Folgenden eine abrissartige Aufstellung verschiedener einzeltitelorientierter Anlagestrategien:
- Growth. Anleger mit einem Fokus auf Growth-Aktien setzen auf Unternehmensanteile von schnell wachsenden Unternehmen, nicht selten aus der Tech-Branche. Ein viel zitiertes Beispiel ist Tesla. Viele Growth-Unternehmen schütten zunächst keine Dividenden aus, weil ihr Fokus eben auf dem schnellen Wachstum liegt.
- Value. Im Gegensatz dazu setzen Value-Investoren darauf, herauszufinden, ob der angenommene “innere Wert” eines Unternehmens höher ist als der Aktienkurs und es damit unterbewertet ist. Dies geschieht durch eine Fundamentalanalyse betriebswirtschaftlicher Kennzahlen. Ein bekannter Vertreter dieser Strategie ist Warren Buffett.
- Dividende. Eine Dividendenstrategie stützt sich hauptsächlich auf Unternehmen, die eine hohe Dividendenrendite ausschütten. Dies finden Anleger insbesondere in der Auszahlungs-/Entsparphase vorteilhaft gegenüber Teilverkäufen. Allerdings dürfen hohe Dividendenrenditen nicht mit Renditen verwechselt werden, die sich aus eventuellen Ausschüttungen und Kursgewinnen zusammensetzen.
Mehr ins Detail gehen wir in diesem Ratgeber zur Frage, welche Aktien man kaufen sollte.
Warum sich Diversifizierung dennoch lohnt
Auch wenn man annehmen sollte, dass der Gegensatz zwischen beiden Ansätzen nicht ohne Weiteres aufzulösen ist, spricht dennoch einiges pragmatisch für einen diversifizierten, passiven Ansatz. Das Hauptargument wäre hier der niedrige Zeitaufwand und die fehlende Notwendigkeit einer tiefer gehenden wirtschaftstheoretischen Expertise. Wer sich ein diversifiziertes Weltportfolio aufgebaut hat, muss danach (bis auf jährliches Rebalancing) sozusagen keinen Finger mehr rühren, bis das Portfolio entspart werden soll. Insbesondere mit Blick auf die lange Anlagezeit, die passive Portfolios in der Regel anvisieren (mindestens 15 Jahre), fällt ein solches Zeit- und Müheersparnis stark ins Gewicht.
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Das beste aus beiden Welten? Core-Satellite-Strategie als Möglichkeit
Die sogenannte Core-Satellite-Strategie sucht aktive und passive Ansätze in einer Strategie zu vereinen. Ein Core-Satellite-Portfolio baut auf einem “Kern” auf, der aus passiven Indexfonds besteht, eine gewisse Rendite einbringen soll, dabei aber Risiko und Volatilität abmindern. Der “Satellite” besteht hierbei aus aktiv gemanagten Anlageprodukten (beispielsweise aktive Fonds oder Einzelaktien) und ist üblicherweise deutlich kleiner. Dieser soll die Gesamtrendite des Portfolios nach oben treiben können und die Möglichkeit bieten, den Markt überzuperformen, ohne den Anleger dabei dem vollen Risiko und der vollen Volatilität einer rein aktiven Strategie auszusetzen. Die Core-Satellite-Strategie versteht sich damit als Mittelweg zwischen beiden Polen und kann unter Einhaltung der festgelegten Portfolioaufteilung zwischen “Core” und “Satellite” eine gute Alternative darstellen.
Häufig gestellte Fragen
Was bedeutet diversifizieren?
Warum ist Diversifizierung wichtig?
Was spricht für Diversifizierung bei Aktieninvestments?
Wie kann man Diversifizierung am Aktienmarkt am einfachsten umsetzen?