ETF vs Fonds: Was ist besser?
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- Das Investment in ETFs ist bei Privatanlegern in den vergangenen Jahren sehr beliebt geworden. Diese bilden die Wertentwicklungen ganzer Aktienindizes ab, man erwirbt also Anteile an einem ganzen Korb von Unternehmensbeteiligungen. Dadurch kann man passiv vom Wachstum des Gesamtmarktes profitieren.
- Zwar bezeichnen Fonds eigentlich den Oberbegriff, in diesem Fall sind aber konkret Investmentfonds gemeint. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie aktiv von einem Management verwaltet werden, Anlagetitel analysieren und dementsprechend (ver-)kaufen und damit besser als der Markt performen wollen.
- Das aktive Management von Investmentfonds geht mit deutlich höheren Kosten einher, während ETFs durch ihr regelbasiertes, automatisiertes Anlegen meist sehr günstig zu haben sind.
- Untersuchungen haben gezeigt, dass langfristig nur ein kleiner Teil der aktiven Investmentfonds seine Vergleichsmarke schlägt – nicht wenige werden nach einigen Jahren sogar aufgelöst.
- In den meisten Fällen ist deswegen eine Geldanlage in einen ETF die bessere Wahl, wenn sie im Rahmen einer durchdachten und langfristigen Anlagestrategie erfolgt.
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- Wenn du ETFs erwerben möchtest, solltest du dich zunächst mit den wichtigen Auswahlkriterien wie Fondsvolumen, Kosten oder Ausschüttungs- und Replikationsart beschäftigen.
- Zudem solltest du deine Risikotragfähigkeit bestimmen, um dein Portfolio deiner Lebenssituation und Risikotoleranz anzupassen.
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ETFs und Fonds vorgestellt
Wenden wir uns zunächst den Grundlagen der beiden Geldanlagen zu: Wie genau funktionieren sie, was sind ihre Vor- und Nachteile und wie kann man in sie investieren?
Was sind ETFs?
ETF steht für Exchange Traded Fund und meint ein börsengehandeltes Wertpapier, das Aktienindizes abbildet. Unter Index wiederum versteht man eine Zusammenfassung verschiedener Aktien, die deren Wertverlauf folgt, beispielsweise dem deutschen DAX oder einem globalen Index wie dem MSCI World, welcher Aktienwerte aus Industrieländern enthält. Ein ETF bezieht sich demnach immer auf die Wertentwicklung verschiedener Unternehmen, mitunter sogar tausender unterschiedlicher. Dass ein ETF börsengehandelt ist, bedeutet, dass er wie eine Aktie oder Anleihe jederzeit ge- und verkauft werden kann. Das verschafft Anlegern eine große Flexibilität – auch wenn ein “klassisches” Investment in ETFs auf lange Sicht angelegt ist (wozu wir weiter unten im Ratgeber kommen).
Indexfonds wie ETFs werden von Fondsgesellschaften ausgegeben, beispielsweise iShares oder Lyxor. Im Gegensatz zu Investmentfonds gibt es hier kein aktives Management, das Analysen und die Auswahl von einzelnen Werten betreibt. Der zugrundeliegende Index wird automatisiert abgebildet, das heißt, die enthaltenen Wertpapiere werden automatisch so ge- und verkauft, dass der Fonds den Index nachbildet. Neben sehr breiten Indizes werden mittlerweile auch unzählige Nischen-Indizes auf einzelne Regionen, Sektoren oder Märkte vertrieben.
ETFs werden mit unterschiedlichen Methoden nachgebildet, die sich auch Replikationsmethoden nennen. Entweder werden Aktien tatsächlich nachgekauft (physisch voll replizierend), über Tauschgeschäfte ihre Kursverläufe nachgebildet (Swap-basierte, synthetische Replikation) oder eine Mischung aus beidem (optimiertes Sampling).
Ein großer Vorteil von ETFs sind neben ihrer Transparenz aufgrund automatisiert nachgebildeter Indizes auch die niedrigen Kosten – aus genau jenem Grund. Der Verzicht aufs sogenannte “Stock Picking” (aktive Aktienauswahl) führt zu sehr niedrigen Gebühren beim Investment in ETFs. In vielen Fällen sind Gesamtkostenquoten (auch TER genannt – Total Expense Ratio) von deutlich unter 0,5% pro Jahr möglich.
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Was sind Fonds?
Wenn von “Fonds” die Rede ist, wird damit meist nicht der allgemeine Oberbegriff gemeint, unter den auch Indexfonds (wie ETFs) fallen würden, sondern aktive Investmentfonds. Diese verfolgen eine je eigene Investmentstrategie und setzen sie um, indem sie durch ein Investmentmanagement-Team Anlagemöglichkeiten (verschiedenster Anlageklassen) analysieren, auswählen und gegebenenfalls wieder aus dem Fonds abstoßen. Die jeweilige Anlagestrategie und Fondsart entscheidet darüber, welche Anlageklassen gewählt werden (beispielsweise Aktien, Anleihen oder Rohstoffe) und nach welchen Kriterien sie sich zusammensetzen. Das Ziel eines jeden Investmentfonds ist es, eine bestimmte Zielmarke (Benchmark) zu schlagen, was man auch überperformen nennt. Sie wollen damit besser als der durchschnittliche Markt abschneiden und den Investoren eine möglichst gute Rendite bringen.
Es gibt eine ganze Reihe sehr unterschiedlicher Arten von Investmentfonds. Hier einige Beispiele:
Aktienfonds. Investieren in Aktienmärkte mit je unterschiedlicher Anlagestrategie und Fokus.Renten-Anleihenfonds. Investieren in festverzinsliche Anleihepapiere, beispielsweise Staatsanleihen.
Immobilienfonds. Diese legen ihr Fondsvermögen in (Gewerbe-)Immobilien an.
Geldmarktfonds. Mit einem Fokus auf Liquidität legen diese in kurzlaufende festverzinsliche Wertpapiere an.
Mischfonds. Eine Mischung verschiedener Assetklassen mit je unterschiedlicher Anlagestrategie (offensiv bis konservativ).
Dachfonds. Dachfonds investieren selbst in andere Investmentfonds. Dadurch können sie eine ganze Bandbreite an Investmentmöglichkeiten abdecken.
Investmentfonds sind im Gegensatz zu ETFs nicht frei an der Börse handelbar, sondern werden über Banken, die Fondsgesellschaften selber und Broker vertrieben. Dies macht sie zu wenig flexiblen Anlagemöglichkeiten. Die Gebühren zur Finanzierung des Fondsmanagements fallen zudem meist beim Kauf (Ausgabeaufschlag genannt, 2 bis 6% sind üblich) und als laufende Kosten (ungefähr 0,5 bis 2% pro Jahr an Verwaltungskosten) an.
Aktives und passives Investieren im Vergleich
Einer Entscheidung für eine Geldanlage in eine der beiden Optionen liegen auch unterschiedliche Investmentphilosophien bzw. Anlagestrategien zugrunde. Besonders prägnant ist hierbei die Differenz zwischen aktivem und passivem Investieren. Im Folgenden wollen wir uns diese beiden Ansätze mal etwas genauer anschauen.
Aktiv gemanagter Investmentfonds
Das Ziel aktiv gemanagter Fonds ist es, durch tiefgehende Recherche und Analyse von Anlageprodukten und Unternehmen Vorteile gegenüber dem Markt herauszuschlagen und dadurch eine Überrendite im Vergleich zu diesem zu erzielen. Im Falle von Unternehmen bedeutet das beispielsweise, zu niedrig bewertete Aktien in den Fonds aufzunehmen, um von ihrem folgendem Wertwachstum besonders zu profitieren. In krisenhaften oder sich abschwächenden Marktsituationen satteln Fondsmanager oftmals auf stärker abgesicherte Anlageprodukten um, um die Verluste in diesen Marktphasen möglichst abzuschwächen.
Bei der Bewertung von einzelnen Investmentfonds ist es insbesondere wichtig und interessant, sich die Performance auf lange Sicht anzuschauen, also in Zeiträumen von mindestens zehn Jahren. Erst ab einem solchen Anlagezeitraum kann sich die Performance einer Anlagestrategie erst wirklich bewährt haben, weil kurzfristige Marktbewegungen und Volatilität zu (Un-)Gunsten des Fonds das tatsächliche, langfristige Abschneiden verdecken. Viele Untersuchungen haben allerdings gezeigt, dass nur ein sehr kleiner Teil von Investmentfonds tatsächlich sein Versprechen einlösen kann, über einen längeren Zeitraum den Markt bzw. seine Benchmark zu schlagen. Wie der Active-Passive-Navigator 2020 des Fondsanbieters Lyxor eindrücklich zeigt, werden sogar knapp die Hälfte (46%) der aktiven Fonds im Zeitraum von zehn Jahren aufgelöst (mit der Benchmark MSCI World) – von den noch aktiven outperformen lediglich 9% den Markt. Im Lichte dieser und anderer Erkenntnisse, zum Beispiel zur Ausdauer von Outperformances von aktiven Fonds (beispielsweise in der S&P U.S. Persistence Scorecard Year-End 2020), stellt sich zudem die Frage, ob die Outperformance von aktiven Fonds, so sie denn stattfindet, tatsächlich durch Können oder pures Glück erzeugt wird.
Passives Buy-and-Hold-Portfolio
Ein passiver, langfristiger Investmentansatz verfolgt das Ziel einer Rendite über ganz andere Wege. Er versucht gar nicht erst, den Markt zu schlagen, sondern will gerade diesen abdecken und nachbilden. In den letzten Jahrzehnten hat sich gezeigt, dass, wer über einen längeren Zeitraum (ab 10 Jahren) passiv in breit gestreute Aktienmärkte investiert, mit Renditen von 5-7% pro Jahr rechnen kann. Letztendlich ist eine solche Anlagestrategie eine Wette auf ein stetiges Wachstum der Weltmärkte, gerechnet auf einen längeren Zeitraum. Das Schicksal eines einzelnen Unternehmens fällt insbesondere bei einer breiten, globalen Streuung nicht so stark ins Gewicht. Auch temporäre Krisen werden mithilfe der längeren Zeitspanne überwunden. “Buy-and-Hold” bezeichnet demnach den Ansatz, Anlagetitel oder Aktien einmal zu kaufen und dann auf lange Sicht zu halten, um von der Erkenntnis zu profitieren, dass sich die Renditen ab einer bestimmten Zeitspanne einem Mittelwert annähern.
ETFs sind für ein solches passives Portfolio der bestgeeignetste Weg, da sie niedrigschwellig zugänglich sind, kostengünstig zu erwerben und halten und eine Vielzahl von Indizes passiv abbilden. Insbesondere ETFs auf ganze Weltmärkte (bekanntes Beispiel ist hier der MSCI World, der die Aktienmärkte von großen und mittleren Unternehmen aus Industrienationen aus der ganzen Welt enthält) bieten Anlegern die Möglichkeit, das Risiko einzelner Unternehmen zu minimieren und am Fortgang der Weltwirtschaft zu partizipieren.
Vorteile und Nachteile von Fonds und ETFs im Vergleich
Nachdem wir uns Fonds und ETFs angenähert haben, können wir nun einen direkten Vergleich der Vor- und Nachteile der beiden Investmentmöglichkeiten anstellen.
Vor- und Nachteile von Investmentfonds
Vorteile Fonds | Nachteile Fonds |
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Gute Renditechancen | Hohe Kosten |
Nutzen von Expertise des Fondsteams | Z. T. Zugangshürden (je nach Fonds) |
Krisenphasen können kurzfristig abgefangen werden | Wenig Flexibilität |
Outperformance unwahrscheinlich |
Investmentfonds zeichnen sich – und das macht vermutlich ihre Beliebtheit derzeit aus – durch generell gute Renditechancen aus, verglichen mit dem niedrigen Zinsumfeld. Insbesondere Aktienfonds bieten sich als Schutz gegen den Wertverfall des Geldes an. Auch können Fondsmanagement-Teams Expertise konzentrieren und Analysen durchführen, die dem einzelnen Anleger in dieser Breite nicht möglich sind. Kurzfristige Umschichtungen der Fondsanlagen sind manchmal dazu in der Lage, für einen gewissen Zeitraum die Auswirkungen von krisenhaften Marktphasen abzuschwächen. Allerdings sind gerade diese Teams mit hohen Kosten verbunden, die sich direkt in den Gebühren der Anleger niederschlagen (Ausgabeaufschlag und jährliche Kosten), was die Rendite drückt.
Hinzu kommen teilweise Zugangshürden, da beispielsweise geschlossene Investmentfonds erst Kapital einwerben, um dann zu investieren, und Anteile später nicht einfach verkauft werden können. Auch bei offenen Fondsarten ist die Flexibilität oftmals eher niedrig – so müssen offene Immobilienfonds nicht selten mindestens ein Jahr gehalten werden. Insgesamt ist ein Nachteil, dass das Versprechen einer besseren Performance als der Vergleichsmarkt laut Untersuchungen nur sehr selten über einen längeren Zeitraum eingelöst werden kann.
Vor- und Nachteile von ETFs
Vorteile ETFs | Nachteile ETFs |
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Niedrige Kosten | Keine Outperformance des Marktes |
Regelbasiert, hohe Transparenz | |
Flexibel, börsengehandelt | |
Diversifiziertes Risiko |
Bei ETFs stehen auf der positiven Seite ganz oben die äußerst niedrigen Kosten, mit denen wir uns weiter unten noch einmal ausführlicher beschäftigen. Diese werden dadurch erzielt, dass ETFs regelbasiert und damit sehr transparent Indizes abbilden und damit auf ein aktives Management verzichten. Ein Vorteil für Anleger ist zudem die Flexibilität, ETFs an der Börse handeln zu können und damit theoretisch fast jederzeit kaufen oder verkaufen zu können. Auch bieten ETFs die Möglichkeit, das Risiko einzelner Unternehmen durch breite Streuung zu minimieren – allerdings gilt das vor allem für ETFs, die nicht auf einzelne Sektoren oder Nischenmärkte setzen. Der für manche Investoren größte Nachteil von ETFs ist, dass sie den Markt nicht outperformen – das sollen sie aber gar nicht. Es ist schließlich genau ihr Ziel, die Marktrendite zu erzielen. Diese liegt bei einer globalen Diversifizierung und einem Anlagezeitraum ab mindestens zehn Jahren bei ca. 5-7%.
Die Kostenfrage
Für eine Geldanlage jeglicher Art sind die laufenden und einmaligen Kosten von zentraler Bedeutung: Bei zu hohen Gebühren kann über die Jahre ein nennenswerter Teil der Rendite von ihnen gefressen werden. Interessant ist deswegen ein Vergleich der möglichen Kosten der zwei Fondsarten über einen längeren Zeitraum hinweg und wie er sich auf die Erträge auswirkt.
Unser ETF- und Fondskostenrechner ist hierfür ein wertvolles Tool, mit dem man einen direkten Vergleich der beiden Fondsarten über verschiedene Zeiträume anstellen kann. Nehmen wir ein Startkapital von 50.000€ an, eine Anlagedauer von 15 Jahren und eine erwartete Rendite von 6% p. a. Die ETF-Gesamtkostenquote setzen wir mit 0,3% p. a. an und zusätzlich berechnen wir eine Flat-Ordergebühr von 1€. Unser fiktiver Investmentfonds kostet uns 3% einmaliger Ausgabeaufschlag und 1,5% Verwaltungsgebühren jährlich. Mit diesen Zahlen zeigt sich dieses interessante Ergebnis:
Eine Kostenersparnis von 20.977€ vor Steuern beim ETF-Investment stellt sich ein. Damit kann man von einer zusätzlichen Rendite von 1,4% pro Jahr bei diesem im Vergleich zum Investmentfonds ausgehen.
In diesem Video haben wir uns auch noch einmal ausführlich mit dem Thema auseinandergesetzt:
Fazit: Wer gewinnt – ETF oder Fonds?
Insgesamt lässt sich resümieren, dass ETFs Investmentfonds in vielen Belangen deutlich überlegen sind: Kosten, Flexibilität und langfristige Renditeaussichten. Insbesondere als Portfolio mit einer langfristig ausgelegten, passiven und global diversifizierten Buy-and-Hold-Strategie, die auf einer realistischen Risikokalkulation beruht, lohnt sich ein Investment in ETFs für die meisten Anleger mehr. Fonds, die in nicht ohne weiteres zugängliche Unternehmen oder Märkte investieren, sind hierbei eine kleine Ausnahme, die aber für die Mehrheit der Kleinanleger nicht in Frage kommt. ETFs wiederum, die nur einzelne Sektoren oder Nischenmärkte abbilden, sind ebenso eine Ausnahme, da sie nicht die Vorteile der Risikominimierung global ausgerichteter ETFs bieten.