Was bedeutet UCITS?
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- Undertakings for Collective Investments in Transferable Securities – UCITS – und OGAW – Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren – beschreiben eine Reihe an EU-Richtlinien, mit denen Investmentfonds reguliert werden.
- Sie haben für Fondsbetreiber den Vorteil, dass durch die Zulassung in einem EU-Land bei Beachtung der Regeln der Fonds in der gesamten EU vertrieben werden kann.
- Aufgrund der Merkmale von UCITS-Fonds, die etwa eine Mindestdiversifikation, stabile Liquidität, die Minimierung des Emittentenrisikos und eine Beschränkung der Nutzung von derivativen Finanzprodukten fordert und damit den Verbraucherschutz fördert, sind diese über Europa hinaus beliebt.
- Wichtig sind auch die UCITS-Bestimmungen zur Transparenz – sie fordern, dass die Fondsausgeber regelmäßige Berichte und Unterlagen zur Anlegerinformation öffentlich machen. Diese kannst du entweder direkt beim Fondsbetreiber oder deinem Broker einsehen.
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- Glücklicherweise kannst du ganz einfach erkennen, ob du es mit einem UCITS-Fonds oder spezifisch UCITS-ETF zu tun hast: Diese tragen das Kürzel “UCITS” im Namen.
- Wenn Fonds als “UCITS-geeignet” beworben werden, handelt es sich nicht um einen UCITS-Fonds. Es wird lediglich ausgesagt, dass dieser Fonds unter dieser Richtlinie laufen könnte, womit die Fondsbetreiber die Strahlkraft des UCITS-Labels für sich nutzen wollen, ohne jedoch tatsächlich einen UCITS-Fonds zu betreiben.
UCITS auf einen Blick
UCITS steht für Wertpapiere, die mit einer Richtlinie der Europäischen Union (EU) reguliert werden. Die Abkürzung “UCITS” heißt ausgeschrieben “Undertakings for Collective Investments in Transferable Securities”, auf deutsch werden diese regulierten Wertpapiere OGAW genannt, also Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren.
Die “gemeinsame Anlage” bzw. das “collective investment” weist bereits darauf hin, dass es sich bei diesen Wertpapieren um Investmentfonds handelt, die gesammelt in bestimmte Arten von Wertpapieren und Finanzprodukten investieren (im Gegensatz zum Direktinvestment in Wertpapiere).
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Merkmale von UCITS-regulierten ETFs
In diesem Abschnitt wollen wir unser Augenmerk auf UCITS-regulierte ETFs legen. UCITS-ETFs sind aufgrund der klaren und transparenten Richtlinien weit über Europa hinaus sehr erfolgreich bei Kleinanlegern, deren Interessen das UCITS-Regelwerk schützen soll. Aber worin besteht dieser Anlegerschutz im Detail? Welche Vorteile bietet die Regulatorik von UCITS?
Vorteile für Emittenten
Neben dem Fokus der UCITS-Regulatorik auf Verbraucher und den Verbraucherschutz haben die UCITS-Richtlinien auch für Fondsbetreiber große Vorteile. Dazu zählt, dass die UCITS-Zertifizierung in jedem EU-Staat ausgegeben kann und dann für die gesamte EU gilt. Das vereinfacht den Prozess der Ausgabe von Fonds für den großen EU-Binnenmarkt enorm. Die einheitliche Regulatorik macht spart außerdem Aufwand und Kosten für die Fondsherausgeber, die nicht in jedem EU-Land auf vollkommen andere rechtliche Vorgaben stoßen.
Nicht zu vergessen ist außerdem, dass das UCITS-Label fast schon einen werbenden Charakter und eine Strahlkraft weit über die EU hinaus hat. Ein Fonds mit diesem Label wirkt aufgrund der Ansprüche an Transparenz und Diversifizierung vertrauenswürdig auf Investoren.
Diversifizierung
Diese Diversifizierung ist für Privatanleger einer der wichtigsten Aspekte am Konzept UCITS. Das EU-Rahmenwerk stellt klare Regeln für die Zusammensetzung und Streuung der Wertpapiere auf, in die Investmentfonds investiert sein dürfen.
Genau genommen müssen nach UCITS-Kriterien funktionierende Fonds Anforderungen an eine Mindestdiversifikation erfüllen. Die konkrete Ausformulierung dessen wird oftmals 5/10/40-Regel genannt. Diese besagt, dass
höchstens 10% des Nettoinventarwerts (“Net Asset Value”, NAV) des Fonds in Wertpapiere eines einzelnen Emittenten investiert sein dürfen
alle Positionen, die über 5% des NAV in einen einzelnen Emittenten anlegen, insgesamt nicht 40% des NAV überschreiten dürfen
In der Realität sind die meisten ETFs allerdings deutlich diversifizierter als es die Mindestregel der UCITS-Richtlinie vorschreibt. Durch diese Diversifizierung stellen die Fonds sicher, dass sie das Risiko minimieren, das etwa von einzelnen Unternehmen ausgeht.
Emittentenrisiko
Zur direkten Unterstützung des Anlegerschutzes gibt es außerdem Regelungen zur Minimierung des Emittentenrisikos, also des Risikos, dass der Herausgeber des ETFs oder Fonds pleitegeht. Deswegen müssen UCITS-ETFs die Vermögenswerte ihrer Anleger separat – als Sondervermögen – aufbewahren. Dadurch können diese, falls der ETF-Emittent Schwierigkeiten hat, Zahlungsforderungen zu bedienen, dennoch immer ihre Wertpapiere einziehen. Das ist ein massiver Vorteil für Anleger, die viele andere Anlageprodukte wie etwa Zertifikate bei zum Teil ähnlicher Ausgestaltung nicht aufweisen können.
Laufzeit und Liquidität bei UCITS
Weitere Regeln der UCITS- bzw. OGAW-Richtlinien betreffen die Laufzeit und die Liquidität dieser Fonds. Es ist festgelegt, dass UCITS-Fonds keine Laufzeitbegrenzung haben und damit laufzeitlich offen sind. Des Weiteren müssen sie eine ausreichende Liquidität besitzen, um die Auszahlung der Investoren auch in volatilen Börsenzeiten zu ermöglichen.
Erlaubte Anlageklassen
Derivative Finanzprodukte, also Finanzprodukte, die einen gegebenen Basiswert (wie Aktien, Rohstoffe oder Immobilien) auf eine bestimmte Weise abgeleitet abbilden, und damit auf Schuldverschreibungen beruhen, können riskant sein, da sie auf der Zahlungsfähigkeit des Kontrahenten (“Kontrahentenrisiko”) beruhen. Allerdings basieren nicht wenige ETFs und Fonds auf Derivaten (etwa sogenannte synthetische ETFs) oder nutzen sie zur Absicherung von Risiken.
Deswegen sind in den UCITS-Richtlinien klare Regeln zur Verwendung von Derivaten vorgesehen: Die Beteiligung des Kontrahenten eines Derivatgeschäfts ist etwa in Höhe von 10% des eingesetzten Kapitals gedeckelt.
Unter anderem aufgrund der Liquiditätsvorgaben sind einige andere Anlageklassen für UCITS-konforme ETFs komplett ausgeschlossen, so etwa direkte Investments in Rohstoffe oder Immobilien. Auch das sogenannte “short-selling”, also das Wetten auf kurzfristige Verluste von Basiswerten, ist UCITS-Fonds nicht erlaubt.
Transparenz
Auch bei der Transparenz rund um das Anlageprodukt müssen UCITS-ETFs einige Auflagen erfüllen, die es Privatanlegern ermöglichen, sich ein umfassenderes Bild dieses zu machen. Zu den Erfordernissen an die Transparenz zählen:
die Veröffentlichung einer Produktbroschüre
die Herausgabe von Jahres- und Halbjahresberichten
die Zugänglichmachung eines Key Investor Information Documents, kurz KIID genannt, das wichtige Anlegerinformationen enthält
Diese Dokumente eines UCITS-Fonds kannst du entweder bei deinem Broker erhalten oder beim Herausgeber des betreffenden ETFs finden.
UCITS-konform oder UCITS-geeignet?
Für Anleger ist es vorteilhaft, dass das Kürzel UCITS im Namen ihres ETFs auftaucht, wenn es der EU-Richtlinie entsprechend aufgelegt und zertifiziert ist: sie investieren dadurch nicht in die sprichwörtliche Katze im Sack. Den bereits erwähnten Marketingeffekt der UCITS-Regulierung versuchen einige ETF-Anbieter zu nutzen, indem sie ihre ETFs als “UCITS-geeignet” bewerben. Das soll bedeuten, dass der betreffende ETF unter Umständen per UCITS-Richtlinie zertifiziert werden könnte, es aber faktisch nicht ist – etwa, weil die Fondsbetreiber außerhalb der EU operieren. Für Anleger lohnt es sich deswegen, genau hinzuschauen und darauf zu achten, dass der ETF, in den sie investieren wollen, tatsächlich UCITS-konform ist und UCITS deswegen auch im Namen trägt.
UCITS und andere Wertpapierarten
Bisher haben wir uns in diesem Ratgeber primär auf das UCITS-Rahmenwerk in bezug auf Exchange Traded Funds (ETFs) fokussiert. Wie am Beginn bereits angedeutet, schließt UCITS aber weitaus mehr Arten von Finanzprodukten ein. Im Folgenden eine kleine Auswahl an Anlageprodukten und ihr mögliches Verhältnis zur UCITS-Richtlinie.
Investmentfonds
Wer genau aufgepasst hat, weiß: Der Terminus Investmentfonds beschreibt exakt die Überkategorie, zu der auch ETFs zählen. Aber auch aktiv gemanagte Investmentfonds können als UCITS-Fonds aufgelegt werden – sofern sie die Vorgaben wie etwa die Mindestdiversifikation oder Transparenzregeln beachten. Welche Arten von Fonds gängigerweise als UCITS-Fonds gehandelt werden, bestimmen auch und vor allem die Liquiditätsbestimmungen mit: In Sachen Diversifikation und Laufzeit mögen etwa Hedgefonds den Bestimmungen entsprechen, wenn es um die Liquidität geht, tun sie es allerdings in den seltensten Fällen. Damit sind Fondsbetreibern, die an der UCITS-Zertifizierung interessiert sind, recht enge Grenzen bei der Ausgestaltung ihrer Investmentfonds gesetzt.
ETCs und ETNs
Zwei dem ETF eng verwandte Anlageklassen sind Exchange Traded Commodities (ETCs) und Exchange Traded Notes (ETNs). Beide werden, wie bereits am Namen erkennbar ist, wie ETFs an der Börse gehandelt. ETCs setzen auf Rohstoffe und bilden manchmal nur einen einzigen Rohstoffkurs, manchmal ganze Rohstoffmärkte oder Indizes, ab. ETNs wiederum sind Schuldverschreibungen mit Banken, die sich auch auf ganze Indizes – ähnlich ETFs – beziehen können. In beiden Fällen spielen Schuldverschreibungen zur Abbildung von Kursen eine so große Rolle, dass die Bestimmungen, die das Kontrahentenrisiko bei UCITS-konformen Fonds begrenzen sollen, nicht erfüllt werden können. Deswegen sind weder ETCs noch ETNs UCITS-konform.
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