Vermögensaufbau: Schritt für Schritt zu gesunden Finanzen
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- Der Aufbau von Vermögen ist etwa für die Altersvorsorge von sehr hoher Bedeutung.
- Vermögensaufbau geht alle an: Auch Menschen mit niedrigem Einkommen können sich mit regelmäßigen Sparen und Anlegen über einen längeren Zeitraum ein gutes Vermögen aufbauen. Wer früh anfängt, kann schon mit 50€ im Monat beträchtliche Summen ansammeln.
- Wer mit dem Vermögensaufbau beginnt, sollte zunächst Schulden und Altlasten abtragen oder umschulden. Danach geht es an die Bildung einer Reserve (auch Notgroschen genannt) für finanzielle Notfälle.
- Das Herzstück des Vermögensaufbaus ist die regelmäßige Geldanlage per Sparplan. Hier empfehlen sich Indexfonds (ETFs) aufgrund ihrer transparenten Struktur und niedrigen Kosten.
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- Um herauszufinden, wie hoch dein Vermögen sein sollte, um ein bestimmtes Einkommen im Alter zu erreichen, hilft dir unser Finanzielle-Freiheit-Rechner.
- Auf unserer Empfehlungs-Page haben wir die besten Tagesgeldangebote für dich aufgestellt. Zudem kannst du mit unserem Tagesgeldvergleich verschiedene Angebote selbst vergleichen.
- Mit unserem ETF-Sparplan-Vergleich findest du den besten Broker für die Einrichtung eines Depots. Hier kannst du dein Wertpapier-Portfolio für den Vermögensaufbau einrichten.
Die Phasen des Vermögensaufbaus
Unter Vermögensaufbau versteht man die schrittweise Ansammlung von Geld, meist unter der Zuhilfenahme von Wertpapierinvestments. Um Vermögen aufzubauen, braucht es einen Teil des Einkommens, der nicht unmittelbar zum Bestreiten des Lebensunterhalts gebraucht wird, sondern gespart und gegebenenfalls angelegt werden kann.
Grob lässt sich der Vermögensaufbau in drei hauptsächliche Phasen unterteilen, die wir im Folgenden genauer vorstellen und praktische Tipps zur Umsetzung geben. Die erste Phase könnte man als Schaffung einer finanziellen Grundlage bezeichnen. Sie umfasst die Konsolidierung von Schulden und eine grundlegende Finanzplanung, die auch für die zwei folgenden Phasen wichtig ist. Die zweite Phase besteht aus der Bildung einer finanziellen Reserve, auch Notgroschen genannt. Die dritte und zentrale Phase des Vermögensaufbaus besteht in der langfristigen Geldanlage. Hier baust du tatsächlich dein Vermögen auf.
So fängst du mit dem Bilden von Kapital an
Viele Menschen empfinden es als stressig und kompliziert, sich mit ihren eigenen Finanzen auseinanderzusetzen. Dabei ist das Schaffen von Ordnung einer der besten Wege, um sich zukünftig finanzielle Sorgen und Stress vom Hals zu halten und zudem Kosten zu reduzieren.
Dazu gehört auch, zu prüfen, ob noch ausstehende Schulden bzw. Kredite bestehen und zu welchen Konditionen diese geführt werden. Natürlich gibt es einen großen Unterschied zwischen einem langfristigen Immobilienkredit oder kurzfristigen, oftmals teuren und unnützen Konsumschulden. Wer einen Überblick über die eigene Schuldensituation hat, kann zum Beispiel auch durch Umschuldung Kosten überhöhter Zinsen bezahlen. Oftmals sind Ratenkredite günstiger als die Überziehungszinsen von Girokonten. Vor dem Vermögensaufbau sollten die kurzfristigen Schulden möglichst abbezahlt werden.
Der Notgroschen sollte optimalerweise auf einem separaten Girokonto oder noch besser einem Tagesgeldkonto aufbewahrt werden, sodass er von den alltäglichen Geldein- und -ausgängen getrennt, aber jederzeit verfügbar ist. Mit unserem Tagesgeldvergleich kannst du verschiedene Tagesgeldoptionen prüfen. Auf unserer Empfehlungs-Seite findest du unsere Tagesgeld-Favoriten. Achte bei der Auswahl unbedingt auf die Bonität des Landes, in der du das Tagesgeldkonto eröffnest.
Das Ziel: Wie viel Vermögen ist genug?
Theoretisch kann man den Vermögensaufbau auf zwei Arten angehen: Die erste Möglichkeit besteht darin, anhand einer festgelegten Sparrate (etwa 20% des monatlichen Nettoeinkommens) langfristig auf ein unbestimmtes Ziel hin zu sparen. Empfehlenswert ist jedoch der zweite Weg, der darin besteht, auf ein festes, langfristiges Ziel zu sparen und die Sparraten daran anzupassen. Dieser hat den Vorteil, konkret und überprüfbar zu sein, weswegen er sich auch viel besser dazu eignet, über einen langen Zeitraum verfolgt zu werden.
Wie hoch das eigene Vermögen sein sollte, hängt vorwiegend von den eigenen Bedürfnissen ab (der Blogbeitrag "Wie viel sollte man gespart haben?" dient zur weiteren Orientierung). Falls dein Vermögen dazu dienen soll, deine Altersvorsorge zu sein, solltest du zunächst bestimmen, wie hoch dein Einkommen später sein soll. Mithilfe unseres Finanzielle-Freiheit-Rechners kannst du herausfinden, wie hoch dein Vermögen und deine Sparrate für dieses Ziel sein sollten.
Die Ansparphase: Das Herzstück des Vermögensaufbaus
Wer über kein großes Anfangskapital verfügt, muss die Geldanlage über einen langen Zeitraum verteilen, also ansparen. Der Aufbau des Notgroschens und das Ansparen für die Geldanlage kann im Grunde mithilfe eines Drei-Konten-Modells auch gleichzeitig geschehen. Trotzdem empfehlen wir, erst den Notgroschen anzusparen und sich danach dem Vermögensaufbau zu widmen. Beim Drei-Konten-Modell wird ein Girokonto für die regelmäßigen, alltäglichen Geldbewegungen genutzt, von dem am Monatsanfang festgelegte Daueraufträge auf ein separates Konto für den Notgroschen und ein Depot für die Geldanlage abgehen. Dadurch sind Sparen und Alltag getrennt und das Sparen kann automatisiert stattfinden (mehr dazu in unserem Ratgeber zum Anfangen mit finanzieller Unabhängigkeit).
Die Grundlagen der Geldanlage haben wir bereits in einem Ratgeber ausführlich erklärt. Die fundamentalen Schritte lauten:
- Risikotragfähigkeit einschätzenZunächst musst du ein persönliches Risikoprofil aufstellen, das berücksichtigt, zu welchen zwischenzeitlichen Verlusten du bereit bist.
- Strategie findenDarauf aufbauend kannst du dann deine Wertpapierstrategie erstellen und die passenden Anlageklassen (etwa Aktien, Anleihen oder ETFs) dementsprechend gewichten.
- Portfolio aufbauenDer „Aufbau“ eines Wertpapierportfolios besteht in der Einrichtung eines Depots (hier geht es zu unserem Depotvergleich) und dem Einstellen von regelmäßigen Sparplänen, mit denen du Wertpapiere kaufst. Dadurch entsteht Stück für Stück ein Portfolio und Vermögen.
Insgesamt empfiehlt sich für den Vermögensaufbau das langfristige, passive Investieren in Indexfonds (ETFs). Solche Fonds sind Körbe von Unternehmensaktien, mit deren Hilfe du weltweit diversifiziert Geld anlegen kannst. Diversifikation reduziert das Risiko einzelner Unternehmen, ermöglicht aber das Erzielen der Rendite des Gesamtmarkts. Diese lag in der Vergangenheit bei einer Mindestanlagedauer von 15 Jahren im Durchschnitt bei 6-8%. In unserem ETF-Handbuch findest du alles rund um die Strategie und den Aufbau von ETF-Portfolios.
Vermögen entsparen
Wer es geschafft hat, Vermögen erfolgreich aufzubauen, kann dieses entweder angelegt lassen und beispielsweise an die nächste Generation vererben oder entsparen. Dieser auch „Desinvestieren“ genannte Prozess besteht im schrittweisen Abziehen des Vermögens aus der Geldanlage in liquidere Anlageklassen.
Ein Wertpapier-Portfolio kann man entweder mit Teilverkäufen, durch Ausschüttungen oder mit festen Entnahmeplänen entsparen. Die ersten beiden Optionen sind hierbei die häufigsten. Unser Entnahmeplan-Rechner hilft dir bei der Kalkulation des Entsparens.
- Teilverkäufe sind regelmäßige Verkäufe von Anteilen des Portfolios, etwa jährlich zu einem festgelegten Zeitpunkt.
- Entsparen durch Ausschüttungen von Geldanlagen ist gleichwertig, auch wenn es einen besseren Ruf hat. Im Gegensatz zu Teilverkäufen ist hier die Steuerbarkeit der Höhe der Entnahmen geringer.
- Feste Entnahmepläne bei Banken oder durch Sofortrenten bieten zwar gewisse Garantien, dafür aber weniger Flexibilität und meist deutlich höhere Kosten.
Mit wenig Geld Vermögen aufbauen
Noch immer ist die Vorstellung vorherrschend, Vermögensaufbau sei prinzipiell nur etwas für bereits Vermögende. Das stimmt zum Glück nicht. Denn Vermögen sollten insbesondere diejenigen aufbauen, die nur wenig Geld verdienen. Die Schritte, die wir oben grundlegend für den Vermögensaufbau vorgestellt haben, gelten auch genau so für Menschen mit niedrigem Einkommen oder vielen finanziellen Verpflichtungen (wie einer Familie).
Logischerweise ist der Vermögensaufbau in diesen Fällen aber langsamer, da das Einkommen bzw. die Sparrate einen wichtigen Hebel zum Aufbauen von Vermögen darstellt. Umso wichtiger ist es, die Zeit als zweiten wichtigen Hebel zu nutzen und mit hoher Spardisziplin langfristig vorzugehen. Der Zinseszinseffekt hilft hier, aus dem eingesetzten Kapital ein Vielfaches herauszuholen.
Ein Beispiel: Wer nur 50€ pro Monat über einen Zeitraum von 40 Jahren anlegt und eine Durchschnittsrendite von 7% p. a. erzielt, würde am Ende dieses Zeitraums ein Vermögen von deutlich über 100.000€ aufgebaut haben (um genau zu sein: 131.241€).
Wichtige Mindset-Tipps zum Vermögensaufbau
Neben den wichtigen praktischen Tipps zu den Phasen des Vermögensaufbaus ist es mindestens genauso wichtig, sich psychologisch auf den Prozess des Vermögensaufbaus einzustellen. Denn sowohl Spardisziplin als auch Durchhaltevermögen sind für alle Anleger von zentraler Bedeutung, um ihre finanziellen Ziele zu erreichen. Um das zu vereinfachen, hier einige wichtige Mindset-Tipps zum Vermögensaufbau:
1. ASAP einsteigen
„As soon as possible“ – so bald wie möglich – solltest du in die Geldanlage einsteigen, da Zeit am Markt neben der Höhe der Sparrate und der Rendite dein wichtigster Hebel für den Vermögensaufbau ist. Je länger du dein Geld mithilfe von Wertpapieren für dich arbeiten lässt, desto mehr kann der Zinseszinseffekt für dich arbeiten und desto höher ist die Chance, dass auch schlechte Marktphasen sich insgesamt zu einer guten Durchschnittsrendite ausgleichen. Auch vergleichsweise niedrige Sparraten, die im jungen Alter angelegt werden, können auf lange Sicht einen großen finanziellen Effekt haben.
2. Strategisch vorgehen
Wenn du mit der Geldanlage beginnst, spricht nichts dagegen, verschiedene Sachen auszuprobieren oder auch sich mit etwas „Spielgeld“ (beispielsweise auf einem Nebendepot) verschiedenen Anlageklassen anzunähern. Für die eigentliche Geldanlage ist es aber sinnvoll, wenn du dich mit verschiedenen Strategien auseinandersetzt, dein Portfolio dementsprechend aufbaust und der Strategie auch im Falle kurzzeitiger Schwierigkeiten treu zu bleiben. Das bedeutet natürlich nicht, dass du einer Strategie auf Biegen und Brechen folgen musst, die sich als schlecht erweist, aber, dass du die Strategie langfristig anlegst und sie nicht bei jedem Marktcrash komplett neu aufstellst – denn das kostet Rendite.
3. Anlegen, nicht zocken
Der vorherige Tipp deutet schon an: Du solltest nicht mit dem Geld, das du zum Vermögensaufbau verwenden kannst, am Aktienmarkt zocken. Der Unterschied liegt in der langfristigen und strategischen Perspektive der Geldanlage, während das Zocken viel eher versucht, durch spekulative Wetten (beispielsweise unter Einsatz von Derivaten) kurzfristig hohe Renditen zu erzielen.
Insbesondere CFD-Broker müssen in Deutschland den Anteil der Kunden anzeigen, die bei ihnen Geld verloren haben – oftmals sind dies ungefähr 80%. Das sollte Abschreckung genug sein. Aber auch seriöse Neobroker können durch ihre visuelle Aufmachung dazu einladen, sich auf Spekulationen einzulassen, anstatt langfristig zu agieren. Wer einen Sparplan mit regelmäßiger Überweisung eingerichtet hat, kann beispielsweise die mobile App deinstallieren (oder verstecken), um die Versuchung zum Zocken etwas zu reduzieren.
4. Diversifizieren, diversifizieren, diversifizieren
Auf dem globalen Aktienmarkt ist es glücklicherweise möglich, das Risiko einzelner Unternehmen zu reduzieren. Das geht, indem man ein marktneutrales Portfolio aufstellt, das weltweit in Aktien investiert – etwa mithilfe eines ETFs. Dieser Ansatz der weltweiten Streuung heißt Diversifizierung. Denn selbst wenn ein einzelnes Unternehmen ins Wanken gerät, ist man gleichzeitig noch immer in viele andere investiert, die diesen Wertverlust abfangen können, wenn der Gesamtmarkt stabil ist. Das Gute an der Diversifizierung ist, dass sie – im Gegensatz zu anderen Absicherungsmöglichkeiten – keine Rendite kostet.
5. Crashs gehören dazu
Ob Platzen der Dotcom-Blase, Finanzkrise oder Covid-Crash: Wer schon etwas länger am Aktienmarkt dabei ist, weiß aus eigener Erfahrung, dass größere und kleinere Krisen regelmäßig auftreten. Genau für dieses Risiko werden Anleger auch mit der Rendite belohnt. Wen die roten Zahlen im Portfolio während einer Krise nervös machen, sollte sich die Langfristigkeit des Vermögensaufbaus ins Gedächtnis rufen. Auch die härtesten Crashs in der Geschichte der Aktienmärkte waren nach ausreichend langer Zeit wieder ausgeglichen und die Anleger mit einer guten Rendite belohnt. Das Schlechteste, das man in Krisenzeiten machen kann, ist, die eigene langfristige Strategie aufzugeben und etwa Panikverkäufe zu tätigen.