Wie hoch ist die Inflation?
In dieser Grafik siehst du den Verbraucherpreisindex. Dieser repräsentiert die Preisentwicklung eines durchschnittlichen Warenkorbs. Gut zu erkennen ist der steile Preisanstieg seit dem Jahr 2020. Die Inflationsrate entspricht der jährlichen Veränderung des Verbraucherpreisindex.
Möchtest du in dieser Grafik die aktuelle Inflationsrate erkennen? Dann stelle den Zeitraum auf ein Jahr und wähle die prozentuale Ansicht aus.
Inflation einfach erklärt
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- Die Inflation bezeichnet man auch als Kaufkraftverlust. Sie bedeutet, dass man für denselben Geldbetrag weniger Waren als vorher erwerben kann, Geld also an Wert verliert.
- Die Ursachen von Inflation sind vielseitig und überschneiden sich. Häufige Gründe für einen starken Anstieg der Inflation sind aber plötzlicher Anstieg der Nachfrage, stark gestiegene Kosten für Personal und Güter, politische Entscheidungen, Währungsabwertung oder Lohndruck.
- Ein gewisser Prozentsatz Inflation ist normal (und unproblematisch), wenn die Inflation aber stark ansteigt und dauerhaft hoch bleibt, kann dies für die Wirtschaft und für Verbraucher problematisch sein. Allerdings werden Schulden weniger wert, was für Schuldner einen Vorteil darstellt.
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- Ganz gegen Inflation schützen kannst du dich nicht. Durch eine Analyse und Anpassung deines eigenen Konsumprofils auf jeweils verschiedene Inflationsraten kannst du aber deine persönliche Inflationsrate senken.
- Finanzprodukte, die einen Inflationsschutz beinhalten, drücken durch hohe Kosten meist die Rendite und sind nicht empfehlenswert. Langfristig orientiertes Geldanlegen in Aktien-ETFs ist auch in inflationsbelasteten Zeiten lohnenswert.
Was ist Inflation?
Von einer Inflation spricht man, wenn das Preisniveau von Waren und Dienstleistungen steigt. Wenn das passiert, bedeutet das nichts anderes, als dass Geld weniger wert ist als zuvor. Wir können uns somit für den gleichen Betrag weniger kaufen.
Kostete eine Kugel Eis in der Vergangenheit etwa durchschnittlich 0,50€ und heute 1€, dann hat der Euro über die Zeit die Hälfte seiner Kaufkraft verloren. Genau dieser Effekt wird Inflation genannt. Der Begriff Inflation ist übrigens auch unter anderen Namen wie Kaufkraftverlust oder Geldentwertung bekannt.
Besonders extreme Beispiele von Kaufkraftverlust sind aus der Geschichte als Hyperinflation bekannt. In Deutschland hat sich etwa der Höhepunkt der Hyperinflation in der Weimarer Republik im Jahre 1923 ins Gedächtnis eingebrannt, bei der innerhalb kürzester Zeit Geldscheine mit Werten von mehreren Milliarden Mark gedruckt wurden, weil der Kaufkraftverlust so enorm war.
Ursachen für Inflation
Die Gründe für die Entstehung von Inflation sind vielseitig und unterliegen auch mancher wirtschaftswissenschaftlichen Debatte. Einige Faktoren spielen aber häufig eine Rolle und können sich überschneiden:
- Kosten. Sprunghaft steigende Kosten (die aus den verschiedensten externen Gründen entstehen können, etwa Krieg) können zu einem enormen Preisdruck führen, der in eine Spirale aus immer weiter steigenden Kosten (für Material und Löhne etwa) und Preisen mündet.
- Nachfrage. Auch eine stark gestiegene Nachfrage nach knappen Gütern kann zu Preisdruck und Inflation führen.
- Währungskurs. Die Währungsmärkte sind stetig in Bewegung und in manchen wirtschaftlichen Situationen kann es zu einer starken Abwertung einer Währung im Verhältnis zu anderen kommen. Bei einer solchen Abwertung werden Importe für das Land der abgewerteten Währung teurer (und dessen Waren günstiger für die Länder der aufgewerteten Währungen), weswegen sich die Nachfrage im Inland deutlich erhöht. Dies kann eine Aufwärtsspirale bei den Preisen und Inflation zur Folge haben.
- Geldmenge. Der Zusammenhang zwischen Geldmenge und Inflation ist nicht ganz unumstritten. Es ist aber möglich, dass eine Geldmenge, die die Produktionsrate deutlich übersteigt, zu einem Kaufkraftverlust führen kann, da diese erhöhte Menge an Geld für eine gleichbleibende Menge an Waren ausgegeben wird.
- Lohndruck. Da Löhne Teil der Produktionskosten sind, können stark gestiegene Löhne eine Preisspirale zur Folge haben, die zu einer kostenseitigen Inflation führen kann.
- Politik. Politische Entscheidungen haben einen enormen Einfluss auf das Inflationsgeschehen, da Zentralbanken direkte Instrumente haben, um diese (bis zu einem gewissen Grad) zu steuern. Auch sonstige politische Entscheidungen, von Mindestlöhnen bis zur Außenpolitik, können Inflationsdynamiken auslösen (und auch eindämmen).
Welche Effekte hat die Inflation?
In einem gewissen Rahmen ist Inflation normal und gehört zum geldpolitischen Tagesgeschäft. Viele Zentralbanken haben etwa als Ziel herausgegeben, Inflation in einem Bereich von etwa 2% pro Jahr zu halten. Dies hat auch damit zu tun, dass Deflation, also Geldaufwertung, für das Funktionieren von Volkswirtschaften als viel gefährlicher gesehen wird. Aber was sind die Effekte von Inflation? Und sind diese immer nur negativ?
Schauen wir uns deswegen zunächst die positiven Effekte von Inflation an. Ein positiver Effekt von Inflation ist für Schuldner, dass ihre Schulden in Kaufkraft gemessen weniger wert sind. Deswegen entscheiden sich stark verschuldete Länder manchmal dazu, die Inflation anzuheizen, um den Schuldenberg abtragen zu können. Damit überträgt die Inflation also Geld von der Anleger- auf die Schuldnerseite.
Allerdings bringt das auch die direkte Kehrseite mit sich, dass die Renditen von Investoren (privat wie institutionell/Unternehmen) an Wert verlieren, was Investieren weniger attraktiv macht. Das kann viele realwirtschaftliche Schwierigkeiten nach sich ziehen. In Kombination mit einem niedrigen Leitzins kann außerdem ein negativer Realzins entstehen, der Finanzinstrumente wie Tagesgeld oder Girokontoeinlagen unattraktiv werden lässt. Das wiederum kann unter bestimmten Umständen allerdings das Konsumklima befördern, da Spareinlagen rapide an Wert verlieren.
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Zudem zeigt sich, dass Inflation Menschen mit niedrigerem Einkommen meist überproportional negativ beeinflusst – durch den Kaufkraftverlust und die meist nur langsam nachziehenden Löhne, aber auch die häufig folgende Rezession.
Zu diesen negativen Effekten kommt bei einer hohen Inflation überdies eine gesamtwirtschaftliche Unsicherheit hinzu, die weder dem Konsum- noch dem Geschäftsklima zuträglich ist. Preise und Kosten werden unberechenbarer, was Tendenzen zu einer Rezession verstärken kann.
Was ist die Inflationsrate?
Die Inflationsrate ist der Versuch, eine durchschnittliche Inflation statistisch zu erfassen und abzubilden. In Deutschland wird die Inflation vom Statistischen Bundesamt in Wiesbaden gemessen. Die Beamten dort erstellen einen Warenkorb, der den durchschnittlichen Konsum eines deutschen Haushalts abbildet. Da ein durchschnittlicher deutscher Haushalt aus 2,3 Mitgliedern besteht und keine individuellen Präferenzen und Lebensumstände berücksichtigt, ist dieser Warenkorb als allgemeiner Referenzwert zu sehen.
Der statistische Warenkorb lässt sich in drei unterschiedliche Kategorien einteilen. Die erste Kategorie umfasst Alltagsprodukte wie Lebensmittel oder Drogerieprodukte, die man im täglichen Leben benötigt. Eine weitere Kategorie umfasst langlebige Wirtschaftsgüter wie Autos, Computer, Haushaltsgeräte oder Kleidung. Zum Schluss gibt es einen Warenkorb für die Kategorie Dienstleistungen. In diese Kategorie fallen etwa Versicherungsprämien oder Friseurbesuche.
Inflationsrate der letzten Jahre
Die folgende Tabelle zeigt die Entwicklung der Inflationsrate in Deutschland seit 2005:
Jahr | Deutsche Inflationsrate in % |
---|---|
2022 | 6,9 |
2021 | 3,1 |
2020 | 0,5 |
2019 | 1,4 |
2018 | 1,8 |
2017 | 1,5 |
2016 | 0,5 |
2015 | 0,5 |
2014 | 1,0 |
2013 | 1,4 |
2012 | 2,0 |
2011 | 2,1 |
2010 | 1,1 |
2009 | 0,3 |
2008 | 2,6 |
2007 | 2,3 |
2006 | 1,6 |
2005 | 1,5 |
Schutz vor Inflation
Da die Inflationsrate als Durchschnittswert bestimmt wird, kann die tatsächliche Inflationsrate aufgrund verschieden starker Preissteigerungen in bestimmten Bereichen sich individuell unterscheiden. Die eigene, persönliche Inflationsrate lässt sich dann senken, indem man bewusst Ausgaben in den Bereichen mit hohen Preissteigerungen senkt, insofern das möglich ist.
Negative Realzinsen (also die nominellen, angegebenen Zinsen abzüglich der Inflationsrate) machen es zudem unattraktiv, sein Vermögen in Geldmarktprodukten wie Tagesgeld oder Girokontoeinlagen zu belassen. Vielmehr lohnt es sich (das aber auch zu Zeiten niedriger Inflation), langfristig und breit gestreut in Aktien-ETFs zu investieren und durch die Rendite einen Inflationsschutz zu erzielen. Häufig werden auch Anlageprodukte mit eingebautem „Inflationsschutz“ vermarktet, die du am besten vermeidest. Sie kosten oftmals schlichtweg Rendite und mildern Inflationsrisiken ab, die du aber durch einen langen Anlagehorizont (mindestens 15 Jahre) ohnehin minimieren solltest – ganz, ohne dass es Rendite kostet.
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